Unis legen neue Aufnahmetests fest

Unis legen neue Aufnahmetests
Unis legen neue Aufnahmetests(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Wer ein Studium beginnen will, muss sich rechtzeitig online anmelden, ein Motivationsschreiben verfassen, sich selbst testen und dann zur Prüfung antreten.

Wien. Die Entscheidung ist gefallen. Am Freitag haben die ersten Unis bekannt gegeben, wie sie künftig ihre Studenten auswählen werden. Das Besondere dabei: Wer sich einen Studienplatz in den neu beschränkten Fächern sichern will, muss nicht nur einen Aufnahmetest absolvieren, sondern ein wahres Aufnahmeprozedere durchlaufen. Das jedenfalls planen die Universität Wien sowie die Wirtschaftsuni Wien (WU). Daran werden sich auch die restlichen Unis orientieren. Denn die Rektoren kündigten an, an einheitlichen Aufnahmetests zu arbeiten.

Der Startschuss für das neue Aufnahmeverfahren fällt am 15.April. Da beginnt die Online-Anmeldung an der Uni Wien sowie an der WU. Wer also ein Studium aus den ab Herbst erstmals beschränkten Bereichen – Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaftswissenschaften – absolvieren will, muss sich vorab registrieren. Da die Aufnahmetests nur einmal im Jahr stattfinden werden, müssen sich nicht nur jene angehenden Studenten voranmelden, die ihr Studium im Herbst aufnehmen wollen, sondern auch die, die erst im Sommersemester 2014 starten möchten. Soll heißen: Junge Männer, die sich derzeit im Maturajahr befinden und denen Präsenz- oder Zivildienst noch bevorstehen, müssen ihre Studienentscheidung bereits in den kommenden Monaten treffen.

Hohe Kosten, geringe Wirkung

An der Uni Wien ist dann ein Self-Assessment-Test zu absolvieren. So sollen die angehenden Studierenden selbst herausfinden, ob sie für ein Uni-Studium bzw. für das jeweilige Fach geeignet sind. Wer sich für ein Informatikstudium an der Uni Wien interessiert, muss außerdem ein Motivationsschreiben beilegen. Auch an der Wirtschaftsuni setzt man auf Motivationsschreiben. Diese sollen keine Hürde darstellen, sondern sicherstellen, dass sich die Schulabsolventen mit dem ausgewählten Studium und den damit verbundenen Anforderungen auseinandersetzen. Damit soll die Zahl jener reduziert werden, die das Studium nur aus Mangel an Alternativen wählen. Mehr kann man sich von diesen Motivationsschreiben wohl auch nicht erwarten. Denn immerhin werden an der Wirtschaftsuniversität mehrere tausend Motivationsschreiben einlangen.

Dann folgt der Aufnahmetest selbst. Dieser wird an allen betroffenen Uni-Standorten am gleichen Tag stattfinden. Außerdem soll die Prüfung in den einzelnen Studienrichtungen österreichweit einheitlich sein. Orientieren soll sich diese an den Aufnahmetests im Fach Psychologie.

Obwohl die Fächer ab Herbst beschränkt und aufwendige Aufnahmeverfahren konzipiert werden, wird es in den teils stark überlaufenen Fächern keine Entlastung geben. Die österreichweite Zahl der Studienplätze orientiert sich nämlich an der Anfängerzahl des Studienjahres 2011/12. Die Rektoren übten bereits im Vorfeld Kritik daran: In dieser Form würden die Zugangsbeschränkungen lediglich einen bürokratischen Mehraufwand bedeuten. Die Kosten dieses neuen Aufnahmeverfahrens sind tatsächlich nicht zu unterschätzen. Zum Vergleich: Allein der Aufnahmetest im Bereich Psychologie kostet der Uni Wien 100.000 Euro. Dabei sind lediglich die externen Kosten – Saalmiete, Druckkosten etc. – miteinberechnet.

Wie viele Studenten die einzelnen Unis im Herbst in den beschränkten Fächern aufnehmen müssen, war bzw. ist Teil der Verhandlungen zwischen dem Wissenschaftsministerium und den einzelnen Unis. An der Uni Wien sowie der WU steht bereits fest: Sie dürfen nicht weniger Studenten als bisher aufnehmen. Die Verhandlungen mit den anderen Unis sollen bis spätestens Ende kommender Woche abgeschlossen sein.

Schneller Studienabschluss ist schwierig

Dass die Betreuungsverhältnisse an den heimischen Unis die Studiengeschwindigkeit negativ beeinflussen, zeigte eine gestern präsentierte Sonderauswertung zur Studierendensozialerhebung. Demnach sind insgesamt 47 Prozent der Uni-Studenten der Ansicht, dass die Rahmenbedingungen keinen Abschluss in Mindeststudienzeit zulassen. An der Wirtschaftsuniversität beträgt dieser Prozentsatz sogar 70 Prozent, an der Universität Wien 54 Prozent und an der Technischen Universität Wien 51 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)

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