Auch Schüler, die etwa eine AHS oder HTL abbrechen, sollen eine „mittlere Reife“ absolvieren müssen.Sie sollen Kompetenzen an polytechnischen Schulen nachholen können.
Wien/Beba. Jugendliche, die aus dem Schul- bzw. Ausbildungssystem fallen, stehen derzeit im Zentrum der Bildungsdebatte. Während Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) eine Ausbildungspflicht propagiert, wünscht sich ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon einen verpflichtenden Abschluss für all jene, die keine AHS oder berufsbildende mittlere bzw. höhere Schule abschließen.
Derzeit stellt die Schulpflicht ausschließlich auf die Anzahl der Schuljahre ab; hat ein Schüler die erforderlichen neun Jahre abgesessen, kann er die Schule (ohne jeglichen Abschluss) verlassen. Amon fordert im Gespräch mit der „Presse“ nun, die Schulpflicht mit einer verpflichtenden „mittleren Reife“ zu verknüpfen.
Im Bildungsfahrplan der Koalition ist diese derzeit für Schüler an polytechnischen Schulen vorgesehen. Geht es nach Amon, sollen aber nicht nur die Poly-Schüler, sondern auch jene, die etwa eine AHS oder HTL abbrechen, eine „mittlere Reife“ absolvieren müssen. Konkret sollen sie gewisse Standards in Deutsch, Mathematik und Englisch, ein definiertes Maß an Allgemeinbildung und Sozialkompetenz nachweisen.
Schulabbrecher sollen diese (falls nötig) am Polytechnikum nachholen können. Poly-Schüler, die die mittlere Reife nicht im ersten Anlauf schaffen, sollen in einem zweiten Jahr an das nötige Niveau herangeführt werden. In einem „nächsten Schritt“ könnte die mittlere Reife gar zu einer Zugangsvoraussetzung für einen Lehrvertrag werden, so Amon.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2011)