Frauen studieren öfter Massenfächer

Frauen studieren oefter Massenfaecher
Frauen studieren oefter Massenfaecher(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Studentinnen sind schneller und erfolgreicher, wechseln nach dem Erstabschluss aber seltener in Master oder Doktorat. Das zeigt ein Zusatzbericht zur Studierenden-Sozialerhebung.

Studentinnen wenden mehr Zeit für ihr Studium auf, studieren schneller, absolvieren häufiger einen Auslandsaufenthalt und erreichen öfter einen Abschluss als ihre männlichen Kommilitonen. Sie wählen aber auch häufiger Massenfächer, wechseln nach dem Erstabschluss seltener in weiterführende Studien und verdienen im Beruf weniger. Das zeigt ein am Dienstag präsentierter Zusatzbericht der Studierenden-Sozialerhebung zur "Situation von Studentinnen".

Für die im Auftrag des Wissenschaftsministeriums vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführte Sozialerhebung wurde im Sommersemester 2011 eine Online-Umfrage an allen öffentlichen Unis, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen durchgeführt. 44.000 Fragebögen wurden dabei verwertet.

Frauen studieren oefter Massenfaecher
Frauen studieren oefter Massenfaecher(C) DiePresse

Insgesamt sind 54 Prozent der Studierenden an den Hochschulen Frauen. "Das ist übrigens eines der ausgewogensten Verhältnisse in Europa", so Studienautor Martin Unger.

Auffällig ist die unterschiedliche Fächerwahl der Geschlechter: In Pädagogik- bzw. Lehramtsstudien liegt der Frauenanteil bei 74 Prozent, in den Geisteswissenschaften bzw. der Kunst sind es 67, in den Agrar- bzw. Veterinärwissenschaften 65 Prozent und in der Gesundheit bzw. sozialen Diensten 63 Prozent. Umgekehrt sind nur 27 Prozent der Studenten in der Fächergruppe Ingenieurswesen/Herstellung/Baugewerbe Frauen, in den Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik sind es 35 Prozent. Selbst innerhalb der Fächergruppen gibt es Unterschiede: In den Naturwissenschaften weist die Psychologie einen hohen Frauenanteil auf, die Biotechnologie einen hohen Männeranteil.

Generell wählen Frauen häufiger überfüllte Fächer. "Daraus ergeben sich Probleme, die Männer und Frauen zwar gleich stark betreffen, aber da Frauen diese Fächer häufiger studieren, sind sie häufiger betroffen", so Unger. Frauen weisen deshalb eine geringere Studienzufriedenheit auf, klagen häufiger über Stress und psychische Probleme sowie Zeitverlust im Studium. Trotzdem studieren Frauen etwas schneller und erreichen häufiger einen Abschluss als Männer.

Allerdings wechseln Frauen nach dem Erstabschluss seltener in ein weiterführendes Studium als Männer. Der Grund dafür liege hauptsächlich erneut in der Fächerwahl, so Studienautorin Petra Wejwar. Frauen studierten vor allem Fächer, in denen Studenten generell auf ein Master- bzw. Doktoratstudium verzichten. Dazu kämen in geringerem Ausmaß finanzielle Probleme und unterschiedliche Karrieremotive bei Frauen.

Keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es in der Erwerbsquote: Jeweils 63 Prozent der weiblichen und männlichen Studenten sind erwerbstätig. Allerdings arbeiten Frauen neben dem Studium seltener Vollzeit, erzielen deshalb ein geringeres Erwerbseinkommen, sind seltener in regulären Dienstverhältnissen und seltener studienadäquat beschäftigt. Folge sind der häufigere Verbleib in "Studentenjobs" und weniger Praxiserfahrung.

Nach wie vor existiert ein geschlechtsspezifischer Einkommensunterschied. Erwerbstätige Studentinnen verdienen pro Arbeitsstunde bis zu zehn Prozent weniger. In den technischen Fächern und den Geisteswissenschaften liegen die Gründe dafür vor allem in der Studienfachwahl und im Alter der Studenten, in den Sozialwissenschaften bleiben die Einkommensunterschiede aber auch bei gleichem Studium und gleichen persönlichen Merkmalen bestehen.

Folge ist, dass Studentinnen pro Monat im Schnitt um 80 Euro weniger zur Verfügung haben als ihre männlichen Kommilitonen. Neben geringerem Erwerbseinkommen erhalten sie aber auch von ihren Eltern weniger Unterstützung.

Unmittelbare Konsequenzen aus dem Bericht will Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) nicht ziehen. Viele Ursachen der Geschlechterunterschiede würden zudem nicht in den Hochschulen selber liegen. Daneben gebe es bereits Maßnahmen wie diverse Förderprogramme und die 40-prozentige Frauenquote in den Uni-Gremien.

(APA)

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