In der Debatte um die "falschen Fünfer" fordert der Sprecher der AHS-Direktoren, Wilhelm Zillner, mehr Sachlichkeit. Die aktuelle Diskussion sei "aufgebauscht" worden.
Mehr Sachlichkeit in der Diskussion um die Benotung von Schularbeiten nach den neuen, für die ab 2013/14 an den AHS startende kompetenzorientierte Matura gedachten Kriterien wünscht sich der Sprecher der AHS-Direktoren, Wilhelm Zillner. Er kritisiert die aktuelle "aufgebauschte Debatte", denn ob eine Schularbeit wie bisher bereits ab 50 oder erst ab 60 Prozent positiver Leistung mit "Genügend" beurteilt wird, sage nichts über den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, so der Direktor des Gymnasiums in Kirchdorf (OÖ).
"Es ist immer die Frage, wie schwer die Aufgaben sind und wofür ich Punkte vergebe oder abziehe", betont Zillner. Auch wenn eine Arbeit erst ab 60 Prozent positiver Leistung ein "Genügend" bekommt, müsse sie dadurch nicht zwangsläufig schwieriger werden.
Überhaupt kritisiert Zillner, dass in der Diskussion darüber, wann eine Arbeit positiv ist, 50 Prozent als "Glaubenszahl" dargestellt werden. Immerhin stehe in der Leistungsbeurteilungsverordnung "keine dieser ominösen Zahlen". Dort wird lediglich als Voraussetzung für ein "Genügend" genannt, dass die Arbeit "in den wesentlichen Bereichen überwiegend positiv" sein muss.
"Dramatisierung" um Falsche Fünfer
Die kolportierten Probleme rund um "falsche Fünfer" sind aus Sicht des AHS-Direktors auf Kärnten beschränkt und seien dort dramatisiert worden. "Ich weiß nicht, wer daran Interesse hat, es ist mir eigentlich auch egal. Da wird viel Kleingeld gemacht in dieser Diskussion um die Einführung der neuen Matura. Ich persönlich hätte gerne, dass sie eine Spur sachlicher geführt wird."
Unsinnig wäre eine Umstellung der Anforderung von 50 auf 60 Prozent für ein "Genügend" dann, "wenn ich auf eine bestehende Schularbeit auf ein bestehendes Punktesystem einfach andere Prozentsätze drüberlege". Allerdings sei ihm nicht bekannt, ob das in Kärnten so gemacht wurde. "In Oberösterreich ist das sicher nicht passiert und - soweit ich momentan informiert bin - auch in den anderen Bundesländern nicht."
Auch Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) ortet eine "künstlich aufgebauschte" Debatte um die neuen Beurteilungsraster, mit der Stimmung gegen die neue Reifeprüfung gemacht werden solle. Gleichzeitig betont sie in der Aussendung, dass es in Wien "keinerlei Probleme mit der Vorbereitung" und keine Zunahme an Berufungen gegen Noten gebe.
Professorenunion: "Blamables Chaos"
Die VP-nahe Österreichische Professorenunion (ÖPU) spricht indes am Dienstag in einer Aussendung von einem "blamablen Chaos", das einmal mehr zeige, wie weit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) von einer soliden Vorbereitung der Zentralmatura entfernt sei. Auch FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz bezweifelt, dass es nur in Kärnten Probleme geben soll und warnt davor, die Probleme als Widerstand gegen die Zentralmatura abzutun. Seine Kritik richtet sich gegen das Ministerium:
Das für die Zentralmatura zuständige Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) habe durch missverständliche Direktiven für "Chaos" gesorgt, weil das Unterrichtsministerium seiner Aufsichtspflicht über das Bifie nicht nachgekommen sei, "was nun alle Schüler, die fälschlicherweise negativ beurteilt wurden, ausbaden müssen".
(APA)