Märk: "Fusionierte Uni Innsbruck wäre gleichauf mit Wien"

Maerk Fusionierte Innsbrucker waere
Maerk Fusionierte Innsbrucker waere(c) APA/ROBERT PARIGGER (ROBERT PARIGGER)
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Gemeinsam lägen Medizin-Uni und Uni Innsbruck beim Shanghai-Ranking auf Platz 187. Rektor Tilmann Märk im "Presse" Gespräch.

Die Presse: Kürzlich wurde das jährliche Shanghai-Ranking veröffentlicht. Graut Ihnen als österreichischer Uni-Chef vor solchen Ranglisten?

Tilmann Märk: Von Grauen kann keine Rede sein. Wir scheuen als eine der besten österreichischen Universitäten keinen Vergleich mit anderen Unis. Rankings muss man aber natürlich immer differenziert betrachten. Die Frage bestimmt immer schon einen Teil der Antwort. Für mich ist das ähnlich wie beim Fischen: Letztlich bestimmt die Größe und die Form des Netzes, was man fängt.

Das Netz, das bei diesen Rankings ausgeworfen wird, ist also zu klein?

Nicht zu klein, aber man bekommt einen bestimmten Ausschnitt des Ganzen (beim Shanghai-Ranking zählen speziell Auszeichnungen von Absolventen und Personal sowie Forschungsleistung, Anm.). Trotzdem erlauben diese Rankings in meinen Augen wichtige Schlüsse. Wenn man die verschiedenen Ranglisten über die Jahre verfolgt, sieht man, dass sie grosso modo einen Überblick über die Leistungssituation vermitteln.

Die heimischen Universitäten schneiden hier ja bestenfalls mäßig ab.

Dem würde ich widersprechen. Das Shanghai-Ranking veröffentlicht eine Liste der Top-500 unter den weltweit 15.000 bis 20.000 Universitäten. Und unter diesen Top-Hochschulen ist die Universität Innsbruck im Mittelfeld. Wir müssen uns mit anderen Universitäten messen, die sehr viel besser finanziert sind: Deutsche bekommen zweimal so viele Mittel pro Student, Schweizer drei bis fünfmal, und die Top-Unis in den USA zehn Mal so viel. Relativ zu den Rahmenbedingungen ist unsere Platzierung also sehr gut.

Sie haben wiederholt gesagt, dass eine Fusion mit der Med-Uni positive Effekte auf solche Platzierungen hätte.

Das ist in der Tat so. Die Shanghai-Institution hat für uns durchgerechnet, wie die beiden Universitäten im Ranking abschneiden würden, wenn man sie zusammen betrachtet.

Macht das einen substanziellen Unterschied in der Rangliste?

Ja. Separat betrachtet liegt die Universität Innsbruck ja zwischen den Rängen 200 und 300, die medizinische Universität zwischen 400 und 500. Zusammen wären wir an 187. Stelle. Das wäre eine wesentliche Verbesserung.

Um wie viele Plätze würde eine fusionierte Innsbrucker Uni aufsteigen?

Der genaue Rang, den wir aktuell belegen, wurde uns nicht mitgeteilt. Wir wären gemeinsam aber gleichauf mit der Uni Wien, die ja auch zwischen Platz 151 und 200 liegt. Jetzt kann man natürlich fragen, was uns das nützt. Aber wir alle wissen, dass die Einschätzung von Außen durchaus eine gewisse Positionierung des Standorts bedeutet. Qualität, die sichtbar wird, zieht weitere Qualität an.

Es stellt sich die Frage der Umsetzung: Im Dezember haben Sie gesagt, wenn man eine Fusion will, muss man bis Jahresmitte entscheiden. Es ist August. Wann gibt es eine Entscheidung?

Ich gehe davon aus, dass wir schon für die Leistungsvereinbarungsgespräche Mitte Oktober wissen sollten, in welche Richtung es geht. Und das ist auch der dezidierte Wunsch von vielen.

Es macht den Anschein, als würde die Med-Uni bremsen. Uni-Rats-Chefin Gabriele Fischer hat sich kürzlich klar gegen eine Fusion ausgesprochen.

Wir sind gerade dabei, gemeinsam mit den Kollegen der medizinischen Universität alle Fakten zusammenzutragen, die man für eine Entscheidung braucht. Insofern gehe ich davon aus, dass die Medizin-Uni interessiert ist, dafür eine gute Grundlage zu erarbeiten.

Fischers Ansicht nach wäre ein loser Universitätenverbund sinnvoller.

Ich bin offen für alle Optionen. Für mich persönlich wäre eine Fusion aber die optimale Situation.

Der ehemalige Uni-Rat der Medizin-Uni, Richard Soyer, hat die Med-Unis kürzlich heftig kritisiert: Sie seien eine Spielwiese für Misswirtschaft. Sehen Sie die Med-Uni Innsbruck trotzdem als einen guten Partner an?

Ich kann mich nur auf meine eigenen Erfahrungen stützen. Bei unseren verschiedenen wissenschaftlichen Kooperationen ist die Medizin-Universität ein sehr guter Partner. Das funktioniert alles bestens.

Ein anderes Thema: Ihr Bruder Elmar Märk ist kürzlich von Ministerin Claudia Schmied noch vor Amtsantritt als Rektor der PH Tirol abberufen worden. Ein Bauernopfer im Streit um die Zuständigkeit für die Lehrerbildung?

Ich kann dazu nur Grundsätzliches sagen. Die Universität Innsbruck ist extrem interessiert, dass die neue PädagogInnenbildung bestmöglich aufgestellt ist. Wir haben uns sehr intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt, eine Potenzialanalyse verfasst und die School of Education gegründet. Es hat einen vertrauensvollen Diskurs gegeben. Aus meiner Sicht hat sich eine gute Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule entwickelt.

Zur Person

Tilmann Märk (68) ist seit Dezember 2011 Rektor der Universität Innsbruck. Der Experimentalphysiker hatte das Amt bereits im April interimistisch vom nunmehrigen Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) übernommen. Die Uni Innsbruck liegt beim aktuellen Shanghai-Ranking auf den Rängen 201 bis 300, die Med-Uni auf 401 bis 500. Gemeinsam würden die beiden Universitäten laut Berechnungen auf Platz 187 landen. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2012)

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