Frauen machen seltener ein Master-Studium

Frauen schließen ihr Studium häufiger mit dem Bachelor ab.
Frauen schließen ihr Studium häufiger mit dem Bachelor ab.(c) AP (Franka Bruns)
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Ob nach dem Bachelor ein Master folgt, ist stark vom Fach abhängig: In den Geisteswissenschaften wird er generell seltener angehängt als in der Technik.

Frauen nehmen nach einem Studienabschluss seltener ein weiterführendes Studium auf als Männer. Laut Studierenden-Sozialerhebung beginnen im Schnitt 88 Prozent der Männer, aber nur 81 Prozent der Frauen innerhalb von zwei Jahren nach dem Bachelorabschluss ein Masterstudium, nach dem Diplom-bzw. Masterabschluss schließen zwar 32 Prozent der Männer, aber nur 23 Prozent der Frauen ein Doktorat-/PhD-Studium an. Als Gründe sieht eine im Auftrag der ÖH erstellte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS), für die rund 3500 Studenten befragt wurden, die höhere Unsicherheit über Zukunftspläne bei Frauen sowie deren Studienwahl.

"Frauen sind sich häufiger unsicher und entscheiden erst später, ob sie ein weiterführendes Studium anschließen", so Studienautorin Petra Wejwar. Nicht alle Unsicheren entscheiden sich dann auch tatsächlich für ein weiterführendes Studium. Dieser Faktor spielt vor allem beim Übertritt vom Bachelor- ins Masterstudium eine größere Rolle.

Zweiter wichtiger Faktor ist die Studienwahl von Frauen: Diese entscheiden sich häufiger für geisteswissenschaftliche Studien, während Männer stärker in technische Studienrichtungen strömen. In geisteswissenschaftlichen Studien wird aber generell seltener nach dem Bachelor ein Masterstudium angehängt als in der Technik. "Es kommt also nicht so sehr darauf an, ab man Frau ist oder nicht, sondern welches Fach man gewählt hat", so Wejwar. In der Technik wird dieser Effekt noch dadurch verstärkt, dass sogar innerhalb der Studienrichtung mehr Männer als Frauen ein weiterführendes Studium planen.

Kinderwunsch hat weniger Gewicht

Geringeres Gewicht haben der Kinderwunsch von Frauen, den diese offenbar häufiger vor dem Masterstudium realisieren und ein solches dann nicht mehr aufnehmen, und die von den Geschlechtern unterschiedlich wahrgenommene Arbeitsmarktrelevanz. "Männer treffen ihre Studienwahl häufiger als Frauen vor dem Hintergrund des erzielbaren Arbeitsmarkterfolgs", so Wejwar. Dieser werde auch anders definiert: Während Männer vor allem auf Einkommen und Reputation schauen, beziehen Frauen auch inhaltliche Kriterien wie fachliche Qualifikation ein.

Für den Übertritt vom Master bzw. Diplomstudium ins PhD-Studium sind die Erklärungsansätze ähnlich, werden aber anders interpretiert. So spiele die Arbeitsmarktorientierung eine wesentlich größere Rolle, so Wejwar. "Wichtig für die Übertrittswahrscheinlichkeit ist die Verwertbarkeit eines PhD am Arbeitsmarkt." Dieser gelte in den männerdominierten technischen Studien oft als nötig, um einer fachnahen Tätigkeit nachzugehen, in den Geisteswissenschaften dagegen eher nur dann, wenn eine weitere Uni-Karriere angestrebt wird. Geringere Rollen für die seltenere Aufnahme eines PhD-Studiums bei Frauen spielen die Vereinbarkeit mit der Familie und der Umstand, dass Frauen öfter angeben, aus finanziellen Gründen auf ein PhD-Studium zu verzichten.

Zur Schließung des "Gender Gaps" müsse man laut ÖH-Generalsekretär Christoph Huber (Fraktion Engagierter Studierender, FEST) bereits in der Schule ansetzen. Da der wichtigste Grund für den Geschlechterunterschied in der unterschiedlichen Fächerwahl liege, müssten Mädchen schon in der Schule gefördert werden, sich mit naturwissenschaftlichen Fächern auseinanderzusetzen. Finanzielle Probleme und Unsicherheit beseitige man am besten durch den Ausbau von Beihilfen und einem Grundstipendium für alle Studierenden. Außerdem müsse die Kinderbetreuung ausgebaut und eine Quotenregelung in den Hochschulgremien umgesetzt werden.

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