Busek: "Gezinkte Karten" bei Linzer Medizin-Fakultät

Busek Wird gezinkten Karten
Busek Wird gezinkten Karten c APA ANDREAS PESSENLEHNER ANDREAS PESSENLEHNER
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Ex-Wissenschaftsminister Erhard Busek kritisiert die Befürworter eines Medizinstudiums in Linz. Bei der Finanzierung werde geschummelt, es gehe um Wahlwerbung.

Der frühere VP-Wissenschaftsminister Erhard Busek spart nicht an klaren Worten, wenn es um die Pläne für eine Medizin-Fakultät in Oberösterreich geht. Er fordert in der Debatte seriöse Erhebungen über den Ärztebedarf und vor allem mehr Ehrlichkeit. Gerade in der Frage der Finanzierung "wird wirklich mit gezinkten Karten gespielt", kritisiert Busek.

Oberösterreich fordert seit Jahren massiv eine eigene Mediziner-Ausbildung im Land, da sonst ein Ärztemangel drohe. Aus Buseks Sicht jedoch würde eine solche Einrichtung "das Problem überhaupt nicht lösen. Man kann das Pferd nicht vom Schwanz aufzäumen." Er fordert eine seriöse Klärung der Frage, wie viele Mediziner in Österreich gebraucht werden, "da ist das Gesundheitsministerium mit den Ländern und der Sozialversicherung gefordert". Die erst vor einem halben Jahr veröffentlichte Ärztebedarfsstudie ist aus Buseks Sicht nicht ausreichend, "sie greift nicht tief genug."

Probleme kann Ausbildung nicht lösen

Dazu komme, dass auch mit einer Medizin-Fakultät in Linz nicht garantiert wäre, dass in Oberösterreich mehr Mediziner aufs Land gehen, betont Busek, der auch Vorsitzender des Universitätsrats der Medizinuni Wien ist. "Es gehört dringend untersucht, wohin die Mediziner entschwinden - in Pharmafirmen, Beratungsunternehmen usw., eine Menge von ihnen geht nach Deutschland. Das sind lauter Fragen, die mit einer weiteren Mediziner-Ausbildung in Linz nicht gelöst sind."

Busek stellt außerdem die Finanzierung einer solchen Fakultät infrage: "Die kalkulierten Beträge sind bei weitem zu gering", ist er sich sicher. Dazu komme, dass bisher - "aus Absicht oder mangelnder Kenntnis" - die Frage des klinischen Mehraufwandes überhaupt kaum Thema sei. "Das nächste, was die Oberösterreicher wollen werden, ist, dass die eingeschalteten Spitäler partiell vom Bund etwas ersetzt bekommen, so wie das in Wien, Graz, Innsbruck der Fall ist." Auch bei der von Oberösterreich angekündigten Anschubfinanzierung für zehn Jahre ist Busek angesichts eigener Erfahrungen als Minister skeptisch: "Da schleichen sich die Länder sehr rasch davon und der Bund sitzt dann auf den Kosten. Wenn es wirklich so billig wäre, soll Oberösterreich eine Privatuni machen."

Futterneid in der Wissenschaftspolitik

Eine Linzer Medizin-Fakultät wäre aus Buseks Sicht "alte Wissenschaftspolitik: Die haben das, dann will ich es auch haben". Dabei gebe es schon für das bestehende Angebot nicht genug Geld. Er schlägt deshalb vor, in Linz stattdessen eine Fakultät für Medizintechnik einzurichten. "Das ist heute das Ein und Alles in Ordinationen und Operationssälen. Wir haben hier keine entsprechende Ausbildung. Die Linzer überlegen ohnehin, die Mechatronik einzustellen - wieso machen sie nicht das? Da würden sie wirklich einen Bedarf decken."

Kritik übt Busek unterdessen an den Unterstützungsbeteuerungen von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), Finanzministerin Maria Fekter und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) - alle drei Oberösterreicher - und zuletzt auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) für eine Linzer Medizin-Fakultät: "Würden wir eine Diskussion führen über einen Bedarf an Ärzten, der mit einer Fakultät in Linz wirklich gedeckt werden kann, was ich zum Teil nicht glaube, kann man über alles reden - aber bitte mit Rationalität und nicht wegen Nationalrats- und Landtagswahlen. Das ist so primitiv, dass es selbst der Blinde merkt."

(APA)

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