Lehrer strenger auswählen

Lehrer strenger auswaehlen
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Lehrerausbildung. Es braucht strenge Aufnahmekriterien im Studium, bessere Fachdidaktik und mehr Unterstützung.

Will man die besten Lehrer, muss man diese auch gezielt anwerben und aussuchen. Lehrer darf nicht derjenige werden, dem nach der Matura keine bessere Alternative einfällt, sondern der, der für den Beruf optimal geeignet ist. Strenge Zugangsvorraussetzungen sind ein Muss. Die österreichische Lösung ist vergleichsweise lasch. Das Konzept zur neuen Lehrerbildung sieht zwar eine sogenannte „Eignungsfeststellung“ vor – eine penible Selektion soll das aber nicht sein. Ob der Ausbildner nach der zweisemestrigen Beobachtungsphase das letzte Wort haben wird, ist noch offen.

Dass Selektion der Schlüssel zum Erfolg ist, zeigt das finnische Schulsystem. Anspruchsvolle Tests, Einzel- und Gruppengespräche – all das müssen angehende Lehramtsstudenten absolvieren. An der Uni in Helsinki schafft es nur etwa jeder zehnte Bewerber in die Ausbildung. Der Erfolg gibt den Finnen recht. Eines ist klar: Ausgesiebt kann nur dann werden, wenn es genügend qualifizierte Bewerber gibt. Angesichts des drohenden Lehrermangels wird das ohne einen Imagewandel des Lehrberufs und attraktive Einstiegsgehälter wohl kaum möglich sein.

Nach erfolgter Eingangsauslese gilt es, allen Pädagogen – auch jenen in der frühkindlichen Erziehung – die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten. Ob die Lehrer dazu künftig einen Bachelor- oder einen Masterabschluss haben sollen, ist sekundär. Es geht um die inhaltliche Aufwertung. Die neue Lehrerausbildung sieht den ersten wichtigen Schritt vor: das Ende der Trennung von Haupt- und AHS-Lehrern. Rational kann die unterschiedliche Ausbildung der beiden Lehrtypen ohnehin nicht begründet werden. Gliedern soll sich diese in Altersgruppen – Elementar- und Primarbereich sowie Sekundarbereich.

Forschung und Fachdidaktik

Das zwingt Unis und Pädagogische Hochschulen (PH) zur Kooperation. In zehn Jahren soll es nur noch Pädagogische Unis geben, so das politische Ziel. Ein Unterfangen, bei dem Vorsicht geboten ist. Denn das Konzept lädt nahezu zu einem Etikettenschwindel ein. Wie Kooperationen genau aussehen sollen, bleibt den Institutionen selbst überlassen, festgelegt sind nur die Eckpunkte.

Idealerweise müsste gesichert sein, dass die Lehrerausbildung auf universitärem Niveau – mit ausreichender Forschungsorientierung – stattfindet. Die Leistung der Institution muss im Zentrum stehen. Werden die Kriterien nicht erreicht, darf weder eine Uni noch eine PH zur Pädagogischen Uni ernannt werden. Auch das Curriculum ist entscheidend. Die immer wieder beteuerte Konzentration auf die Pädagogik darf nicht auf Kosten der Ausbildung in Fach und Fachdidaktik gehen. Immerhin zeigen internationale Studien, wie die Teacher Education and Development Study (TEDS), dass hohe fachliche Kompetenzen unbedingt nötig sind, um fachdidaktische Fähigkeiten zu erweben. Diese wiederum ebnen den Weg für gute Schülerleistungen.

Aber auch bestens geeignete und ausgebildete Lehrer sind zum Scheitern verurteilt, wenn das System die alltägliche Arbeit erschwert. Sie benötigen vielerorts Unterstützung durch Schulpsychologen und Sozialarbeiter. Außerdem braucht es das schon lange angekündigte, leistungsorientierte Besoldungsrecht. Internationale Vorbilder gäbe es genug. In Spanien etwa erhalten Lehrer mehr Gehalt, wenn sie sich außerhalb der Arbeitszeit fortbilden.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)

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