Medizintest: Frauen wieder schlechter

Das Medizinstudium ist begehrt: 8364 Bewerber kämpften am 5. Juli um 1500 Studienplätze.
Das Medizinstudium ist begehrt: 8364 Bewerber kämpften am 5. Juli um 1500 Studienplätze.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Aufnahme. Obwohl sich deutlich mehr Frauen beworben haben, werden auch heuer wieder mehr Männer zum Medizinstudium zugelassen. Der Gender Gap ist aber geringer geworden.

Wien/Apa/J.n. Der Medizinaufnahmetest sorgt seit Jahren für Wirbel. Es war die Kritik an den Testmethoden, die in der Vergangenheit einfach nicht abreißen wollte. Deshalb konzipierten die drei Medizin-Universitäten – Wien, Graz und Innsbruck – heuer erstmals eine einheitliche Prüfung. Doch auch diese ist nicht ideal.

Der neue Test muss sich – wie auch schon die Aufnahmeverfahren in der Vergangenheit – den Vorwurf gefallen lassen, nicht gendergerecht zu sein. Frauen haben nämlich auch diesmal schlechter abgeschnitten als Männer. Für die insgesamt 1500 Medizinstudienplätze haben sich „nur“ 724 Frauen (also rund 48,3Prozent) und im Vergleich dazu 776 Männer (51,7Prozent) qualifiziert.

Auf den ersten Blick scheint das ein minimaler Unterschied zu sein, doch sieht man sich die Anmeldezahlen an, dann schwindet dieser Eindruck. Denn von den insgesamt 8364 Bewerbern, die den Test am 5.Juli in Angriff genommen haben, waren rund 58,4Prozent, also 4883 weiblich.

Verbesserungen zum Vorjahr

Man muss dem neuen Test dennoch zugutehalten, dass der Gender Gap gegenüber dem Vorjahr etwas geringer wurde. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren in Innsbruck ebenfalls rund 58 Prozent der Testteilnehmer Frauen, der Frauenanteil bei den Aufgenommenen betrug jedoch nur 47 Prozent. In Graz lag die Frauenquote bei den Testteilnehmern im Jahr 2012 bei 57 Prozent, bei den Aufgenommenen bei 42 Prozent. Einen Sonderfall gab es im Vorjahr an der Med-Uni Wien: Dort wurden die Ergebnisse – unter großem Protest – gendergerecht ausgewertet.

Auch der neue Aufnahmetest soll nun einer Analyse unterzogen, und etwaige Unschärfen sollen ausgebessert werden, sagt Karin Gutiérrez-Lobos, die Vizerektorin der Med-Universität Wien, im Gespräch mit der „Presse“. Außerdem werden im kommenden Jahr neben dem Wissenstest, einem Textverständnistest und einem Teil, der kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten bewertet, auch soziale Kompetenzen berücksichtigt. „Je breiter das Spektrum wird, desto fairer wird auch der Test“, so Gutiérrez-Lobos. Die Frage, warum Frauen schlechter abschneiden, konnte noch nicht völlig geklärt werden. Experten machen sowohl die Erziehung und die schulische Ausbildung als auch den Test an sich verantwortlich.

Übrigens: Der Anteil der ausländischen Studierenden hat sich freilich nicht verändert. Denn laut Quote sind 75 Prozent der Plätze für Österreicher reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Drittstaatenangehörige.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2013)

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