Nein-Sagerei ist zu wenig

Die neue ÖH-Führung muss durch Konzepte punkten.

Dass die ÖH bis heute zu Recht als Kaderschmiede für (partei-)politischen Nachwuchs gilt, haben die Fraktionen in den Wochen des Wahlkampfs zur Genüge bewiesen. Statt Inhalte zu präsentieren, übten sich die Studentenvertreter wieder vorrangig in der Kunst des Schmutzwerfens. Medial ist diese Strategie zwar aufgegangen – mit Blick auf die Wahlbeteiligung und die anstehende Vertretungsarbeit in den kommenden zwei Jahren lässt das Niveau der Auseinandersetzung jedoch nicht eben das Beste hoffen.

Spätestens nach der Wahl müssen die Studentenvertreter wieder mehr leisten, als einander penibel vorzurechnen, wie viel Geld bei diversen zweifelhaften Beisln, Spritzerständen, Öffi-Ticket-Aktionen und Plakataktionen verschleudert oder gar veruntreut wurde.

Nach der Nationalratswahl im Herbst wird die ÖH gefordert sein, die Interessen der Studenten gegenüber der neuen Regierung zu vertreten. Hoffen wir, dass das besser gelingt als bisher. Erster Schritt könnte sein, endlich mit der selbstverliebten Debatte aufzuhören, ob die ÖH lieber Service oder Gesellschaftspolitik – die Antwort: Es braucht natürlich beides – machen soll.

Worauf es wirklich ankommen wird, ist die Frage, ob es gelingt, sich von der destruktiven Nein-Sagerei zu lösen und eine konstruktive Rolle einzunehmen. Wer, wie die ÖH, keine echte Verhandlungs- und schon gar keine Verhinderungsmacht hat, ist darauf angewiesen, als ernst zu nehmender Partner aufzutreten.

Dafür braucht es nicht nur Ideen – sondern auch passende Konzepte dazu. Solche zu liefern, gelang im Wahlkampf am ehesten dem roten VSStÖ und den Jungen Liberalen, eingeschränkt auch der zuletzt viel gescholtenen ÖVP-nahen AG.

Bleibt zu hoffen, dass sich nach der Wahl eine Koalition der Vernünftigen findet. Die Studierenden würden es ihrer Vertretung danken.

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2013)

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