Ländervergleich: Viele Wege zur Inklusion

Symbolbild
Symbolbild(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Umstellung auf ein inklusives Schulsystem meistert Europa mit unterschiedlichem Erfolg. Italien gilt weltweit als Vorbild. Bundesrepublik Deutschland kommt in Sachen inklusive Schule nur schleppend voran.

Wien/Thea. Seit der Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung beschäftigt die Frage nach deren Umsetzung im Schulwesen nicht nur Österreich. Die Konvention verpflichtet die unterzeichnenden Länder, ein inklusives Bildungssystem einzurichten. Das gelingt unterschiedlich gut. Eine Auswahl:

►Italien gilt weltweit als Vorbild im Bereich der schulischen Inklusion: Bereits 1971 wurde durch ein Gesetz der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung verpflichtend und flächendeckend eingeführt. Im Jahr 2010 gab es in ganz Italien zwölf Sonderschulen. Offiziell besuchen 99,9 Prozent der Kinder mit Behinderung eine Regelschule.

►Finnland wird zwar in Bildungsbelangen häufig als Vorbild gehandelt – was die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung betrifft, ist man von flächendeckender Inklusion aber noch weit entfernt. Im Jahr 2010 wurden fast 50 Prozent der Kinder mit Behinderung in Sonderschulen oder speziellen Klassen unterrichtet. Allerdings dominieren Formen, die zumindest teilweise integrativ sind, wie Sonderklassen an Regelschulen oder zeitweiser Unterricht in Regelklassen, gegenüber der klassischen Sonderschule.

►Spanien hat bereits im Jahr 1985 mit dem königlichen Beschluss zur Ordnung der Sonderpädagogik die Grundlage für ein Regelschulsystem geschaffen, in dem „alle Formen der Beeinträchtigung“ zu berücksichtigen sind. Damit wurden auch Spezialklassen an Regelschulen eingeführt. Probleme gibt es aber noch mit der sonderpädagogischen Ausbildung von Lehrern.

►Deutschland kommt in Sachen inklusive Schule nur schleppend voran: Einige Bundesländer nehmen zwar absolute Vorbildfunktion ein (Bremen oder Schleswig-Holstein), bei den Schlusslichtern Hamburg und Bayern gibt es hingegen noch enormen Aufholbedarf. Im Schuljahr 2009/10 besuchten in Deutschland insgesamt nur 20 Prozent der Kinder mit besonderem Förderbedarf eine Regelschule. Besonders drastisch: Mehr als die Hälfte derer, die eine Sonderschule besuchen, verlassen diese ohne Hauptschulabschluss.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sonderschulen Aussonderung nimmt wieder
Schule

Sonderschulen: "Die Aussonderung nimmt wieder zu"

Seit der Jahrtausendwende steigt der Anteil an Pflichtschülern, die eine Sonderschule besuchen, kontinuierlich an.
meistgehasste Schule bleibt bestehen
Schule

Behinderte: Die meistgehasste Schule bleibt bestehen

Das Unterrichtsministerium hält an der Sonderschule weiterhin fest. Gegner sehen einen Verstoß gegen die UN-Konvention. Integration oder separate Einrichtung: Was ist das Beste für ein Kind mit Behinderung?
Symbolbild
Schule

Unterricht für Blinde: Fühlen statt sehen

Es gibt keine Kreiden, Tafeln oder Füllfedern – sondern Punktschrift, Computer und ausgestopfte Bären: der Schulalltag von sehbehinderten Kindern in Österreich. Das Erleben ist im Unterricht besonders wichtig.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.