Die Schulwahl: Weichenstellung und Statusfrage

Schulwahl Weichenstellung Statusfrage
Schulwahl Weichenstellung Statusfrage(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Schulwahl gilt für viele längst als Lebensentscheidung – zumindest für ehrgeizige Eltern. Die "Presse" hat vier Familien getroffen.

Der Herbst scheint noch weit entfernt, für Eltern schulpflichtiger Kinder ist es allerdings schon höchste Zeit – jedenfalls, wenn die Tochter oder der Sohn heuer die vierte Klasse Volksschule abschließt. Denn: Die Anmeldefristen für die weiterführenden Schulen nahen. Lange vorher haben manche Eltern das Internet durchforstet, sind durch Schulen getourt, haben Freunde und Bekannte ausgehorcht – um die richtige Entscheidung zu treffen.

Die Wahl der Schule ist längst eine Lebensentscheidung geworden – zumindest für ehrgeizige Eltern. Und vor allem in den Städten: Während es auf dem Land häufig kaum eine Wahl gibt, lässt das Angebot in der Stadt keinen Wunsch offen: Hauptschule, Neue Mittelschule oder Gymnasium? Konfessionelle Schule, Karl-Popper-Gymnasium oder doch Alternativschule? „Es ist eine Entscheidung, die schon zentrale Weichen stellt“, so Christiane Spiel, Bildungspsychologin an der Uni Wien. Eine, die möglicherweise die Zukunft des Kindes prägt. Für manche Eltern gar eine Art erster Karriereschritt.

Was weiß man darüber, nach welchen Kriterien Eltern die Schule für ihr Kind auswählen? Es gibt jedenfalls Unterschiede. Immer spielt die Entfernung mit, genauso der Ruf der Institution. Doch Eltern, die ihre Kinder in die Hauptschule geben, begründen das laut einer Studie des Instituts für Berufsbildungsforschung am stärksten mit der Frage, welche Schule Freunde und Geschwister besuchen. Ausschlaggebend für die NMS ist der Aufschub der Bildungswegentscheidung, für die AHS ist es neben bisherigen Leistungen und der Allgemeinbildung der Anspruch, später die Uni zu besuchen.

Gymnasium als Bedrohung

Nicht zuletzt sei die Wahl der Schule auch eine Statusfrage, sagt Spiel. Für traditionelle Akademikerfamilien ist es oft nahezu unvorstellbar, das Kind nicht aufs Gymnasium zu schicken, während bildungsferne Familien häufig gar nicht daran denken – bis eine Empfehlung der Volksschule ins Haus flattert. Auch aus ganz profanen Gründen: „Akademiker haben viel klarere Vorstellungen darüber, wie es in einer AHS aussieht, weil sie ja selbst eine besucht haben“, sagt Spiel. Eltern, die keine Erfahrung damit hätten, sähen den Schultyp oft als Bedrohung – auch, weil sie fürchten, ihre Kinder nicht adäquat unterstützen zu können.

Was Spiel manchmal vermisst: die Kinder selbst zu fragen. „Eltern sollten wesentlich mehr die Entscheidungs- und Kritikfähigkeit der Kinder fördern“, rät sie. Denn: Man muss eine Wahl treffen, mit der vor allem das Kind über einen langen Zeitraum gut leben kann. Garantien gibt es dafür natürlich keine. „Die Presse“ hat vier Familien gefragt, wie sie die Schulwahl erlebt haben – und ob sie mit ihrer Entscheidung glücklich sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2012)

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