Mallinger: Wenn, dann Gründungsrektor

Mallinger Wenn dann Gruendungsrektor
Mallinger Wenn dann GruendungsrektorA. Reischer/KL
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Rudolf Mallinger, zuletzt Vizerektor der Med-Uni Wien, tritt in die erste Reihe – als erster Rektor der privaten Med-Uni in Krems. Vor Erwin Pröll fürchtet er sich nicht.

Rudolf Mallinger kommt gerade aus St. Pölten. Dorthin wird er öfter pilgern, in den kommenden Jahren als Rektor der Karl-Landsteiner-Privat-Uni für Gesundheitswissenschaften, oder, wie sie oft tituliert wird, der Pröll'schen Medizin-Uni in Krems. Sicher, sagt Mallinger, St. Pölten werde wichtig sein. Aber nicht, um sich irgendein O. K. vom Landeshauptmann zu holen – sondern schlicht, weil Land und Landeskliniken, neben der TU Wien und der Uni Basel, Kooperationspartner seien. „Ich habe keinerlei Sorge, dass ich nicht mehr atmen kann“, scherzt Mallinger.

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Klar ist: „Ohne den politischen Willen gäbe es die Uni nicht“, sagt Mallinger, der sein Amt im Mai antreten wird. Doch das Land mische sich in Details nicht ein. „Auf der einen Seite steht der politische Wunsch, die (auch finanzielle) Unterstützung – das Land hat unter anderem 25 Millionen Euro für Infrastruktur zugesagt –, auf der anderen stehen jene, die das Geschäft beherrschen.“ An der Spitze er selbst, Rudolf Mallinger, bislang eher in der zweiten Reihe zu finden: zuletzt acht Jahre lang als Vizerektor der Medizin-Uni Wien, wo er die große Curriculumsreform verantwortete sowie die Ausgliederung der Medizin aus der Uni Wien begleitete.

War es die Position in der ersten Reihe, die ihn gereizt hat? „Natürlich ist das motivierend“, sagt er. Und, geradeheraus: „Für mich war klar: Wenn es etwas wird, möchte ich schon gern Gründungsrektor sein.“ Insgesamt sei es aber eher die Möglichkeit gewesen, etwas Neues zu machen. „Und die habe ich ergriffen.“ Nicht zuletzt gibt es an einer jungen Privat-Uni vielleicht sogar mehr Gestaltungsspielraum als an einer großen, bisweilen behäbigen, öffentlichen Institution.

Noch ist die Uni gar nicht akkreditiert – das Verfahren läuft. Auf dem Fleck direkt neben dem Kremser Campus, wo spätestens im Herbst 2016 das Gebäude der Privat-Uni stehen soll – zwei Würfel, verbunden durch einen Übergang, viel Glas –, wächst Wein. Inzwischen borgt sich Mallinger Räumlichkeiten von Donau-Universität und FH Krems aus – die neben der Med-Uni Wien Träger der Privat-Uni sind. Auch das Büro des Rektors ist nur geliehen, die Regale stehen, einmal abgesehen von einem einzelnen Aktenordner, leer. Sie werden sich noch füllen – auch, wenn die Kremser Uni klein startet.

„Kein Befehlsausteiler“

25 Studenten des Bachelorstudiums Health Sciences – dem ersten Teil des Medizinstudiums –, sowie je 20 in Psychotherapie und Neurorehabilitation können ab Herbst dort studieren (sofern sie bis zu 14.000 Euro pro Jahr zahlen). 13 Personen umfasst vorläufig die Verwaltung. Dass es um einiges familiärer wird als in Wien, freut Mallinger. Es kommt auch der Art entgegen, auf die er sein Rektorat anlegen will: „Ich bin kein Befehlsausteiler, ich habe einen kooperativen Stil.“ Was nicht bedeute, dass er nicht gern Entscheidungen treffe – im Gegenteil. „Immerhin muss ich den Kopf hinhalten, wenn es schiefgeht.“

Angst vor Querelen – für die die Med-Unis teils bekannt sind – hat Mallinger aber keine. Die Zusammenarbeit mit einem zusätzlichen Partner – den Kliniken – biete natürlich Konfliktpotenzial. „Da ist es klug, wenn man einen Mediziner als Rektor hat, der den klinischen Bereich kennt“, sagt Mallinger. Wie ihn selbst oder – an der Paracelsus-Uni – Kanzler Herbert Resch. Die Salzburger Privat-Uni hält Mallinger für „ein Beispiel, wie man mittelfristig ein solches Unternehmen auf die Beine stellen kann“. Den Plan einer öffentlichen Medizinfakultät in Linz sieht er dagegen kritisch. Er frage sich, warum dort keine private Med-Uni angedacht werde. „Dafür wäre Platz – wenn sie ein Alleinstellungsmerkmal hat.“

In Krems sei dieses mitunter die Schwerpunktsetzung – mit Medizintechnik und Gesundheitsökonomie. Und: Es ist das österreichweit erste Medizinstudium nach dem Bachelor-Master-System. Das bringe auch Flexibilität – wenn Absolventen beispielsweise nicht den Arztberuf ergreifen wollen. Wie vor drei Jahrzehnten Rudolf Mallinger selbst: Er verließ den OP nach zwei Jahren Facharztausbildung – zugunsten der Forschung.

Zur Person

Rudolf Mallinger (56) wird mit Mai erster Rektor der geplanten Karl-Landsteiner-Privat-Uni für Gesundheitswissenschaften in Krems. Zuvor war er acht Jahre lang Vizerektor der Medizin-Uni Wien, wo er unter anderem die Curriculumsreform verantwortete. Mallinger ist verheiratet und lebt (noch) in Wien. Die Bewerbungsfrist für Studenten an der Kremser Privat-Uni läuft noch bis 13. Mai. Infos unter klpu.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24. 4. 2013)

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