Studenten auf Tinder: Was das erste Date (nicht) bringt

(c) Getty Images (Leon Neal)
  • Drucken

Swipen, Matchen, Chatten – so lautet der Slogan der Mobile-Dating-App mit der roten Flamme als Logo. Nach dem Chatten kommt das erste Date. Und das läuft oft anders als erwartet.

Ob im Hörsaal, auf der Party oder zu Hause auf der Couch: Getindert wird praktisch überall. Die Akteure wischen dann meist eifrig mit dem Daumen über ihr Smartphone und sind dabei auf der Suche nach neuen Bekanntschaften, einer aufregenden Nacht oder vielleicht sogar nach der großen Liebe. Für manche ist das Wischen auf Tinder auch nur ein Spiel, um anhand von Likes den eigenen Marktwert zu checken. Die Dating-App ist jedenfalls nicht unbedingt für ihre Tiefgründigkeit bekannt, so mancher Swipe soll aber auch schon zu längerfristigem Glück geführt haben. UniLive hat sich bei (ehemaligen) Tindernutzern umgehört, wie das erste Date gelaufen ist – und was daraus wurde. Fünf Geschichten.

Vom Date auf dem Dach zum Tinderbaby

Theresa (23) studiert Physiotherapie
„Ich habe mir Tinder eigentlich nur runtergeladen, weil zwei Freundinnen – die in Beziehungen waren – ein bisschen was vom Kick des Singlelebens mitbekommen wollten. Wir tinderten oft gemeinsam, eher zum Spaß. Bis ich ein Superlike von Ralph bekam. Er sah sympathisch aus, wir begannen uns zu schreiben, trafen uns dann zum Eisessen: Es funkte sofort. Noch am selben Abend sahen wir uns bei einer Party im Volkstheater wieder, wir landeten dort leicht angeduselt am Dach. Ach, war das romantisch! Beim Runterklettern fiel ich blöd auf meine Hand. Dass wir die restliche Nacht im Krankenhaus verbrachten, war allerdings gar nicht so schlimm, denn Ralph war die ganze Nacht bei mir – und ist es seitdem übrigens immer noch. Wir sind nicht mehr zu zweit: Etwa ein halbes Jahr nach dem Tinderdate mit der verletzten Hand habe ich bemerkt, dass ich schwanger bin. Neun Monate später kam Mia auf die Welt, unser kleines Tinderbaby. Das war zwar nicht geplant, aber wir sind überglücklich miteinander. Das war wirklich ein Match.“

Ein Tinderdate mit haarigem Schrecken

Mike (24) steht kurz vor Studienstart
„‚Treffen wir uns in der Hundezone?’, schrieb sie. Spannend, dachte ich. Einmal ein anderer Ort, um jemanden kennenzulernen. Mein Date und ich verstanden uns dort jedenfalls super. Und während wir plauderten, schien es, als hätte die Hündin ihre eigenen Dates, Hunde-Tinder sozusagen. Ihrem Frauchen wurde es im Freien bald zu kalt. Dem Vorschlag, unser Date zu ihr nach Hause zu verlagern, konnte auch ich einiges abgewinnen. Dort führte dann die erste Flasche Wein zur nächsten. Und wohin das dann führt, weiß man ja. Der Schockmoment kam am nächsten Tag beim Aufwachen: Direkt vor mir lag ein riesiges haariges Etwas. Ich dachte, das sei noch Teil des Albtraums, der mich aufgeweckt hat. Beim zweiten Hinschauen erkannte ich, dass es sich Hundedame Daisy über Nacht zwischen mir und meinem eigentlichen Date gemütlich gemacht hat. Was für eine animalische Nacht muss das gewesen sein. Wie auch immer, es war nicht die letzte.“

Ein paar Shots – und dann immerhin vier Jahre

Anna Maria (25) ist Krankenpflegerin
„Eine eiserne Tinderregel besagt zwar, man solle sich beim ersten Date niemals zu Hause treffen. Ich lud den Kerl aber trotzdem zu meiner Einweihungsparty ein. Oh Mann, waren wir anfangs beide nervös. Unsere Aufregung spülten wir mit einigen Shots hinunter. Und das half wirklich, wenig später küssten wir uns. Obwohl mein Mister Tinder später auf unangenehme Art von den Shots eingeholt wurde, habe ich mich sofort in ihn verknallt. Und irgendwie fühlte er sich bei mir auch wohl, jedenfalls fuhr er die folgenden sieben Tage nur heim, um frische Unterwäsche zu holen. Bald waren wir dann tatsächlich eines dieser Tinderpaare – immerhin vier Jahre lang. Seit fünf Monaten bin ich jetzt allerdings wieder Single – und Tinder hat mich wieder.“

Und plötzlich stehen die Eltern im Zimmer

Nik (24) studiert Publizistik
„Eigentlich hätte es ein gemütlicher Männerabend werden sollen. Wir saßen in der Wohnung eines Freundes, tranken Bier und spielten Mario Kart. Statt gemütlich war der Abend allerdings bald eher langweilig. Und irgendwann nach Mitternacht holte ich mein Handy heraus und begann zu tindern. Sofort hatte ich ein Match mit einer Amerikanerin, die mit ihren Eltern in Wien auf Urlaub war. Ich fuhr kurzerhand zu ihr ins Hotel und verbrachte dort die Nacht. Die war schön. Bis der Morgen kam: Da standen nämlich ihre Eltern im Zimmer und beschwerten sich darüber, dass irgendetwas in der Nacht so laut gewesen sei. Ich habe mich im Bad versteckt und danach schnurstracks das Hotel verlassen. Von meinem One-Night-Stand habe ich nach dieser Nacht nie wieder etwas gehört. Von ihren Eltern Gott sei Dank auch nicht.“

Die verwahrloste Version des Tinderschwarms

Monika (29) studiert Publizistik
„Eigentlich treffe ich mich nicht mit Typen, dich ich von Tinder kenne. Bei einem machte ich aber eine Ausnahme. Er schaute ganz gut aus und wir schrieben schon längere Zeit hin und her. Als er an einem Freitagabend vorschlug, uns bei ihm zu Hause zu treffen, ließ ich mich darauf ein – ein bisschen naiv vielleicht, aber ich hatte Zeit und gerade nichts Besseres zu tun. So machte ich mich auf den Weg zu ihm, ans andere Ende der Stadt. Als ich vor seiner Tür stand, war ich aufgeregt. Mein erstes Tinderdate! Die Aufregung wich allerdings schnell einem Schrecken: Der Typ sah aus wie die verwahrloste Version meines Tinderschwarms, seine Haare waren fettig, seine Hose bestand aus mehr Löchern als Stoff und aus seiner Wohnung drang das Aroma von ungewaschener Wäsche. Irgendwie landete ich trotzdem drin. Und war fluchtartig wieder draußen, als der Typ meinte, er wolle jetzt ein bisschen grapschen. So schnell war ich selten wieder am anderen Ende der Stadt.“

Info

50 Millionen Menschen nutzen laut Schätzungen Tinder.

26 Millionen Matches gibt es laut Tinder weltweit täglich.

14 Prozent der Frauen wischen laut „New York Times“ nach rechts, sie sind also interessiert.

46 Prozent der Männer wischen demnach nach rechts.

54 Prozent der Tindernutzer sind laut einer Studie von Global Web Index Single.

("UniLive", Print-Ausgabe, 26.09.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.