Medizinstudenten: Die Deutschen gehen wieder

Deutsche Medizinstudenten
Deutsche Medizinstudenten(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Nur jeder siebente deutsche Medizinstudent plant, auch nach Studienabschluss in Österreich zu bleiben.

Wien/Apa/J.n. Es wurde bereits seit Längerem vermutet, dass ausländische Medizinstudenten zwar die Ausbildung in Österreich genießen, nach Studienabschluss aber wieder in ihre Heimat zurückkehren. Beweisen konnte man das bislang aber nur schwer. Die Sonderauswertung der Studierenden-Sozialerhebung 2011 zeigt nun, dass die angestellte Vermutung nicht weit hergeholt ist.

Laut Auswertung des Instituts für Höhere Studien (IHS) planen lediglich 15 Prozent der ausländischen Medizinstudenten, auch nach Studienabschluss weiter in Österreich zu bleiben (siehe Grafik). Für jeden Fünften steht bereits fest, dass er wieder in die Heimat zurückkehrt. Rund 13 Prozent wollen sich in einem anderen Land niederlassen. Der Großteil ist noch unentschlossen. Geht man davon aus, dass sich die Unentschlossenen nicht völlig anders entscheiden als jene, die bereits eine Wahl getroffen haben, würde das bedeuten, dass nur ein knappes Drittel nach der Ausbildung in Österreich bleibt.

Die größte Gruppe der ausländischen Medizinstudierenden, die Deutschen, sind dabei keine Ausnahme. Im Gegenteil: Nur jeder siebente deutsche Medizinstudent plant, nach Abschluss des Studiums in Österreich zu bleiben – schließt man Unentschlossene aus, sind es immer noch nur 29 Prozent.

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Medizinstudenten(C) DiePresse

Positiv für Quotenregelung

Diese Zahlen könnten für Österreich noch von entscheidender Bedeutung sein. Und zwar in den Verhandlungen mit der EU über die Quotenregelung im Medizinstudium. Derzeit sind nämlich 75 Prozent der Medizin-Studienplätze für Personen mit österreichischem Maturazeugnis reserviert, 20 Prozent gehen an Bewerber aus EU-Staaten und fünf Prozent an Kandidaten aus Drittstaaten. Eine Regelung, die die EU voraussichtlich nur bis zum Jahr 2016 akzeptieren wird. So lange hat Österreich Zeit, um zu beweisen, dass der Wegfall dieser Quotenregelung negative Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung im Land haben würde. Dazu braucht es Fakten, und genau die wurden durch diese Zahlen zumindest teilweise geschaffen.

Doch nicht nur im Bereich Medizin kommen die Ausländer zum Studieren nach Österreich und verabschieden sich dann wieder. In der Veterinärmedizin ist die „Bleibeabsicht“ mit elf Prozent (mit Unschlüssigen) bzw. 24 Prozent (ohne Berücksichtigung der Unschlüssigen) noch niedriger. Demgegenüber rechnen immerhin 41 Prozent der ausländischen Jus- und 38 Prozent der Lehramtsstudenten mit einem Verbleib in Österreich. Die vergleichsweise hohe Bleibeabsicht hat vorwiegend mit dem Studieninhalt, der auf eine Tätigkeit in Österreich hinzielt, zu tun.

Hohe Bleibeabsichten müssten eigentlich im Interesse Österreichs sein. Denn die Zahl der Ausländer, die in Österreich studieren, steigt stetig. In den vergangenen zehn Jahren hat sie sich sogar mehr als verdoppelt (siehe Grafik). Damit ist derzeit in etwa jeder fünfte Student in Österreich Ausländer – im internationalen Vergleich eine sehr hohe Zahl, die nur von Zypern übertroffen wird.

Angesichts dessen lobt Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) die „besonders starke Internationalisierung“. Ein Wermutstropfen bleibt aber: Ausländische Studierende brechen ihr Studium deutlich häufiger ab als andere.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2013)

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