Unternehmen finanzieren heimische Universitäten spärlich

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Koreanische Unis stehen bei Ko-Finanzierung durch die Wirtschaft am besten da, Europa hinkt hinterher.

Wien. Einmal mehr könnte eine internationale Vergleichsstudie im heimischen Hochschulsektor für Aufsehen sorgen. Diesmal ist es der „World Academic Summit Innovation Index“, der zeigt, dass in die Forschung an den heimischen Unis vergleichsweise wenig Geld aus der Wirtschaft fließt.

Konkret wurde errechnet, wie viel Geld weltweite Unternehmen jährlich pro Wissenschaftler in die Unis pumpen. Das Ergebnis: Nirgends fließt aus der Wirtschaft mehr Geld in die Hochschulen als in Korea. Konkret sind es rund 97.900US-Dollar (umgerechnet ca. 73.200Euro), die pro Jahr und Wissenschaftler eingehoben werden. Die österreichischen Unis können von solchen Summen nur träumen. Hier sind nur 11.300US-Dollar (8400Euro) im Jahr. Österreich liegt damit auf Platz 27 von 30. Diese Details veröffentlicht das renommierte „Times Higher Education“-Ranking heute, Montag.

Generell schneiden die asiatischen Länder am besten ab. Gleich fünf asiatische Nationen schafften es unter die ersten zehn. Die beste Platzierung aus europäischer Sicht schafften die Niederlande. Jeder Wissenschaftler bringt dort rund 72.800 US-Dollar pro Jahr ein. Großbritannien und die USA, die für gewöhnlich zu den dominierenden Ländern im Hochschulbereich gehören, können weder mit den Niederlanden noch mit den asiatischen Ländern mithalten. Für die Experten des „THE“-Rankings ist das ein „erschreckender Weckruf für die westlichen Nationen“. Den Grund für das mäßige Abschneiden dieser Nationen sehen sie in der „steigenden Begeisterung für den technologischen Fortschritt“. Genau in diesem Bereich seien die asiatischen Länder besonders stark, und so sei es auch nicht verwunderlich, dass die Unternehmen gerade dort in die Forschung investieren, so die Erklärung der Ranking-Experten.

„Brücke zur Wirtschaft schlagen“

Doch wie die meisten internationalen Rankings ist auch dieses stark simplifizierend. Im Fall von Österreich läuft die Forschungsförderung beispielsweise nicht nur über die Unis, sondern zu einem Gutteil über externe Forschungsprogramme wie etwa über das Comet-Programm (Competence Centers for Excellent Technologies), bei dem Kompetenzzentren gefördert werden, in denen Forscher und Unternehmer bei bestimmten Themen kooperieren. Diese Summen nicht mit einzuberechnen verzerrt freilich den Vergleich. Das erklärt gleichzeitig, warum etwa die USA und die Schweiz – beide Länder haben einen hohen Anteil nicht staatlicher Finanzierung – verhältnismäßig weit hinten im Ranking liegen. Dass Unternehmen gerade in Ländern wie Korea und Singapur viel Geld in die Forschung stecken, liegt wiederum auch daran, dass die staatlichen Forschungsförderungen nicht üppig sind.

Dennoch zeigt das Ranking zumindest eine Tendenz: In Österreich investieren Unternehmen vergleichsweise wenig in die universitäre Forschung. Das spielt Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) in die Hände. Er fordert ja bereits seit Längerem einen deutlichen Ausbau der nicht staatlichen Investitionen in die Universitäten. Im Gespräch mit der „Presse“ sagt Töchterle: „Ohne die Erhebungsmethode im Detail zu kennen, lässt sich eines sagen: Wir müssen die Brücke Wissenschaft–Wirtschaft weiter stärken.“ Das habe auch die OECD mehrfach empfohlen, in dem sie anregte, den Anteil privater Mittel kräftig zu steigern, so der Minister. Das Wissenschaftsministerium habe aber ohnehin bereits mehrere Schritte in diese Richtung gesetzt und etwa Anreize im Rahmen der Hochschulraum-Strukturmittel („Matching Fund“ im Ausmaß von neun Millionen Euro) gesetzt. Außerdem wurde gemeinsam mit der Industrie eine Doktoratsinitiative unter dem Titel „Holz – Mehrwertstoff mit Zukunft“ initiiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2013)

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