Studie: Jeder fünfte Student geht ins Ausland

(c) AP (FRANKA BRUNS)
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In kaum einem anderen europäischen Land absolvieren mehr Studierende ein Auslandssemester oder Auslandspraktikum. FH-Studenten sind besonders mobil. Ein Aufenthalt im Ausland ist jedoch ein teures Vergnügen.

Wien/J. N. Eine Vorreiterrolle nimmt Österreich im internationalen Vergleich im Bereich Bildung nur selten ein. Die internationale Mobilität von Studierenden ist dabei eine Ausnahme. Etwa jeder fünfte heimische Studierende absolvierte bereits ein Auslandssemester (neun Prozent) beziehungsweise ein Auslandspraktikum (14 Prozent; drei Prozent absolvieren beides). Das zeigt der Zusatzbericht der Studierenden-Sozialerhebung zur internationalen Mobilität.

Damit liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld und übertrifft schon jetzt das für 2020 gesetzte Bologna-Ziel. Dieses sieht vor, dass EU-weit mindestens 20 Prozent der Absolventen eines Studiums Erfahrungen im Ausland gesammelt haben. In Österreich geht man davon aus, dass sogar knapp 35 Prozent der Studierenden mobil sind: Zu den 20 Prozent der aktiven Studierenden, die bereits im Ausland waren, kommen noch einmal 15 Prozent, die nach eigenen Angaben ein Auslandssemester planen.

Frauen (22 Prozent) sind mobiler als Männer (18 Prozent).
Auffallend ist, dass sich ihre Zielländer unterscheiden.
Während Frauen häufiger nach Südeuropa gehen, verschlägt es Männer vielfach nach Nordeuropa. Grund dafür: Frauen belegen vermehrt geisteswissenschaftliche Fächer, die in Südeuropa verstärkt angeboten werden. Männer finden sich zumeist in naturwissenschaftlichen Fächern und damit in Nordeuropa wieder. Am beliebtesten ist Großbritannien, dort sind aber die Plätze rar. Insgesamt ist Spanien die häufigste Destination für ein Auslandssemester. Auslandspraktika werden hingegen zumeist in Deutschland absolviert.

Soziale Schicht entscheidet

Generell gilt: Einen Auslandsaufenthalt absolvieren vorwiegend junge Studierende. Außerdem sind Studenten an Fachhochschulen mobiler als ihre Kollegen an den Unis. Eine entscheidende Rolle dabei spielt, dass FH-Studierende den Auslandsaufenthalt oft verpflichtend absolvieren müssen.

Ein Aufenthalt im Ausland ist für die Studenten – trotz zahlreicher Stipendien und Zuschüsse – ein teures Vergnügen. Die Kosten liegen zwischen rund 6600 Euro in Deutschland und rund 10.400 Euro in Australien.
Folglich ist es wenig verwunderlich, dass sich vorwiegend Studierende aus höheren sozialen Schichten einen Auslandsaufenthalt leisten können. Während nur sieben Prozent der Studenten aus niedriger sozialer Schicht ein Auslandssemester absolvieren, machen das zwölf Prozent aus der höchsten sozialen Schicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2013)

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