Behinderung bleibt große Hürde für ein Studium

(c) Clemens Fabry
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Die Hilfsangebote werden kaum genutzt. Auf behinderte Akademiker warten viele Barrieren. Die meisten Studenten leiden unter „psychischen Beeinträchtigungen“.

Wien/Red. Seit Jahren gibt es Versuche, althergebrachte Strukturen aufzubrechen. Und dennoch bleibt das Thema Behinderung an den Unis bis heute oft ein Tabu. Darüber können auch die am Freitag präsentierten Zahlen des Wissenschaftsministeriums nicht hinwegtäuschen.

Jeder achte Student, also zwölf Prozent, hat nach eigenen Angaben eine Behinderung oder eine chronische, psychische oder sonstigen Erkrankung, die „im Studium erheblich einschränkt“, lautet das Ergebnis einer Umfrage unter 44.000 Studierenden. Eine relativ hohe Zahl, zumindest auf den ersten Blick. Der zweite Blick zeigt: Studenten mit Behinderung finden sich unter den Betroffenen kaum. Die meisten leiden unter „psychischen Beeinträchtigungen“ (rund 30 Prozent), am häufigsten unter Depressionen oder Angststörungen. Rund 25 Prozent haben chronisch-somatische Beeinträchtigungen (etwa eine Magen-Darm-Erkrankung), weitere 10,3 Prozent leiden unter Allergien.

Nur knapp fünf Prozent der beeinträchtigten Studenten geben eine motorische Beeinträchtigung an, vier Prozent haben eine Sehbeeinträchtigung. Nur knapp drei Prozent weisen eine Hör-/Sprachbeeinträchtigung auf. Damit haben – gerechnet auf die Gesamtheit aller Studenten – nur 0,9 Prozent eine Behinderung. Das sind 2700 Menschen. Hinzu kommt, dass unklar ist, ob diese Zahlen stimmen. Obwohl viele Unis eigene Stellen und Programme für behinderte Studenten einrichten, ist die Hemmschwelle hoch: Drei Viertel der Betroffenen geben an, dass sie nicht wollen, dass jemand von ihrer Behinderung erfährt. Sie fürchten die Stigmatisierung.

Eine solche erleben sie auch auf dem Arbeitsmarkt: Laut einer Studie erhalten Akademiker mit Behinderung zwar Jobs – diese entsprechen aber häufig nicht dem Niveau ihrer Ausbildung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2012)

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