Lehrerbildung neu: Universitäten wollen PH schlucken

Lehrerbildung Universitaeten wollen schlucken
Lehrerbildung Universitaeten wollen schlucken(c) Fabry
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Die Rektoren wollen künftig alle Pädagogen an den Unis ausbilden. Die pädagogischen Hochschulen sollen zu Fakultäten degradiert werden.

Wien. Der Auftritt der Universitäten in Sachen neuer Lehrerbildung lässt sich mit einem Wort beschreiben: selbstbewusst. Waren sie lange jene, denen vorgeworfen wurde, die Ausbildung der Pädagogen stiefkindlich zu behandeln, wollen sie nun die Oberhand gewinnen. Der Plan: Die pädagogischen Hochschulen sollen in die Unis eingegliedert werden. Diese Forderung stellt jetzt die von der Universitätenkonferenz eigens eingerichtet Taskforce „Lehrerbildung neu“.

Mit diesem Vorstoß durchkreuzen die Unis die Pläne von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ). Denn diese hat sich bisher stets für die Aufwertung der pädagogischen Hochschulen zu pädagogischen Unis ausgesprochen. In einem derartigen Modell sieht die Uniko jedoch die Gefahr, dass die Unis „zu Zulieferbetrieben degradiert werden“, sagt Martin Polaschek, Leiter der Taskforce „Lehrerbildung neu“ und Vizerektor an der Uni Graz.

In jenen Städten, in denen es ohnehin Unis gebe, habe es „wenig Sinn“, pädagogische Unis zu schaffen, sagt Polaschek. Dort sollten sich ausschließlich die Unis um die Ausbildung der Lehrer kümmern – natürlich gemeinsam mit den PH-Lehrenden, die in den Uni-Betrieb eingegliedert werden sollen. Am sinnvollsten hält die Uniko dabei die Einrichtung sogenannter pädagogischer Fakultäten, die der Uni angehören. Betreffen würde das die PH in Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg und Wien. Anders hingegen in Vorarlberg: Dort sei der Ausbau der PH zur pädagogischen Uni ob der Lage tatsächlich ein gangbarer Weg, so die Meinung Polascheks.

Struktureller und zeitlicher Vorteil

Die von den Unis angestrebte Eingliederung der PH bringe zwei wesentliche Vorteile: einen zeitlichen und einen strukturellen. Während eine derartige Aufwertung der PH zur pädagogischen Uni mindestens zehn Jahre brauchen würde, könnten die Unis die gesamte Lehrerausbildung schon ab Herbst 2013 übernehmen, so Polaschek. Vor allem in der Forschung sollten die Kapazitäten der Unis genützt und nicht parallele Strukturen aufgebaut werden. Außerdem sei es für die Unis vergleichsweise einfach, mit einem durch die Zusammenlegung der Lehrerbildung bedingten Anstieg der Studierendenzahl umzugehen.

Die Universitäten brächten die entsprechenden Voraussetzungen (genügend Verwaltungsressourcen, eine eigene Rechtsabteilung) bereits mit, während die vergleichsweise kleinen PH mit der plötzlichen Verdreifachung der Studentenzahl nicht entsprechend umgehen könnten. Dass es den Unis mit der Ankündigung ernst ist, zeigt folgende Aussage: „Die Intensivierung der Lehrerausbildung an den Universitäten wird bei den anstehenden Leistungsvereinbarungsverhandlungen mit dem Wissenschaftsressort ein Schwerpunkt der Uni-Strategie sein“, so Polaschek.

Natürlich gibt es auch eine andere Option: Unis und PH könnten lediglich enge Kooperationen eingehen. Die Nachteile: Die Planung gemeinsamer Curricula sei aufgrund der verschiedenen Voraussetzungen der beiden Institutionen schwierig. Außerdem sei es dem Steuerzahler auf lange Sicht nur schwer zumutbar, beide Institutionen zu finanzieren, so Polaschek.

Geld weiter aus Unterrichtsressort

Während sich Wissenschafts- und Unterrichtsministerium noch uneins über die Zuständigkeit für die entstehenden Institutionen sind, prescht die Uniko mit einem eigenen Vorschlag vor: Würden die PH komplett zu pädagogischen Fakultäten, so müsse das nicht automatisch heißen, dass die komplette Zuständigkeit und damit auch die anfallenden Kosten an das Wissenschaftsministerium fallen, sagt Polaschek. Durch unterschiedliche Rechnungskreise könnte das Unterrichtsministerium weiter für die PH-Lehrenden aufkommen, so der Vorschlag. Der Vorteil für das Unterrichtsressort: Im Rahmen eigener Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten könnte ihre inhaltliche Mitbestimmung gewahrt bleiben.

Auf einen Blick

Mehrere Unis haben Konzepte vorgelegt, wie sie die neue Lehrerbildung an ihren Institutionen verankern wollen. Eine Auswahl.

Uni Wien: Rektor Heinz Engl will seine Uni zur Trägerorganisation der neuen Lehrerausbildung machen. Er plant ein eigenes Zentrum für Lehrerbildung. Die Einrichtung soll als zentrale Stelle fungieren und
auch die Kooperation mit anderen Einrichtungen übernehmen.

Uni Innsbruck: Geht es nach der Uni, sollen Lehramtsstudenten künftig an einer eigenen Fakultät ausgebildet werden. In einem weiteren Schritt soll die PH Tirol mit dieser Fakultät zusammengelegt werden. Die PH zeigt sich skeptisch.

Uni Graz: Ein eigenes Zentrum für die Ausbildung der Pädagogen ist geplant. Im Bereich der Forschung soll eng mit der pädagogischen Hochschule kooperiert werden.

Uni Salzburg: Das Vorbild in diesem Bereich ist die Uni München. Dort gibt es eine „School of education“ – also eine eigene pädagogische Fakultät.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2012)

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