Chemie-Matura: Vom Nil bis Weihnachten

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Heuer wurden wieder die acht besten Fachbereichsarbeiten aus Chemie von einer Jury gekürt und im Unterrichtsministerium ausgezeichnet. Sie haben alle mehr als „vorwissenschaftliches“ Niveau.

„Im Bann des kalten Feuers“, „Der Duft von Weihnachten“, „Gewässeruntersuchung des Nils an Großstädten Ägyptens“: Nicht nur die Titel der Chemie-Fachbereichsarbeiten klingen spannend, die Arbeiten sind auch für Nicht-Chemiker interessant und dabei höchst anspruchsvoll. Heuer wurden zum 22. Mal die acht besten von einer Jury gekürt und im Unterrichtsministerium feierlich prämiert.

Die Gesellschaft Österreichischer Chemiker, der Fachverband der Chemischen Industrie und der Verband der Chemielehrer nehmen an dieser Aktion teil, und sie alle wissen, was sie an Maturanten und Lehrern haben, die die Mühe einer solchen Arbeit auf sich nehmen: Es sei „sicher die Form der Reifeprüfung, die den höchsten Arbeitseinsatz verlangt“, bestätigte Ralf Becker, Präsident des Verbandes der Chemielehrer. Es seien keinesfalls reine Schreibarbeiten, sondern immer, wie sich das für eine Naturwissenschaft gehört, mit einigem experimentellen Aufwand verbunden. So hat Mohamed Tail vom Wiener Rainergymnasium tatsächlich Proben an acht Messstellen am Nil genommen und auf eine Menge von Parametern untersucht, vom pH-Wert über die Wasserhärte bis zu Konzentrationen etlicher Ionen. Dabei hat er u. a. festgestellt, dass im Trinkwasser von Kairo die Konzentrationen von Chrom (III), Cyanid und Kupfer (II) deutlich über dem Grenzwert der WHO liegen. Offenbar gelangen Abwässer von Industrieanlagen ziemlich ungeklärt in den Nil. Das Umweltbewusstsein in Ägypten sei noch sehr schwach, so Tail.

Analyse der Wasserpfeife

Für die Gesundheit relevant sind auch die Arbeiten von Linda Waldherr (Graz, Sandgasse), die die vor allem in Spitälern entstehende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika untersucht hat, und Philipp Köck (Köflach): Er hat die Schwermetall- und Kohlenmonoxid-Belastung beim Rauchen von Zigaretten und Wasserpfeifen verglichen. Ein Ergebnis: Mit Zigaretten nimmt man deutlich mehr Chrom, Cadmium und Nickel zu sich, mit einer Wasserpfeife überraschenderweise mehr Blei. Auch die gleiche CO-Belastung spricht nicht für einen Umstieg auf die Shisha. Mit der spannenden Frage des Abbaus von Chlorophyll befasste sich Clemens Dietrich (Innsbruck, Adolf-Pichler-Platz), und zwar am Fall von reifenden Bananen. Es scheint, dass die Abbauprodukte gegen Oxidation wirken und so womöglich die Bananen konservieren.

Thomas Schlatzer (Köflach) behandelte organische Synthesen unter Einsatz von Mikrowellen, Sonja Bleichert (Wien, Sacre Cœur) widmete sich natürlichen Giften in Lebensmitteln, Lisa Schoklitsch (Graz, Seebachergasse) der Lumineszenz in der Mineralogie, Helene Wagner (Oberschützen) den Stoffen, nach denen Weihnachten riecht, von Anis bis Zimt. Chemiker freuen sich daran, dass darunter viele Verbindungen sind, die sie zur Klasse der Terpenoide rechnen.

Alle diese Arbeiten kann man ohne Übertreibung „wissenschaftlich“ nennen. Ab 2014 müssen ja alle Maturanten in einem Fach eine „vorwissenschaftliche Arbeit“ verfassen. Man darf zuversichtlich sein, dass zumindest in Chemie einige darunter sein werden, für die man die Vorsilbe „vor“ nicht zu strapazieren braucht.

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