Medizin-Studenten: "Bleibt einer in Graz, muss ein anderer nach Linz"

MedUni Graz ueber Linz
MedUni Graz ueber Linz(c) AP (MARKUS LEODOLTER)
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Die Med-Uni Graz soll künftig Mediziner für Linz ausbilden. Lässt sie sich für ein reines Prestigeprojekt vereinnahmen? Nein, sagt der Rektor. Er will aber mehr Geld.

Die Med-Uni Graz soll sich laut jüngstem Konzept an der Medizin-Fakultät in Linz beteiligen. Linz will seine Mediziner demnach teils in Graz ausbilden lassen. Lässt sich die Med-Uni Graz da nicht für ein rein politisch motiviertes Projekt vereinnahmen?

Josef Smolle: Überhaupt nicht. Es ist auch noch nichts fixiert. Für uns ist das Projekt klarerweise nur von Interesse, wenn der Standort Graz langfristig ausgebaut wird, vor allem in den theoretischen Grundlagenfächern. Und das ist sicher effizienter, als die vorklinischen Einrichtungen – insbesondere die Anatomie – zu duplizieren.

Ab 2016 sollen aber ja zwei Drittel der Studienanfänger auch die vorklinische Ausbildung in Linz absolvieren. Wo spart man sich da etwas?

Diese Frage kann ich nicht beantworten und sie betrifft mich auch nicht wirklich.

Wäre es nicht ohnehin klüger gewesen, einfach die Studienplätze in Graz auszubauen?

Im vorklinischen Bereich ist das ja der Fall. Im klinischen Bereich sind die Kapazitäten naturgemäß limitiert. Und da ist die Einbindung eines großen, zentralen Krankenhausraumes wie in Linz eine gute Option.

Was erwarten Sie sich konkret von der Kooperation für Ihre Uni?

Die Hauptaufgabe einer Universität sind Lehre und Forschung. Wenn man die Möglichkeit hat, die vorklinischen Institute, die auch in der Forschung sehr aktiv und leistungsfähig sind, auszubauen, wäre das ein Vorteil.

Sie erwarten sich also einen Schub für die Forschung.

Ja. Und ich glaube, dass es auch fruchtbar sein kann, mit Linz in der Forschung zu kooperieren.

Hat Ihnen Töchterle Geld versprochen? Es gibt ja 63 Millionen speziell für Kooperationen.

Es hat keine Gespräche in diese Richtung gegeben. Eines ist aber klar: Damit wir mehr Studierende bei uns in der Vorklinik ausbilden können, brauchen wir mehr Ressourcen. Ob so etwas überhaupt realistisch ist, wann es kommt, in welchem Ausmaß, ist aber eine politische Entscheidung.

Wie viel zusätzliches Budget brauchen Sie?

Mit der Infrastruktur, die wir in Graz haben, werden wir auskommen. Personell wird es sicher eine Unterstützung brauchen. Wir errechnen derzeit entsprechende Modelle.

In den 46,5 Millionen, die Linz als laufende Kosten pro Jahr beziffert hat, sind jene für die Med-Uni Graz also noch nicht enthalten.

Ich kenne die detaillierte Rechnung von Linz nicht.

Können Sie garantieren, dass die Grazer Studenten unter den zusätzlichen Studenten aus Linz nicht leiden werden?

Das ist die Voraussetzung, unter der wir überhaupt ernsthaft über eine solche Kooperation nachdenken. Das darf sicher nicht zulasten der bestehenden Studierenden gehen.

Haben Sie keine Bedenken, dass die Studenten, die die ersten beiden Jahre in Graz absolvieren, alles dafür tun werden, um auch danach bleiben zu können?

Man muss es sicher so anlegen, dass den Studierenden vom ersten Tag an klar ist, ob sie das Studium komplett in Graz absolvieren oder ein Kooperationsstudium belegen.

Man müsste von vorneherein ausschließen, dass die Linzer Studenten in Graz bleiben können.

Möglich wäre es nur mit einem Studienplatztausch, der ja auch jetzt zwischen den drei Medizin-Unis möglich ist. Aber immer nur eins zu eins: Es könnte nur einer in Graz bleiben, wenn ein anderer nach Linz gehen will. Denn gerade im klinischen Bereich sind die Plätze ja limitiert.

Die Uniko hat sich im Bezug auf den Linzer Plan immer kritisch geäußert. Sind Sie schon von aufgebrachten Kollegen angerufen worden?

Nein. Die Haltung der Uniko ist ja, eine für die österreichische Uni-Landschaft tragfähige Lösung zu finden, die nicht zulasten der bestehenden Universitäten geht. Das Budget für die Unis darf sicher nicht durch eine neue Institution geschmälert werden.

Zuletzt hieß es, die Vereinbarung zwischen Linz und Graz sei bereits unterschriftsreif. Stimmt das?

Nein. Es hat Gespräche gegeben, wo man sich über die Eckpunkte unterhalten hat. Aber es gibt kein unterschriftsreifes Papier.

Zur Person

Josef Smolle (*1958) ist Rektor der Medizin-Uni Graz. Diese soll laut jüngstem Konzept künftig teilweise Mediziner für die neue Med-Fakultät in Linz ausbilden. Ab Herbst 2014 sollen Studenten die ersten beiden Jahre (zunächst je 60) komplett in Graz absolvieren, ab 2016 beginnt das eigentliche Studium in Linz. Mittelfristig sollen 120 der 300 Linzer Studienanfänger auch weiterhin das Vorklinikum in Graz absolvieren, der Rest in Linz.

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