Kinder und der Islam: „Bei uns wird nicht gepredigt“

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Symbolbild(c) EPA (Robin Townsend)
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In Wien entstanden in den vergangenen Jahren mehrere deklariert islamische Kindergärten. Diese konfessionellen privaten Einrichtungen werden zu einem kleinen Teil auch schon von Nichtmuslimen genützt.

Wien. Sie haben Namen wie „Iman“, „Hilal“ oder „Al Andalus“ – und sie sind Kindergärten, in denen der Islam eine gewichtige Rolle spielt. In den vergangenen Jahren sind in Wien gleich mehrere solcher Einrichtungen entstanden, die sich als islamische Kindergärten bezeichnen. Im Büro des für Kinder und Jugend zuständigen Stadtrats, Christian Oxonitsch (SP), zählt man derzeit 16 derartiger Standorte in Wien.

Es sind vor allem Eltern mit Wurzeln in islamisch geprägten Ländern, die ihre Kinder hierher schicken. Hier sollen sie die Grundlagen der Religion und der muslimischen Kultur kennenlernen. Auf den ersten Blick wirken viele dieser Einrichtungen aber nicht sehr viel anders als andere Kindergärten auch – was unter anderem daran liegt, dass sie den Bestimmungen des Kindertagesheimgesetzes unterliegen. Organisatorisch handelt es sich um private konfessionelle Einrichtungen, so wie auch katholische Privatkindergärten – sie alle müssen sich an die Wiener Bildungspläne halten, sonst bekommen sie keine Förderung von der Stadt.

Koran und Prophetengeschichten

Allerdings gibt es eine Reihe von Zusatzangeboten, etwa Sprachförderung – in Deutsch, aber auch in den Sprachen der Eltern. Und natürlich den religiösen Aspekt. „Es werden im religiösen Programm kurze Koransuren beigebracht und Prophetengeschichten erzählt“, sagt Amel Hamdi. Sie führt gemeinsam mit ihrer Schwester drei islamische Kindergärten in Wien – „Lina“, „Mina“ und „Medina“. „Hier geht es um Wertevermittlung, aber bei uns wird nicht gepredigt“, sagt sie. Und natürlich biete man diesen Punkt nur für jene Kinder an, deren Eltern das auch wollen. Denn das islamische Religionsbekenntnis ist für die Aufnahme keine Voraussetzung.

„Wir haben im ,Medina‘ von 120 Kindern etwa 30 nicht muslimische“, sagt Hamdi. Vielen Eltern ginge es gar nicht um die Religion, sondern um die familiäre Atmosphäre und die Deutschausbildung. Das spiegelt sich auch im Personal wider – auch hier finden sich zahlreiche Nichtmuslime unter den Betreuern und Assistenten.

Manchen gehe es aber sehr wohl um die religiöse Komponente, meint die türkischstämmige Nationalratsabgeordnete Alev Korun (Grüne). Sie habe im zweisprachig geführten Kindergarten ihrer Tochter erlebt, wie Eltern ihre Kinder wieder abmeldeten – weil es keinen Religionsunterricht gab. Konsequenterweise ist die Nachfrage nach religiös geführten Kindergärten weiter hoch. So eröffnete etwa der österreichische Konvertit Muhammad Ismail Suk, Betreiber des Kindergartens „Iqra“ in Favoriten, Ende 2010 einen weiteren Kindergarten – um die Warteliste abarbeiten zu können.

Vorbild Mohammed

Es gehe den Eltern vor allem um das Erlernen der deutschen Sprache, meint Suk. Und um gutes Benehmen, wobei das Verhalten des Propheten Mohammed natürlich als Vorbild diene. Und doch will Suk nicht von einem dezidiert islamischen Kindergarten sprechen – „das Wort ist einengend und erzeugt Ängste“, meint er. „Der Kindergarten wird von Muslimen geführt, aber der Großteil der Pädagogen sind keine Muslime.“

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