CHE-Ranking: Gute Noten für Fachhochschulen

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Die österreichischen Fachhochschulen schneiden sehr gut ab – auch im Vergleich mit Deutschland. Was sie aber schmerzen dürfte: Ausgerechnet bei der praktischen Ausbildung gibt es Verbesserungsbedarf.

Wien/Beba/Red. „Man sieht es: Da ist sehr viel Grün“, sagt Gero Federkeil. Der Macher des CHE-Hochschulrankings bringt es damit auf den Punkt: Einmal mehr schneiden die heimischen Fachhochschulen (FH) bei der Bewertung sehr gut ab: 144 Plätze in der Spitzengruppe, lediglich 35 in der Schlussgruppe – so lautet das Ergebnis des Rankings, für das das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) dieses Jahr heimische FH-Studiengänge im Bereich Technik untersucht hat. Insgesamt nehmen an dem Ranking mehr als 300 Hochschulen teil – vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Die Österreich-Ergebnisse liegen der „Presse“ exklusiv vor; in Deutschland veröffentlicht „Die Zeit“ in dieser Woche als erstes Medium die Bewertung.

Mehrere der heimischen Fachhochschulen haben diesmal keine einzige Platzierung in der Schlussgruppe kassiert: die FH Vorarlberg, das MCI Innsbruck, der Campus 02 in Graz und die FH Salzburg. Letztere kann mit ihrem Studiengang Holztechnologie und Holzbau in Kuchl sogar einen vorweisen, der ausschließlich Spitzenbewertungen bekommen hat (siehe Grafik).

Ranking ohne Rangliste

Dass das CHE trotzdem keinen klaren Sieger ausweist, ist kein Versehen: Bei dem Ranking wird grundsätzlich keine Rangliste erstellt, ein direkter Vergleich ist nur über die Kennzahlen in den einzelnen Bereichen möglich. So will man sich einerseits von anderen Rankings abgrenzen, bei denen Unis mitunter von einem Jahr zum nächsten extrem aufsteigen oder abrutschen. Andererseits hat es auch praktische Zwecke: Das Ranking soll vor allem angehenden Studenten Orientierung bieten – und für jeden sind andere Bereiche relevant.

Die fehlende Rangliste ist nicht die einzige Besonderheit des CHE-Rankings. Die Teilnahme ist freiwillig. Und: Der Selbstbeurteilung – etwa via Fragebogen an die eigenen Studierenden – wird große Bedeutung eingeräumt. Das macht das Ranking mitunter anfällig für Kritik: Wie aussagekräftig kann eine Bewertung sein, die sich eine Institution – zumindest teilweise – selbst ausstellt? Nicht zuletzt wegen dieser Kritik setzt das CHE strikte Kriterien an, was etwa die Rücklaufquote der Fragebögen betrifft. Etwaigen Unregelmäßigkeiten begegnet es mit größter Strenge. Zudem ist offensichtlich, dass längst nicht alle teilnehmenden Institutionen Spitzenwerte erzielen können. Wie die FH Campus Wien, die mit dem Studiengang Bautechnik im Österreich-Ranking am schlechtesten abschneidet – als einziger erhält er sogar bei der gesamten Studiensituation von den Studierenden eine Platzierung in der Schlussgruppe.

Eine Ausnahme, denn: Ansonst sind die Studenten mit der Studiensituation an den FH sehr zufrieden. Auch, was die sogenannte Studierbarkeit betrifft – werden alle nötigen Lehrveranstaltungen angeboten, gibt es Platz in den Seminaren, ist die Prüfungsordnung transparent? –, geben sie den FH gute Noten. Was nicht zuletzt zu einem weiteren guten Ergebnis beiträgt: FH-Studenten schließen ihr Studium großteils in der Regelstudienzeit (plus ein Semester) ab. Und: Auch was die Räumlichkeiten angeht, sind die Bewertungen top.

Minus bei Lehrangebot

Was den Fachhochschulen, die sich stets die Praxisnähe auf die Fahnen heften, indes bitter aufstoßen dürfte, ist die mäßige Bewertung beim Punkt „Praxischeck“. Neben dem Praxisbezug – der in der Regel noch relativ gut bewertet wird – geht es dabei darum, inwiefern im Studium berufsrelevante Methoden und soziale Kompetenzen vermittelt werden; Projektmanagement, Präsentationstechniken etwa. Im Bachelorbereich finden sich hier nur zwei Spitzenplatzierungen, im Master keine einzige. Auch beim Lehrangebot müssen einige Studiengänge schlechte Bewertungen einstecken.

Was aber nicht bedeute, dass man dieses Angebot total umkrempeln müsse, sagt Helmut Holzinger, Präsident der Fachhochschulkonferenz (FHK). „Man muss das Lehrangebot natürlich immer weiterentwickeln“, sagt er. „Aber das tun die FH ja auch.“ Um herauszufinden, wo genau es im Punkt Praxis hake, müsse man die Daten analysieren. Nur so viel: Er wünscht sich, dass die Bewertung beim nächsten Mal besser ausfällt.

Insgesamt macht Holzinger allerdings deutlich: Er ist höchst zufrieden damit, wie die Fachhochschulen abschneiden. „Das zeigt einmal mehr, dass sich die österreichischen Fachhochschulen sehr gut darstellen – gerade auch im technischen Bereich.“ Am meisten freue er sich, dass die guten Ergebnisse aus dem Jahr 2010 – alle drei Jahre wird derselbe Fachbereich getestet – gehalten und teils sogar verbessert werden konnten.

Besser als deutsche FH

Dass die österreichischen FH überdurchschnittlich gut abschneiden, zeigt sich übrigens auch im Vergleich mit ihren deutschen Pendants, wie Gero Federkeil vom CHE sagt. Warum? „Was sofort auffällt ist, dass die äußeren Bedingungen, etwa Räume, oft sehr gut bewertet werden“, sagt Federkeil. „Offenbar gelingt es in den meisten Fällen auch, das gut zu organisieren.“

FHK-Chef Holzinger hat zum Vorsprung vor den deutschen FH zwei Thesen. Einerseits, so meint er, seien die österreichischen FH dynamischer – weil sie jünger seien, unternehmerischer denken würden, stärker mit Absolventen und Wirtschaft vernetzt seien. Und: Das Personal an den Fachhochschulen sei in Deutschland verbeamtet – hierzulande dagegen nicht, so Holzinger: „Weder rechtlich, noch im Spirit.“

CHE-Ranking: Gute Noten für Fachhochschulen
CHE-Ranking: Gute Noten für Fachhochschulen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2013)

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