Neue Mittelschule erhöht AHS-Zulauf

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Jeder zweite Absolvent kann im kommenden Schuljahr eine höhere Schule besuchen. Heute beschließt das Parlament die Umwandlung aller Hauptschulen.Rund 3600 Schüler schließen das neue Schulmodell ab.

Wien/Ib/Apa. Zum ersten Mal wird heuer ein Jahrgang die Neue Mittelschule (NMS) abschließen. Und nicht nur das ist ein kleiner Triumph für Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ): Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass durch das neue Schulmodell mehr Jugendliche eine höhere Schule besuchen könnten. „Das sind sehr positive Ergebnisse – für uns, nicht für unsere Kritiker“, heißt es aus dem Unterrichtsministerium.

Geht es nach dem Semesterzeugnis, dürfte gut jeder zweite Schüler (53,2 Prozent) der vierten Klassen der Neuen Mittelschule automatisch in eine höhere Schule übertreten. Ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr: Als die heutigen NMS noch Hauptschulen waren, erlangten nur 44,5 Prozent die sogenannte AHS-Reife. Der Großteil der Absolventen der Neuen Mittelschule will im Herbst auch eine höhere Schule besuchen: Knapp 1500 und damit rund 77 Prozent der Schüler mit AHS-Reife haben sich bereits für eine AHS oder BHS angemeldet.

Insgesamt schließen rund 3600 Schüler das neue Schulmodell an 67 Standorten in Kärnten, Oberösterreich, Vorarlberg, in der Steiermark und dem Burgenland ab. Die größten Erfolge hat die Neue Mittelschule im Burgenland erzielt: Mit 79 Prozent haben dort verhältnismäßig am meisten Schüler die AHS-Reife erreicht – im Jahr davor waren es an den Hauptschulen noch 56,6 Prozent. Und auch in den anderen Bundesländern ist der Anteil der Schüler mit AHS-Reife gestiegen: In Oberösterreich gibt es einen Anstieg von rund 24 Prozentpunkten im Vergleich zum vergangenen Schuljahr, in Kärnten sind es 17 Prozentpunkte, in Vorarlberg sieben und in der Steiermark nur gut vier Prozentpunkte.

Das beliebteste Ziel dieser Schüler sind die berufsbildenden höheren Schulen: 1047 Jugendliche wechseln an eine BHS, 438 an eine AHS (AHS-Oberstufe oder Oberstufenrealgymnasium). Den „vergleichsweise starken Trend“ zu den BHS erklärt ein Sprecher aus dem Unterrichtsministerium vor allem mit der ländlichen Struktur. In Bundesländern wie Vorarlberg und dem Burgenland gebe es „einfach regional mehr BHS-Angebote“.

(c) DiePresse

Ergebnis erst in Abschlusszeugnis

Wie viele Absolventen tatsächlich eine AHS besuchen dürfen, wird mit Ende des Schuljahres feststehen: Denn erst im Abschlusszeugnis der Neuen Mittelschule ist die Berechtigung zum Besuch einer weiterführenden Schule klar ausgewiesen.

Diese Zwischenergebnisse wurden wohl nicht ohne Grund gerade am Mittwoch bekannt gegeben: Heute, Donnerstag, wird im Parlament die flächendeckende Umwandlung aller Hauptschulen in Neue Mittelschulen beschlossen. Ab Herbst 2012 wird der Modellversuch dann stufenweise in das Regelschulwesen überführt, bis zum Schuljahr 2018/19 sollen schließlich alle österreichischen Hauptschulen in Neue Mittelschulen umgewandelt werden.

Wie das Aufnahmeverhältnis zwischen Gymnasien und Mittelschulen im kommenden Schuljahr aussehen wird, kann man übrigens noch nicht sagen – die AHS-Anmeldungen gehen erst Mitte April bei den Landesschulräten ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2012)

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