"Voll leicht": Premiere für Bildungsstandards

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Voll leicht Premiere fuer(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Heute wurde die Grundkompetenzen Mathematik in der 8. Schulstufe geprüft. An einem Wiener Realgymnasiums hofft man, dass die Schüler ihr Bestes gegeben haben. Auch wenn es keine Benotung gibt.

Um 7.30 Uhr öffnet Vera Aue, Direktorin des Lise Meitner Realgymnasiums in Wien-Innere Stadt, die versiegelten Prüfungsbögen. Bis heute waren die Aufgaben für die erste flächendeckende Überprüfung der Bildungsstandards in Mathematik streng geheim. 55 Schüler der achten Schulstufe (4. Klasse AHS/Hauptschule/Neue Mittelschule) müssen hier ihr Können beweisen. Gefragt sind vor allem mathematische Grundkompetenzen wie Prozentrechnung oder Gleichungen. Als sich um kurz nach 10.00 Uhr die Türen der Klassen wieder öffnen, herrscht unter den Schülern Erleichterung. "Total einfach, voll leicht und man hat viel zu viel Zeit", urteilen Tobias und Ivo aus der 4A.

"Jetzt soll es endlich darum gehen, was bleibt und was die Schüler wirklich nachhaltig können", erklärt Direktorin Aue, selbst Mathematiklehrerin, die Idee hinter den Standards. Sie wünscht sich, dass Schüler in Zukunft weniger "nach Kochrezept" auswendig lernen. Stattdessen sollen sie nachdenken, begründen und Mathematik wirklich verstehen. Das spiegelt auch das Testdesign: Bei den Bildungsstandards gibt es nicht nur lange Rechenwege, sondern auch Ergebnisse, die nur angekreuzt oder ausgewählt und interpretiert werden müssen. "Es war ur viel, zu viel Text zu lesen", beschwert sich Anish, "fast wie ein zweiter Lesetest." Die Schüler müssten sich vor allem an die neue Form der Testung gewöhnen, die nicht mit einer klassischen Schularbeit zu vergleichen sei, so Aue.

Gleich nach dem Test werden die Bögen wieder eingesammelt und erneut versiegelt. Ein Bote wird sie später abholen. Die Ergebnisse stehen im Dezember fest. Jeder Schüler hat dann die Möglichkeit, sein Ergebnis im Internet abzurufen. "Bei manchen Aufgaben musste ich schon überlegen", sagt Asja. Ein Kollege schüttelt den Kopf und fällt ihr ins Wort: "Überhaupt nicht. Total sinnlos." Lehrer bekommen Klassenergebnisse und die Schulleitung einen Überblick über Klassen und die Gesamtleistung der Schule. Wie das Lise Meitner Realgymnasium mit den Ergebnissen umgehen wird, ist noch nicht ganz klar. "Ich fände es wichtig, dass die Ergebnisse in den Schulen bleiben. Rankings bringen nichts", äußert Aue eine ihrer Befürchtungen.

"Konsequenzen für uns herauslesen"

"Wir werden sicherlich Konsequenzen für unseren Unterricht herauslesen", so Aue. Schon jetzt sollen die Lehrer mehr auf kompetenzorientierten Unterricht achten statt stur Beispiele durchzurechnen. "Wir haben nicht extra dafür gelernt", sagt Schüler Anish. Stattdessen finden sich in neueren Schulbüchern bereits Aufgaben, die denen der Bildungsstandards sehr ähnlich sind. Im Vorfeld haben die vierten Klassen auch Musteraufgaben bekommen. Gespannt auf ihre Ergebnisse sind die Schüler aber kaum. Hier sieht Aue auch das einzige Manko der Tests: "Die Rückmeldungen erfolgen viel zu spät. Da sind die Schüler bereits im nächsten Schuljahr. Ich glaube nicht, dass es dann noch jemanden interessiert." Trotzdem hofft sie, dass alle ihr Bestes gegeben haben. Auch wenn es keine direkte Benotung gibt. Schulterzucken bei der 4A - für die meisten hier war es doch nur noch ein Test.

(APA)

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