Sparen, sich verlieben und auf der Suche sein

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99 Dinge, die man als Student erlebt haben sollte, die Fortsetzung: von Punkt 11 bis Punkt 67.

11.An der Studienwahl zweifeln.

Soll ich oder soll ich nicht? Sich diese Frage zu stellen ist keine Schande. Im Gegenteil. Sich einmal genau zu überlegen, ob man den richtigen Weg eingeschlagen hat, kann in Zukunft einiges an Kummer ersparen. Manchmal – vor allem kurz vor Studienabschluss – hilft aber auch das Motto: Augen zu und durch.

12.Sein Studium gegen Zweifler verteidigen.


13.
Überfordert sein.
Nach der Studienzeit sollte man in der Lage sein, sich selbst einzuschätzen. Damit man das kann, muss man sich selbst auch einmal richtig überfordern. Ob durch ein Semester mit 15 Vorlesungen oder durch ein Wittgenstein-Seminar: Finde deine Grenzen.

14.In einer Seminararbeit Wikipedia zitieren.

Eigentlich sollte man wissenschaftliches Arbeiten an der Uni ja als Allererstes lernen. Zu dumm, dass die entsprechenden Übungen oft voll sind. Dass da mal ein Fauxpas passieren kann, ist logisch. Allerdings sollte sich das auf einmal und nie wieder beschränken. Für die weitere Studienzeit gilt: Aufpassen und bloß nicht aus Faulheit Strg+C drücken. Die Plagiatsjäger sind überall. Und auch einige Professoren pflegen heute den Umgang mit Google.

15.Einen Lernplan
erstellen und wieder
verwerfen.

16.Als Letzter aus der
Bibliothek gehen.

Je näher die Prüfung/der Abgabetermin rückt, umso länger werden die Sitzungen in der Bibliothek. Für all jene, die um 22 Uhr immer noch erst bei der Hälfte von Mitschrift/Buch/Seminararbeit angelangt sind und zu Hause lieber putzen statt lernen (siehe Punkt 68): Mehrere Uni-Bibliotheken öffnen zumindest einmal pro Semester für eine Nachtschicht, in der Regel gegen Semesterende.

17.Sich irgendwie ins
eigentlich schon volle Seminar hineinreklamieren.

18.Mehr Geld ausgeben, als man sollte.

19.Einen Job machen, der einem später peinlich ist.

Im Hasenkostüm vom Supermarkt herumhüpfen, Flyer verteilen für die Erotikmesse, Passanten zweifelhafte Zeitschriftenabos aufschwatzen: Wer bisher keinen derartigen Job gemacht hat, kann sich glücklich schätzen. Wer regelmäßig ins Hasenkostüm schlüpft, aber auch: Denn an solche Erlebnisse erinnert man sich. Auch wenn diese Erinnerung vielleicht ein wenig peinlich berührt: Sie prägt fürs Leben. Und auch bei späteren Bewerbungen muss das kein Nachteil sein.

20.Sich irgendwo reinschummeln, wo es gratis Brötchen und Sekt gibt.

21.Bier immer dort
kaufen, wo es gerade
im Angebot ist.

22.Sich erkundigen, ob
man für ein Stipendium infrage kommt.

Dass nur jeder Siebte Studienbeihilfe bezieht, liegt mitunter daran, dass sich viele gar nicht schlaumachen. Dabei ist der Aufwand minimal. Wer mit dem Stigma des Strebers zurechtkommt, schickt sein Zeugnis fürs Leistungsstipendium ein.

23.Sich eine Ausgabe
des österreichischen Wörterbuchs kaufen.

Ja, natürlich gibt es all das schon im Internet, und ohnehin nimmt einem die Rechtschreibprüfung am Computer vieles ab. Trotzdem ist so ein Wörterbuch im Regal nie ein Fehler. Denn orthografische Fehler in der Seminararbeit hinterlassen einen miesen Eindruck. Dafür kann man mit gutem Ausdruck punkten.

24.Ein Lieblingsfremdwort finden.

25.
„Faust“ lesen.

26.Bei einem Lesekreis

vorbeischauen.

Heterodoxe Mikroökonomie, Neomarxismus, türkische Philosophie oder Ethnopsychoanalyse: Einen Lesekreis muss man einmal erlebt haben. Man fühlt sich sehr wie ein Studierender im vorvorigen Jahrhundert. Im positiven Sinn. Horizonterweiternd.

27.Ausgeborgte Bücher viel zu spät zurückgeben.
28.Die Nacht durch-
philosophieren.

Vor allem in berauschtem Zustand gewinnt man nur zu gern den Eindruck, endlich zum Kern der Sache, fast schon zur Wahrheit vorzudringen, die sich sonst hinter dichtem Nebel versteckt. Nüchtern ist man ob der mitgekritzelten philosophischen (?) Fetzen in der Regel ernüchtert. Womöglich hilft der Besuch bei einem Lesekreis, um solchen Nächten Substanz zu verleihen (siehe Punkt 26).

29.Eine Vorlesung
besuchen, ohne an

ECTS zu denken.

Auch im Bachelor sollte es möglich sein, etwas einfach nur zwecks Horizonterweiterung zu tun. Tipps: Konrad Paul Liessmann in der Philosophie, Kurt Kotrschal in der Biologie oder Markus Hengstschläger in der Genetik sind auch interessant, wenn man nicht vom Fach ist.

30.Sich mit dem Professor betrinken.

Spätestens dann, wenn sich die Reihen der Massenvorlesungen gelichtet haben und die ganze Uni-Sache ein wenig persönlicher wird, muss auch mal eine Flasche Wein her. Je nach Grad der Eskalation darf man sich da als Studierender für ein paar Stunden wissenschaftlich ebenbürtig fühlen.

31.Freiwillig die empfohlene zusätzliche

Literatur lesen.

32.Eine wissenschaftliche Theorie widerlegen.

Respekt vor dem geschriebenen Wort ist nicht immer angebracht: Kaum zu glauben, wie viel Unsinn in manch älterer Diplomarbeit oder in der etwas angestaubten Sekundärliteratur zu finden ist. Eine Theorie gilt nur so lange, bis sie widerlegt ist. Wenn man genug Ausdauer hat, kann man sich beweisen.

33.Einem Dozenten öffentlich widersprechen.

34.Von einem Professor total begeistert sein.

Manche Dozenten haben zu Recht keine, die Fangemeinde manch anderer ist dagegen enorm: Kaum etwas ist inspirierender als der Professor und die Professorin, die so viel Begeisterung versprühen, dass man selbst von ihrer Passion angesteckt wird. Wofür, ist da fast schon nebensächlich. Und so findet man sich plötzlich im dritten Seminar zu indigenen Völkern wieder.

35.Einen Nobelpreisträger vortragen hören.

36.Sich für die Millionenshow bewerben.

37.Eine Vorlesung einer Elite-Uni hören.

Ja, auch in Österreich gibt es tolle Lehrende (siehe Punkt 29 und 34). Aber Harvard! Oxford! Cambridge! Yale! Falls das Budget nicht für die Reise reicht: Auf YouTube finden sich zahllose Vorlesungen. Und auf Plattformen wie EdX oder Coursera ganze Seminare – gratis.

38.Ins beste Theater der Stadt gehen.

In Wien ist es das Burgtheater, aber gute Theaterhäuser sind in vielen Studentenstädten zu finden. Welches Stück man sieht, bleibt dem Geschmack überlassen. Im Wesentlichen bestehen ohnehin alle Theaterstücke aus Liebe, Wahnsinn und Tod. Dinge, die an der Uni selten zu finden sind und damit ein schöner Ausgleich, der durch Studentenkarten erschwinglich wird.

39.Sich eine abgedrehte Kunstperformance

anschauen.

Die Studienzeit kann auch in puncto Kunst einer Erweiterung des Horizonts dienen. Kollegen, die selbst an einer Kunst-Uni studieren, helfen sicher gern weiter.

40.
Sich verlieben.

41.Eine Trennung
überwinden.

42.Sich eine Meinung zu Marihuana bilden.

43.Mit der Straßenbahn bis zur Endstation fahren.

Es ist eine der Missionen, die einem bevorstehen, wenn die Uni-Stadt eine neue ist: die Stadt erkunden. Und welcher Neuankömmling in Wien hat sich noch nicht gefragt, wie es eigentlich in Leopoldau oder Siebenhirten ausschaut? Welcher Neo-Grazer hat nicht schon einmal mit dem Gedanken gespielt, mit dem Einser bis nach Mariatrost zu fahren? Na dann, rein in die U- bzw. Straßenbahn, oder in anderen Städten auch gern in den Bus, und ausprobieren. Die Orte werden zwar womöglich nicht durch ihre Schönheit bestechen. Dafür vielleicht durch ungewöhnliche Beobachtungen, ausgefallene Lokale oder spannende Menschen.

44.Versuchen, alle aufliegenden Zeitungen im Kaffeehaus zu lesen.

Wenn man nicht gerade Literat/in ist, ist die Studienzeit die einzige, in der man die Vorzüge des Kaffeehauses wirklich schätzen kann. Mit einer (!) Tasse Kaffee den Nachmittag verbringen und sich durch die Zeitungen der Welt schmökern.

45.An einem sonnigen Tag spontan ins Grüne fahren statt an die Uni.

46.Sich irgendwo ehrenamtlich engagieren.

Egal, ob Greenpeace, Pfadfinder oder die ÖH: Vier von zehn Studierende engagieren sich ehrenamtlich. Die meisten tun es – wenig überraschend –, um so zumindest ein Stück weit die Welt zu verbessern. Abgesehen davon ist unbezahltes Engagement aber auch eine Chance, um Leute kennenzulernen, Erfahrungen zu sammeln, den Horizont zu erweitern. Womöglich sogar der erste Schritt in den zukünftigen Job.

47.Sich durch den Stimmzettel bei der ÖH-Wahl kämpfen.

Ein Kreuzerl für die Uni-Vertretung, bis zu fünf auf dem zweiten Zettel für die Studienvertretung. Dort Listen, da Namen: Es ist kompliziert, und man muss es jetzt nicht unbedingt verstehen. Bis in gut einem Jahr sollte man sich schlaugemacht haben: Denn da wird zum nächsten Mal gewählt.


48.Sich um sechs Uhr früh für einen Platz im Uni-Sportkurs anstellen.

Wer sich mit dem letzten Platz im Kletterkurs (oder anderem trendigen Sport) frühmorgens am Montag nicht ganz anfreunden kann, sollte sich am Tag der Einschreibung für die USI-Sportkurse lieber nicht noch einmal im Bett umdrehen. Routiniers bringen die Thermoskanne mit.


49.Beim Schwarzfahren erwischt werden und sich rausreden.


50.Sich auf die Suche nach Happy Hours begeben.

Ist das Geld wieder einmal knapp, aber der Durst groß? Happy Hour heißt das Zauberwort, und irgendwo ist immer eine. Wo genau, verraten praktischerweise Suchmaschinen – zum Beispiel auf der Internetseite powerhour.at


51.Nachts am Heimweg in der U-Bahn einschlafen.

52.Den ultimativen Stand für den Hunger nach Mitternacht küren.

Der frühmorgendliche Snack ist nach intensiver Feieraktivität eigentlich eine Notwendigkeit. Über die Favoriten wird umso leidenschaftlicher gestritten. Spätestens, wenn es in Richtung Sponsion geht, sollte man sich aber entschieden haben. Tipps: Heisse am Gürtel, Wien. Wüstelkönigin, Salzburg. Leberkas Pepi, Linz. Der Siedepunkt in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck und die Frühbar Beate in Graz.


53.Draufkommen, dass man zu alt ist für Trinkspiele.


54.In der Vorlesung
eindösen.

In der morgendlichen Vorlesung einzudösen ist aber fast schon ein Indiz für Gewissenhaftigkeit. Man hätte ja ebenso gut im Bett bleiben und die Mitschrift von einem der immerzu brav anwesenden Seniorenstudenten kopieren können.


55.Nüchtern auf ein Studentenfest gehen.

Sich betrunken auf einem Studentenfest zu amüsieren ist keine Kunst. Nüchtern sieht es schon etwas anders aus. Besonders, wenn man möglicherweise der einzige Besucher im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte ist. Was das bringt? Echten Einblick in die eigene Spezies. Kann einen aber auch in einen Abgrund stürzen.


56.Erst aufstehen, wenn es dunkel ist.


57.Eine Mottoparty
schmeißen.

58.Sich bei den Nachbarn entschuldigen.

Am Ende kommen zum WG-Fest immer noch mehr Gäste als ursprünglich eingeladen. Was an sich ja Sinn der Sache ist. Wenn die Nachbarn nicht gerade unter 25 und selbst Studenten oder über 80 und schwerhörig sind, wird das immer wieder zum Problem. Tituliert man das anlasslose WG-Besäufnis vorab als Geburtstags-/Bachelor-/Magisterfeier, kann man vielleicht auf mehr Verständnis hoffen. Und übrigens: So manche Nachbarn würden sich auch ganz einfach über eine Einladung freuen.


59.An der Wohnungssuche verzweifeln.


60.Im Studentenheim
schlafen, zumindest
für eine Nacht.

61.
Ein WG-Casting erleben.

Die meisten Studierenden kommen bei der Suche nach einem Platz in einer Wohngemeinschaft nicht darum herum, vor einem Grüppchen sadistisch anmutender Studierender einen Katalog an Fragen zu Putzverhalten, Sozialverhalten und Partyverhalten zu beantworten. Manche werfen zu Recht entnervt das Handtuch, sobald die Frage nach dem Aszendenten auftaucht.

62.So richtig mit den Mitbewohnern streiten.


63.Das Problem wie
Erwachsene lösen.


64.Einen Umzug mit

Freunden bewältigen.

Vom Studentenheim in die Wohngemeinschaft? Von WG drei in WG vier? Oder von Hotel Mama in die Pärchenwohnung? Kisten schleppen gehört dazu zum Studentenleben. Genauso wie die Tatsache, dass das nötige Kleingeld für den Umzugsservice fehlt. Oder man es lieber anderweitig investiert: zum Beispiel in die Kiste Bier und die paar Schachteln Pizza mit Freunden zum Ausklang des harten Aus-, Ein- oder Umzugstags. Müde – aber meistens glücklich.


65.Geschockt sein
über die Strom- und
Gasrechnung.

Eines ist sicher: Sofern man nicht (mehr) im Studentenheim wohnt, kommt der Moment bestimmt. Der mit der Stromrechnung nämlich. Es folgt in der Regel das mühselige auseinanderdividieren der Nachzahlung zwischen aktuellen und schon vor Monaten ausgezogenen Mitbewohnern. Und zur Draufgabe gibt es ja auch WGs, die derartige Rechnungen zusätzlich durch die benutzte Wohnfläche dividieren.

66. Die Preise der Stromanbieter vergleichen.


67.Mit kaltem Wasser duschen.

Therme kaputt, Rechnung nicht gezahlt oder der Mitbewohner hat beim ausgiebigen Schaumbad mit der Freundin den kompletten Boiler leer gemacht? Was einen nicht umbringt, macht einen stärker. Die kalte Dusche gehört dazu.

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68-99: Prokrastinieren und reisen bis zum (Ab-)Schluss

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