Nur jede siebente Absolventin wird Kindergartenpädagogin

(c) FABRY Clemens
  • Drucken

Schulen für Kindergartenpädagogik sind beliebt. Mit der Realität halten sie nicht Schritt. Durch die Erkenntnisse der Elementarpädagogik sollten sich die Gewichte in der Ausbildung aber verschieben.

Wien/Do. Das Mädchen (18) besucht die Maturaklasse einer Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (Bakip) in Wien: „Wir sind 22Schülerinnen in der Klasse“, sagt sie. „Allerdings wollen von denen nur zwei wirklich Kindergärtnerinnen werden.“ Solche Erzählungen hört man aus den Bakip zuhauf. „Nur 20 bis 40Prozent der Absolventinnen gehen tatsächlich auch in den Kindergarten“, sagt Heide Lex-Nalis, Bildungsexpertin der Plattform EduCare. „Der Rest studiert weiter.“

Lex-Nalis würde den Schultyp überhaupt „abschaffen“. So weit geht die Politik derzeit noch nicht. Zu einer Reform will man sich aber immerhin durchringen. Mittelfristig sollen alle Kindergärtnerinnen auf Hochschulniveau ausgebildet werden und mit einem Bachelor abschließen. Das könnte einige der Probleme beseitigen, mit denen die Kindergärtnerinnenausbildung kämpft. So gelten Bakips nach wie vor als Option für all jene, die in der Schule nicht gerade glänzen. „Die Bakip ist arbeitsintensiv, die intellektuelle Leistung steht aber nicht so im Vordergrund“, sagt Lex-Nalis. Ist die Matura aber einmal bestanden, entschließen sich viele Absolventinnen weiterzustudieren, die meisten im Bereich Sozialpädagogik.

Schnurspringen und basteln

Ein weiteres Problem ist die Auswahl der Kandidatinnen. „Theoretisch geht es um die bildnerische, musikalische und soziale Bildbarkeit. Praktisch wird man als geeignet angesehen, wenn man singen, schnurspringen und basteln kann und etwas von einer Animateurin hat“, sagt Lex-Nalis. Durch die Erkenntnisse der Elementarpädagogik sollten sich die Gewichte in der Ausbildung aber verschieben. Außerdem müssten die Schülerinnen stärker auf das vorbereitet werden, was sie in der Praxis tatsächlich erwartet.

Und dafür seien sie mit 14Jahren zu jung, meinen Experten. Ein Indiz dafür sei, dass wesentlich mehr Absolventinnen des zweijährigen Bakip-Kollegs nach der Matura auch wirklich in den Kindergarten gingen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.