10 Jahre PISA: Studienautor stellt Sinn der Teilnahme infrage

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Bifie-Direktor Lucyshyn übt scharfe Kritik am Umgang der Politik mit den Ergebnissen der Studie. Für Ministerin Schmied kommt ein Ausstieg "sicher nicht infrage".

Zehn Jahre nach Veröffentlichung der ersten PISA-Studie am 4. Dezember 2001 stellt Josef Lucyshyn, Direktor des für die Durchführung in Österreich zuständigen Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) den Sinn einer weiteren Teilnahme infrage: "Warum nehmen wir an PISA wieder teil, wenn die Politik - und damit meine ich nicht die Unterrichtsministerin (Claudia Schmied, SPÖ), sondern die Regierungsparteien - seit zehn Jahren nicht wirklich bereit ist, Daten und Ergebnisse aus den Untersuchungen zur Kenntnis zu nehmen und nachhaltige Reformen umzusetzen?"

Auswirkungen der PISA-Ergebnisse auf das Schulsystem habe er - im Gegensatz zu Deutschland - in Österreich nur wenige wahrgenommen. Dafür brauche es nämlich einen politischen Konsens. Da sich die Wirksamkeit vieler Maßnahmen erst nach vielen Jahren zeige, könnten die Politiker ihren Reformerfolg politisch nicht mehr umsetzen. Deshalb würden stattdessen lieber "Kleinstmaßnahmen" wie z.B. Aktionen mit Leseonkel und -tanten gestartet. "Das ist gut für eine Schlagzeile, aber ein solcher Aktionismus bleibt an der Oberfläche und löst die Probleme nur scheinbar."

Scharfe Kritik kommt auch von Stefan Hopmann,  Bildungswissenschaftler an der Uni Wien. PISA sei "als bildungspolitisches Instrument tot", so Hopmann. Das habe man in Österreich nur noch nicht gemerkt. "Diese Art von Daten eignet sich nicht, Schulqualität langfristig zu sichern", so Hopmann. Das könne man in all jenen Ländern sehen, die solche Maßnahmen schon länger einsetzen wie die USA oder England. Dort sei allen Beteiligten klar, dass man mit solchen Daten zwar die Leute erschrecken, aber nichts verbessern kann.

Schmied: Ausstieg kommt nicht infrage

Für Unterrichtsministerin Schmied kommt ein Ausstieg allerdings "sicher nicht infrage". Expertenaussagen, wonach die internationale Bildungsvergleichsstudie als bildungspolitisches Instrument "tot" und eine weitere Teilnahme nicht sinnvoll sei, widerspricht sie vehement. "Ich nehme die OECD sehr, sehr ernst und will die Zusammenarbeit weiter intensiv gestalten", so die Ministerin. "Die Studien sind für mich eine zentrale Grundlage, um Bildungspolitik faktenbasiert zu argumentieren und ein wesentlicher Faktor, um sie von ideologischen Fesselungen zu befreien."

(APA)

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