Wien verpflichtet Schulen zu mehr Tests

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Die Ergebnisse von 15 verschiedenen externen Tests sollen in die Notengebung miteinbezogen werden. Im Wiener Stadtschulrat rechnet man mit deutlich mehr "Sitzenbleibern".

Wien/Apa/J.n. Für die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SP) war die Präsentation der Ergebnisse der Bildungsstandards eine herbe Niederlage. Denn kein Bundesland schnitt bei der österreichweiten Überprüfung der Mathematikkenntnisse von 14-Jährigen schlechter ab als Wien. In der Hauptstadt ist man nun um Schadensbegrenzung bemüht. Als erste Maßnahme sollen die Schulen dazu verpflichtet werden, an weiteren externen Überprüfungen teilzunehmen.

Soll heißen: Ab dem kommenden Jahr werden sich die Schüler der Wiener Volks-, Haupt- und Neuen Mittelschulen sowie der AHS-Unterstufe 15 verschiedenen Tests unterziehen müssen. Für die meisten Schulen bedeutet das eine große Veränderung. Denn bisher haben laut Brandsteidl lediglich 20Prozent der Lehrer jene Tests eingesetzt, die zwar empfohlen, aber nicht verpflichtend waren. Überprüft werden durch diese Tests sowohl die Lese- als auch die Mathematik-, Englisch und Naturwissenschaftskenntnisse der Schüler. Die Ergebnisse müssen dann dem Stadtschulrat gemeldet werden. Außerdem sollen diese sowohl in die Notengebung miteinbezogen werden als auch eine Rolle für die Aufstiegsberechtigung in die nächsthöhere Schulstufe spielen. Ausgenommen soll dabei nur die erste Volksschulklasse sein.

Gute Noten trotz wenig Wissen

Die verpflichtenden Tests sollen den Lehrern zeigen, wo die Probleme liegen. Außerdem sollen sie für „Notenwahrheit“ sorgen, da Lehrer zusätzlich zu ihren subjektiven Beurteilungskriterien eine objektive Messung zur Verfügung haben, sagt die Stadtschulratspräsidentin. Immerhin habe der schon jetzt verpflichtende „Wiener Lesetest“ gezeigt, dass in der vierten Klasse Volksschule 20 Prozent der Schüler ein „Sehr gut“ oder „Gut“ erhalten haben, obwohl sie laut Überprüfung des Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE) massive Probleme beim Lesen haben. „Es kann nicht möglich sein, dass jemand, der ein Risikoschüler ist, eine Berechtigung zum Aufstieg in die AHS erhält“, so Brandsteidl. Laut dem jüngsten „Wiener Lesetest“ vom vergangenen Frühjahr war das immerhin bei knapp 500Schülern der Fall. Brandsteidl geht davon aus, dass sich die Tests auf die Aufstiegsberechtigungen in die nächste Klasse auswirken werden. Sie rechnet mit einer „deutlichen Steigerung“ der Klassenwiederholungen – vieles soll durch Fördermaßnahmen abgefangen werden.

Allein in der Volksschule wird es durch die verpflichtende Testteilnahme sieben verschiedene Bildungserhebungen geben. Bisher war nur der „Wiener Lesetest“ in der vierten Klasse verpflichtend. So soll etwa schon in der ersten Klasse Volksschule zweimal getestet werden – das erste Mal bereits im Dezember bzw. Jänner. Dabei soll überprüft werden, ob die Schüler die vorgegebenen acht Buchstaben beherrschen. Bei der sogenannten „Maiüberprüfung“ wird dann die Lesefähigkeit getestet.

Auch nach der Volksschule soll jährlich mehrmals getestet werden. Nicht immer werden dabei alle Schüler überprüft, manchmal werden es nur die Risikoschüler sein. Die Überprüfungen sollen auch für die Schüler selbst hilfreich sein. So soll der sogenannten „Talente-Check“ bei der Berufswahl helfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2012)

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