Studie: Studenten sind verschuldet

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Symbolbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mehr als jeder dritte Studierende steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das zeigt eine neue Studie. Die Österreichische Hochschülerschaft interpretiert die Ergebnisse als „Denkzettel an die Regierung“.

Wien/J. N. Jeden zweiten Tag Fisch oder Fleisch zu essen, das können sich knapp ein Viertel der Studierenden nicht leisten. Jedem zehnten Studierenden fällt es sogar schwer, die eigene Wohnung angemessen zu heizen. Ähnlich viele haben nicht genug Geld, um dringende medizinische Behandlungen durchführen zu lassen.

Das sind die Detailergebnisse einer neuen Studie, die am Institut für Soziologie der Uni Wien unter der Leitung von Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS) entstanden ist. Insgesamt haben demnach mehr als ein Drittel der rund 5000 befragten Uni-Studenten (sehr) große finanzielle Probleme. Jeder Vierte überzieht deshalb regelmäßig das Konto, und immerhin rund 16 Prozent der Studierenden geben an, dass sie ob ihrer prekären finanziellen Situation bereits einen Kredit aufgenommen haben. „Die Zahlen stehen für sich“, so der Kommentar von Experte Unger.

Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH), die ebenso bei der Studie mitgewirkt hat, interpretiert die Ergebnisse als „Denkzettel an die Regierung“. Diese müsse endlich die „Baustelle Beihilfensystem“ angehen, sagt Angelika Gruber, die stellvertretende Vorsitzende der ÖH, die ihr Amt am Freitag abgeben wird (siehe Artikel links). Die Reaktion aus dem Wissenschaftsministerium kam prompt: Die Studienförderung sei „gut ausgebaut“, außerdem werde „ständig an einer Verbesserung gearbeitet“.

Verzögerung durch Geldprobleme

Dass sich die finanzielle Situation der Studenten weiter verschlechtert hat, hängt mitunter mit der Kürzung der Familienbeihilfe zusammen, die am 1. Juli 2011 in Kraft trat. Seither wird die Familienbeihilfe nur noch bis zum 24. Geburtstag statt wie zuvor bis zum 26. Geburtstag ausgezahlt.

Der Kreis der Bezieher ist dementsprechend deutlich kleiner geworden und liegt derzeit bei 43,4 Prozent. Das wiederum sorgt dafür, dass Studenten immer häufiger neben dem Studium arbeiten müssen. Der Effekt aufs Studium bleibt nicht aus: 22,8 Prozent rechnen mit einen Studienverzögerung von ein bis zwei Semestern. Weitere 20,7 Prozent gehen davon aus, dass sie sogar mindestens drei Semester länger brauchen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2013)

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