Eine Medizin-Fakultät in Linz könnte die Quote, die Österreichern beim Medizinstudium Plätze sichert, zu Fall bringen.
Wien/Beba/Apa. Die kritischen Stimmen gegenüber einer neuen Medizin-Fakultät an der Uni Linz – über die zuletzt wieder heftig diskutiert wurde – mehren sich. Jüngste Befürchtung: Eine neue Med-Fakultät könnte die Quotenregelung in Gefahr bringen, die derzeit drei Viertel der Medizin-Studienplätze für österreichische Bewerber reserviert.
Das gab Karin Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin der Medizin-Uni Wien, am Dienstag vor Journalisten zu bedenken. „Die Quote steht natürlich auch zur Debatte“, so Gutiérrez-Lobos. Das Problem: Je mehr Medizin-Studienplätze es gibt – und in Linz wären 200 zusätzliche Plätze angedacht–, desto weniger leicht kann Österreich argumentieren, dass ohne die Quote die Gesundheitsversorgung gefährdet sei – jene Argumentation, aufgrund derer die EU die umstrittene Regelung vorläufig bis zum Jahr 2016 toleriert.
„Strategisch überlegen“
Gutiérrez-Lobos will die Debatte um die Medizin-Fakultät in Linz nicht prinzipiell bewerten, wie sie betont. „Aber wir haben lange für das Moratorium gekämpft – deshalb sollte man vorher mit der EU abklären, was das für das Verfahren (über die Quotenregelung, Anm.) bedeutet.“ Sie plädiert für eine gesamtösterreichische Betrachtung der Frage: „Ich hätte das gern zuerst einmal durchgedacht, bevor der Wildwuchs einsetzt. Man muss auch strategisch überlegen, was das für das ganze Land bedeutet.“
Dass eine zusätzliche Medizin-Fakultät die strukturellen Probleme im Gesundheitsbereich – Stichwort Ärztemangel in bestimmten Gegenden, womit etwa Oberösterreich argumentiert – lösen könne, glaubt Gutiérrez-Lobos aber jedenfalls nicht. Diese hätten nichts mit der Zahl der Studienplätze zu tun. Vielmehr solle man die angehenden Mediziner beispielsweise früh in Kontakt mit möglichen Arbeitgebern bringen – so, wie das etwa im Zuge des neuen klinisch-praktischen Jahres geplant sei (siehe Artikel unten).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2013)