Uni-Linz-Chef Richard Hagelauer muss (und will) die Medizinfakultät umsetzen.
Und wo ist der Rektor?, fragten sich viele, als vor genau einer Woche groß verkündet wurde, dass die Finanzierung für die Linzer Medizinfakultät steht. Tatsächlich standen zwar allerhand Minister und Landespolitiker vor den Mikrofonen. Ausgerechnet Richard Hagelauer aber fehlte, als jenes Projekt auf Schiene geschickt wurde, das das Gesicht seiner Uni künftig prägen wird. Die Szene nährte einen Eindruck, der in den vergangenen Wochen und Monaten mehr als einmal aufgekommen war: den einer Uni als Spielball der Landespolitik. Den eines Rektors, der für die Ambitionen eines Landeschefs herhalten muss, der Großes hinterlassen will.
Natürlich sei er bei dem Gespräch im Finanzministerium dabei gewesen, sagt Hagelauer. Warum er die anschließende Pressekonferenz ausließ? „Das war eine politische Pressekonferenz, ich hatte einen anderen Termin und musste weiter“, sagt er. Überhaupt sei der Eindruck, die Uni Linz sei bei dem Projekt allzu zurückhaltend, ein falscher. „Ich stehe voll dahinter“, betont der Rektor. „Vielleicht habe ich aber in Wien diesbezüglich etwas zu wenig Öffentlichkeitsarbeit betrieben.“
Und in der Tat ist der gebürtige Deutsche, der sich seinen fränkischen Einschlag auch nach zwanzig Jahren in Linz bewahrt hat, kein großer Redner. Es mag ein Klischee sein, doch in diesem Fall passt es: Der 61-Jährige ist eben ein Techniker – gelernter Starkstromelektriker, studierter Informatiker. „Ich bin weniger der, der redet“, sagt er. „Ich bin der, der Themen aufgreift und umsetzt.“ Und, das muss man ihm lassen: Seit er vor sechs Jahren Rektor wurde, hat er mehrere größere Projekte initiiert: den Ausbau der technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, den Science Park.
Dem nächsten Projekt, der Medizinfakultät, schlägt außerhalb von Oberösterreich nun durchwegs Skepsis entgegen. Zumal das zentrale Argument des Landes – die Fakultät als Lösung für den Ärztemangel – auf recht schwachen Beinen steht.
Chance für die Uni Linz
Aus Linzer Perspektive ist das Projekt aber zweifellos eine Chance: Endlich wird die Uni, bisher häufig unter der Wahrnehmungsschwelle, zur Volluniversität, es gibt pro Jahr knapp 60 Millionen Euro an zusätzlichem Budget und damit auch die Möglichkeit, sich in der Forschung stärker zu positionieren. Nicht zuletzt in der Medizintechnik, einem Bereich, den Hagelauer selbst von Grund auf kennt – immerhin hat er als Diplomarbeit vor rund 30 Jahren ein drahtloses Gehör-Interface entwickelt.
Seine Vision: Linz zu einem Medizintechnik-Valley zu machen – nach dem Vorbild der Uni-Region Erlangen-Nürnberg. Einer Gegend, in der der Vater dreier Kinder bis heute fast jedes Wochenende verbringt. Und die auch eine weitere Parallele aufweist, wie er sagt: „Erlangen-Nürnberg hat als Gegenpol München, Linz hat Wien. Und beide müssen versuchen, gegenüber der Hauptstadt zu punkten.“
Klar ist: Heute wird Hagelauer dabei sein, wenn eine Linzer Delegation das Projekt der Hochschulkonferenz vorstellt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2013)