Ein Wettbewerb der Standorte

Wettbewerb Standorte
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Autonomie. Die Direktoren müssen als „Schulmanager“ gestärkt werden. Auch in ihrer Personalhoheit.

Die Forderung nach echter Schulautonomie ist auch in Österreich eine altbekannte. Ernst meinen es die Parteien – aus Angst um ihren politischen Einfluss – damit jedoch nicht. Und führen lieber Endlosdebatten über die inhaltlich nicht argumentierbare „Verländerung“ der Schulverwaltung.

Eine effiziente Schulreform muss einen komplett anderen Weg gehen. Die gesetzgeberische Kompetenz muss beim Bund liegen, die konkrete Ausgestaltung der zentral vorgegebenen Marschrichtung soll den Schulen überlassen werden. Die Direktoren – die, wie im Ausland üblich, zu Managern ausgebildet werden müssen – können so standortspezifische Anpassungen vornehmen. Denn eines ist klar: Sowohl Modulsystem als etwa auch individuelle Fördermaßnahmen müssen an einer kleinen Schule anders ausgestaltet sein als in Schulzentren. Die Länder könnten so als (teure) Verwaltungsebene weitgehend ausgeschaltet werden. Steigender bürokratische Aufwand an den Schulen kann durch zusätzliches Personal abgefangen werden.

Zielvereinbarung muss Qualität sichern

Die Schulstandorte müssen dabei mit dem Bund eine Art „Zielvereinbarung“ schließen und regelmäßig evaluiert werden. So können ihre Leistung und die grundsätzliche Einheitlichkeit des Systems sichergestellt werden. Einige europäische Länder leben dieses Modell vor – darunter Skandinavien und vor allem die Niederlande, wo sich Schulen verstärkt zu Bildungszentren zusammenschließen. In den Niederlanden gehen die staatlichen Mittel direkt an die Schulen – es entsteht eine Art positiver „Wettbewerb“ um die besten Konzepte, der auch für Österreich wünschenswert wäre. Die Idee: Die Schulen erhalten vom Staat eine Pro-Kopf-Finanzierung – wer bei Eltern und Schülern punkten kann und stärkeren Zulauf verspürt, dessen Mittel steigen. Um ihre Konzepte umsetzen zu können, benötigen Schulleiter Personalhoheit. An die Schule geholt wird nur jener Pädagoge, der ins Profil passt – nicht etwa jener, der zufällig auf einer Liste ganz oben steht.

So könnte man auch dem Direktorenmangel entgegenwirken, der sich abzeichnet. Derzeit ist der Job unattraktiv. Wie nicht zuletzt die internationale Talis-Lehrerstudie beweist, haben Direktoren in kaum einem anderen OECD-Land so geringe Befugnisse wie in Österreich. Die unlängst vorgelegte Gesetzesnovelle, die die Aufgaben der Schulleiter näher beschreibt, ändert daran nichts.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)

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