Walter Riegler: Neue Besoldung für Lehrer als große Unvollendete

neue Besoldung fuer Lehrer
neue Besoldung fuer Lehrer(c) Clemens Fabry
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Porträt: In zehn Jahren an der Gewerkschaftsspitze musste sich Walter Riegler oft mit Gehaltsfragen herumschlagen: Im Ton war er meist verbindlich, in der Sache mit Rückhalt der Pädagogen aber hart gegenüber der Regierung.

Wien. Sakko, offenes Hemd: So trat der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft am Verhandlungstisch mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied genauso wie im TV-Studio meist auf. Im Regelfall ruhig und verbindlich im Ton brachte Walter Riegler, der heuer im Mai den Vorsitz abgeben wird, die Position für 75.000 Lehrer vor.

Ins Blickfeld der meisten Österreicher rückte er im Frühjahr 2009 nach knapp acht Jahren als Gewerkschaftsboss. Da ließ Riegler in einer Phalanx mit weiteren Lehrergewerkschaftern Schmied mit dem Plan von zwei zusätzlichen Unterrichtsstunden abblitzen. Das trug dem 60-Jährigen zwar in der Öffentlichkeit den Ruf des Verhinderers ein. Bei seiner hartnäckigen Haltung konnte sich der schwarze Christgewerkschafter allerdings auch der Unterstützung der über Schmied verärgerten roten Lehrervertreter sowie tausender Pädagogen und Pädagoginnen sicher sein.

Eine große Reform des Dienst- und Besoldungsrechts, das ist jene Frage, die den aus Wien Floridsdorf gebürtigen Riegler, der in jungen Jahren in der Versicherungsbranche begonnen hat, in dem Jahrzehnt an der Spitze der Pflichtschullehrergewerkschaft schicksalhaft begleitet hat. Gelöst ist die Frage noch immer nicht, auch wenn jetzt neuerlich Verhandlungen mit der amtierenden Unterrichtsministerin angekündigt sind.

Heute, wie schon zur Zeit, als noch ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer im Amt war, geht es dabei um den Plan, dass junge Lehrer beim Berufseinstieg mehr Geld erhalten sollen, dafür steigt die Einkommenskurve in späteren Jahren langsamer. Budgetgeld war dafür freilich nie da. Überlegungen auf Regierungsseite, dass die Lehrer durch mehr Stunden im Unterricht oder die Streichung von Zulagen die Reform selbst zahlen, wurden umgekehrt abgeblockt.

Lehrerberuf liegt in der Familie

Eines hat sich nicht geändert: Anfang der 70er-Jahre waren wegen der geburtenstarken Jahrgänge Lehrer an Volks- und Hauptschulen begehrt, was auch Riegler dazu animierte. Mittlerweile wird wieder wegen fehlender Pädagogen Alarm geschlagen. Rieglers Familie trägt daran sicher keine Schuld: Denn auch seine Ehefrau und seine Tochter sind Lehrerinnen. Die größte Veränderung im Lehrberuf sieht er darin, dass mittlerweile viel mehr erzieherische Aufgaben von den Eltern an die Schule abgegeben werden – bis hin zum Erlernen des Zubindens der Schuhe.

Mit dem obersten Chef der Beamtengewerkschaft, Fritz Neugebauer, der auch aus dem Lehrberuf kommt, teilt er nicht nur das Schicksal, als „Bremser“ kritisiert zu werden, sondern auch die Leidenschaft für Motorräder. Sonst hat Riegler noch Tennisspielen und Fotografieren als Hobbys.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2011)

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