Salzburg will aus der privaten Uni eine öffentliche machen, Niederösterreich startet bald die "Karl-Landsteiner-Uni" und Oberösterreich beharrt auf eine eigene Medizin-Fakultät.
Bei der Ärzteausbildung herrscht derzeit das große Umrühren. Neben den bereits bestehenden drei öffentlichen Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck sowie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) scharren gleich mehrere Projekte in den Startlöchern. Neben der viel diskutierten Medizin-Fakultät in Linz sind dabei die "Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften" in Krems und ein Ableger der Sigmund-Freud-Privatuni in Kärnten im Rennen.
Kein Land will zu kurz kommen. Nachdem sich alle Oberösterreicher in der Ministerriege für eine medizinische Fakultät in Linz stark machen, tritt nun auch Salzburg auf den Plan. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) verwies auf die Idee, die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg (PMU) in eine öffentliche medizinische Fakultät umzuwidmen. "Eine medizinische Fakultät in Oberösterreich wird hohe Summen verschlingen, das Salzburger Modell aber könnte sofort starten und ist darauf ausgerichtet, Ärzte für Österreich auszubilden, es ist kostengünstig und intelligent", sagte sie. Derzeit zahlt der Bund nicht, dafür übernimmt das Land einen Teil der Kosten.
Die Landeshauptfrau äußerte die Befürchtung, dass die zusätzlichen Kosten für die geplante medizinische Fakultät in Oberösterreich vom bestehenden Universitätsbudget genommen werden müssten, "was auf keinen Fall eintreten dürfe". Genau wie Oberösterreich hatte das Land Salzburg jahrelang auf die Einrichtung einer medizinischen Fakultät an der Uni Salzburg gepocht. Nach dem Scheitern dieser Idee wurde daraufhin 2003 mit der PMU eine Privatuni gegründet.
Jedem Land seine Medizin-Uni(Fakultät)
Am weitesten gediehen sind die Pläne für neue Medizin-Studienangebote in Niederösterreich: Ab Herbst 2013 soll in Krems die "Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften" ihren Betrieb aufnehmen. Erstmals in Österreich soll die Humanmedizin-Ausbildung hier nicht über ein Diplomstudium (Abschluss mit Doktor) erfolgen, sondern über einen Master-Abschluss. Das Land NÖ unterstützt das Projekt unter anderem mit Infrastrukturinvestitionen bis zu 25 Mio. Euro, Stipendien für niederösterreichische Studenten sowie bei der Kooperation mit der Landesklinikenholding.
Studenten
An den drei bestehenden öffentlichen Medizin-Unis studieren derzeit rund 14.000 Personen, pro Jahr werden insgesamt 1500 Anfänger für das Medizin-Studium zugelassen. An der PMU mit knapp 650 Studenten werden jährlich 50 Personen für das Medizin-Studium aufgenommen.
Ebenfalls bereits einen Akkreditierungsantrag gibt es für den Plan der Sigmund-Freud-Privatuni (SFU) für die Einrichtung einer Medizin-Fakultät in Klagenfurt. Gestartet werden soll ebenfalls bereits im Herbst 2013 mit 80 Studenten, im Endausbau sollen rund 500 Studenten Platz finden. Das Land Kärnten will in den ersten vier Jahren je eine Million Euro als Anschubfinanzierung investieren und für die bauliche Adaptierung sorgen.
Öffentlich soll dagegen die von Oberösterreich gewünschte Medizin-Fakultät an der Uni Linz sein. Zuletzt war von 200 Anfängerstudienplätzen die Rede. Unterschied zu den Privatuni-Plänen: Bei öffentlichen Unis muss der Bund grundsätzlich die vollen Kosten tragen. Das Land Oberösterreich bietet allerdings eine zehnjährige Anschubfinanzierung an.
Werden alle Pläne umgesetzt, würden am Schluss nur mehr Vorarlberg und das Burgenland ohne Medizin-Ausbildungsstätte im eigenen Bundesland dastehen. Auch das Vorhandensein einer Medizin-Uni schützt aber nicht vor Diskussionen: In Innsbruck werden die Pläne für eine Wiedervereinigung von Uni Innsbruck und Medizin-Uni immer konkreter.
(APA/Red.)