Volksbegehren: Androsch startet "Mission Impossible"

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Mehr als 100 Mitstreiter hat der Ex-SP-Vizekanzler zum ersten Treffen versammelt. Am 3. Februar soll der Text des Volksbegehrens stehen. Ab Mai werden Unterstützungserklärungen gesammelt.

Wien/Chs. Die Töne, die am Montagnachmittag aus der Ovalhalle im Wiener Museumsquartier drangen, wirkten kämpferisch: Es war die Titelmusik des Films „Mission: Impossible“, die Ex-Vizekanzler Hannes Androsch für den Auftakt seines „Bildungsvolksbegehrens“ gewählt hatte. Auch in seiner Rede war der Industrielle um drastische Formulierungen bemüht: Eine „umfassende Reform“ wie jene zu Zeiten Kaiserin Maria Theresias sei nötig, „um die neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen zu können“.

Seit Wochen war Androsch damit beschäftigt, Mitstreiter für sein Volksbegehren zu finden – und das offenbar mit Erfolg, wie ein Blick in die Runde zeigt. Mehr als 100Vertreter von Vereinen und Institutionen, Bildungsexperten und Betroffene waren geladen, ihre „Ideen und Vorschläge“ beim ersten Vernetzungstreffen einzubringen. Unter den Gästen fanden sich bekannte Namen der Bildungsszene: Neben Wissenschaftlern, Uni- und Studentenvertretern waren PISA-Chef Günter Haider, Ex-IV-General Herbert Krejci, Philosoph Konrad Paul Liessmann und ÖVP-Bildungsexperte Bernd Schilcher gekommen. Der ehemalige Austria-Tabak-Chef Beppo Mauhart spielte beim Einlass gar den Türsteher.

So unterschiedlich wie die Gäste waren auch die Positionen und Forderungen an die Zukunft des Bildungssystems. Nicht das Trennende zu suchen, sondern vielmehr „all das, was uns zusammenführt“, lautete dann auch die Aufforderung der Moderatoren. Worin die Gemeinsamkeit bestehe, stellte Androsch in seiner Rede klar: „Die Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen und der Entwicklung des Bildungsniveaus. Unser System ist modernisierungsbedürftig.“ Die ältere Generation habe die „Verantwortung, vieles zu ändern und den Jungen eine bestmögliche Bildung zu ermöglichen“.

Ein breiter, kein beliebiger Text

Für die Anwesenden sollte es ein arbeitsamer Nachmittag werden. Bis in den Abend wurden rund um die kleinen Tische in Arbeitsgruppen erste Inhalte präsentiert, Anliegen geäußert und Prioritäten abgesteckt. Ein Rotationsprinzip sollte sicherstellen, dass jeder von Tisch zu Tisch wanderte, um mit möglichst vielen in Kontakt zu treten.Nicht beschäftigen wollte man sich am Montag mit konkreten Forderungen. In den Text des Volksbegehrens sollen „möglichst viele der angesprochenen Punkte“ einfließen, so Beppo Mauhart. Fixpunkt sei die Ganztagsschule. Die Forderung nach einer Gesamtschule solle hingegen nicht enthalten sein. Es dürfe allerdings „kein beliebiger Text“ werden, so Mauhart.

Bis 3.Februar soll der Text fixiert sein, dann werden die 8032 Unterstützungserklärungen gesammelt, die zur Einleitung des Begehrens nötig sind. Das Volksbegehren soll im Mai oder Juni stattfinden. Eilig hat es Androsch nicht: „Wir werden nicht mit einem Schwertschlag den Gordischen Knoten lösen. Aber auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“

Faymann: Weg zur Gesamtschule

Kanzler Werner Faymann erneuerte hingegen in einem APA-Interview seinen Wunsch nach einer Gesamtschule. Die im ÖVP-Bildungskonzept geforderte flächendeckende Ausweitung der Neuen Mittelschule ebne den Weg „zur gemeinsamen Schule“, so Faymann. Das Konzept der ÖVP sei (trotz deren Wunsch nach Beibehaltung der Gymnasien) ein „großer Schritt“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2011)

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