Uni: Ausländische Studenten als Belastung

Auslaendische Studenten Belastung
Auslaendische Studenten Belastung(c) APA (Roland Schlager)
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Rund 20 Prozent der Studenten sind aus dem Ausland. Österreich finanziert zwar ihre Ausbildung, profitiert aber (zu) wenig von ihnen. Die größten Schwachpunkte im System.

Warum Österreich (zu) wenig von ausländischen Studenten profitiert: "Die Presse" zeigt die fünf größten Schwachpunkte im System.

1. Es studieren nicht die Besten in Österreich

Der freie Uni-Zugang stellt Österreich vor eine große Herausforderung. Während Deutschland den Numerus clausus (NC) als Zugangshürde einsetzt und Studieninteressenten reihenweise abweist, muss Österreich in den meisten Fächern auch ausländische Studierende mit offenen Armen empfangen. Also auch die „NC-Flüchtlinge“, die für ein Studium in Deutschland einen zu schlechten Notendurchschnitt haben. So hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl ausländischer Studierender auf 65.000 mehr als verdoppelt.

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Auslaendische Studenten Belastung(c) Die Presse / GK

Es müsste im Interesse Österreichs sein, nur die besten und fleißigsten Ausländer auszubilden. Immerhin tragen die heimischen Steuerzahler die Kosten. Die Realität sieht anders aus: Ausländer brauchen nicht nur länger für den Abschluss, sie brechen das Studium auch deutlich häufiger ab.

2. Die Studienwahl ist für den Markt wenig geeignet

Die USA machen vor, wie es gehen könnte: Ausländische Studierende sorgten dort für einen Boom in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern, die auf dem Arbeitsmarkt besonders begehrt sind. US-Studenten allein konnten die Nachfrage nicht stillen, die ausländischen kamen wie gerufen.

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Auslaendische Studenten Belastung(c) Die Presse / GK

Anders in Österreich: Hier unterscheiden sich die Interessen von in- und ausländischen Studenten kaum. Der Andrang Letzterer ist demnach in den ohnehin stark nachgefragten geisteswissenschaftlichen Fächern am größten. Das Resultat: überfüllte Hörsäle auf der einen, ein Mangel an qualifizierten Absolventen auf der anderen Seite.
Für Österreich ist das schade. Denn wie eine US-Studie zeigt, hat der Zuwachs an Absolventen mit Migrationshintergrund sehr positive Auswirkungen auf Innovations- und Forschungsanstrengungen.

3. Ein Studienplatz kostet mehr, als die Steuern einbringen

Ausländische Studierende sind nur auf den ersten Blick ein finanzieller Segen. Sie bringen dem Staat zwar zusätzliche Einnahmen (Stichwort: Mehrwertsteuer) und in geringerem Ausmaß Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge (wenn sie zusätzlich arbeiten). Die Kosten, die sie verursachen, sind damit aber bei Weitem nicht gedeckt.

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Auslaendische Studenten Belastung(c) Die Presse / GK


Denn ein Studienplatz ist teuer. Für geisteswissenschaftliche Fächer werden 6300 Euro pro Jahr veranschlagt, für Veterinärmedizin sogar 29.500. Allein um den billigsten Studienplatz finanzieren zu können, müssten Studierende – bei 20 Prozent Mehrwertsteuer – jährlich über 30.000 Euro ausgeben. Tatsächlich liegen die Ausgaben der Studenten pro Jahr bei 11.160 Euro. Solange Studiengebühren für Ausländer nicht drastisch angehoben werden, wird der Staat – kurzfristig gesehen – nicht profitieren.

4. Zu wenig ausländische Absolventen bleiben

Langfristig kann ein Staat nur dann von ausländischen Studierenden profitieren, wenn sie nach Studienabschluss im Land bleiben. Es geht nicht nur darum, dass sie ihr erworbenes Wissen einbringen, sondern auch um Steuerleistung.

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Auslaendische Studenten Belastung(c) Die Presse / GK

Österreich gelingt es aber nur unzureichend, ausländische Studierende zu halten. Das drastischste Beispiel sind Mediziner. Nur jeder siebente plant, nach dem Abschluss in Österreich zu bleiben. Insgesamt liegt der Anteil jener, die hier bleiben wollen, bei nur 28 Prozent. Der Großteil der ausländischen Studenten ist jedoch noch unentschlossen – und damit das Zünglein an der Waage: Denn laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) müsste zumindest die Hälfte der ausländischen Studierenden nach dem Studium in Österreich bleiben, damit sich ihre Ausbildung auch für den Staat rentiert.

5. Die ausländischen Studenten kommen aus den „falschen“ Ländern

Dass jeder fünfte Student in Österreich aus dem Ausland ist, könnte von Nutzen sein. Und zwar dann, wenn die ausländischen Studenten in ihrer Heimat für einen guten Ruf der hiesigen Unis sorgen. Das würde Österreich insgesamt helfen.

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Auslaendische Studenten Belastung(c) Die Presse / GK

Studien zeigen, dass sowohl Emigranten als auch Immigranten positiv auf bilaterale Handelsbeziehungen wirken können. Derzeit kann Österreich aber (noch) nicht auf die guten Verbindungen der ausländischen Studenten bauen. Denn der Großteil kommt aus den Nachbarländern – allen voran aus Deutschland. Und mit diesen Ländern bestehen ohnehin schon intensive Handelsverflechtungen.

Dass Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) kürzlich in Brasilien ein Abkommen unterzeichnete, durch das bis zu 650 brasilianische Studenten Stipendien für Österreich bekommen, ist wohl kein Zufall.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2013)

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