Direktoren geben Lehrern schlechte Betragensnoten

Direktoren geben Lehrern schlechte
Direktoren geben Lehrern schlechte(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Eine OECD-Studie ergibt: Nicht nur Schüler schwänzen, auch viele Lehrer sind disziplinlos. Für den Studienautor war das Ausmaß an Disziplinlosigkeit unter Lehrern überraschend groß.

Wien (APA). Schwänzen und Zuspätkommen sind an österreichischen Hauptschulen und AHS laut Direktoren bei Lehrern ebenso häufig ein Problem wie bei Schülern. Das zeigt die vertiefende Analyse der Österreich-Ergebnisse der ersten OECD-Lehrerstudie Talis (Teaching and Learning International Survey), deren Ergebnisse am Montagabend vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) präsentiert wurden.

Demnach beeinträchtigt an 21 Prozent der 248 untersuchten Schulen die Abwesenheit von Lehrern das Lernen (Kategorien: „sehr“ und „in einem gewissen Ausmaß“), an 15 Prozent der Schulen erscheinen die Pädagogen laut Direktoren schlecht vorbereitet zum Unterricht, und an acht Prozent der Standorte kommen sie zu spät.

Burn-out-Erscheinungen bei Lehrern

Für Studienautor Ferdinand Eder, Erziehungswissenschaftler an der Uni Salzburg, war das Ausmaß an Disziplinlosigkeit unter Lehrern überraschend groß. Eine mögliche Erklärung: An den betroffenen Standorten herrscht eine Schulkultur, die solches Verhalten ermöglicht. Andererseits könnten auch Burn-out-Erscheinungen bei Lehrern durch Überforderung Schuld daran sein, dass diese „einfach die Kraft und Liebe zur Lehrtätigkeit verloren haben“, so Eder. Er stellte allerdings auch in Frage, wie verlässlich die Angaben der Direktoren seien.

Mangelt es bei den Lehrern an Disziplin, kommen Disziplinlosigkeiten unter Schülern deutlich häufiger vor. Insgesamt beklagen 59 Prozent der Direktoren, dass Schüler den Unterricht „sehr“ oder „bis zu einem gewissen Ausmaß“ stören, 48 Prozent berichten von vulgärer oder ordinärer Ausdrucksweise, 30 Prozent von Vandalismus und 36 Prozent von „Bullying“ (Bedrohen von Mitschülern). Eder fordert daher, dass Lehrer sich ihrer Vorbildfunktion und ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein müssen: „Disziplinlosigkeit ist einfach unprofessionelles Verhalten. Professionalität kann man auf jeden Fall verlangen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2010)

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