Streit um Filiale von privater Medizin-Uni spitzt sich zu

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Deutsche Ärzte wettern gegen die geplante Filiale der privaten Salzburger Paracelsus-Uni in Nürnberg. Sie stellen die Akkreditierung des Standorts infrage.

Salzburg/Nürnberg. Die Kontroverse um die geplante Niederlassung der privaten Salzburger Paracelsus Medizin-Uni (PMU) in Nürnberg gewinnt an Schärfe. Nicht nur kritisieren deutsche Mediziner mangelnde Wissenschaftlichkeit, sie argwöhnen auch, dass bei der Zulassung des Uni-Standorts nicht alles mit rechten Dingen zuging. „Wir fordern volle Transparenz, was das Verfahren der Akkreditierung angeht“, sagt Volker Hildebrandt, Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages, der die medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Deutschlands vertritt.

Die Filiale der Salzburger Privat-Uni soll schon im August mit 50 Studierenden starten. Geboten wird – gegen 13.500 Euro pro Jahr – ein Studium nach österreichischem Recht, das auch mit einem österreichischen Titel (Dr. med. univ.) abschließt. Die Dauer ist mit fünf Jahren angesetzt. Abgesegnet wurde die Niederlassung in Nürnberg daher auch nicht von einer deutschen Stelle, sondern von der österreichischen AQ Austria. Der deutsche Fakultätentag fordert nun, dass die Empfehlungen aller drei Gutachter – zweier deutscher Professoren, eines Studentenvertreters – offengelegt werden.

Die AQ Austria weist die Kritik der deutschen Mediziner aufs Schärfste zurück. Die Akkreditierung sei regelkonform abgelaufen. In ein bis zwei Wochen werde der Endbericht veröffentlicht. „Darin finden sich selbstverständlich auch die Namen der drei Gutachter.“ Deren Empfehlungen seien übrigens nicht bindend. Die letztgültige Entscheidung über die Zulassung trifft das Board der AQ Austria, das aus 14 Mitgliedern besteht – unter anderem dem Juristen Wolfgang Mazal und dem Ex-Rektor der Uni Zürich, Hans Weder.

Eine österreichische Akkreditierung sei aber womöglich ohnehin nicht ausreichend, heißt es von den deutschen Medizinern unter Berufung auf ein eigens eingeholtes Rechtsgutachten: Das Klinikum Nürnberg, an dem ein Teil der neuen Medizinerausbildung stattfinden soll, sei eine öffentliche Einrichtung und habe daher deutsches Recht zu achten. Grob gesagt hieße das: Eine Zulassung durch eine österreichische Stelle könnte wertlos sein.

„Entwissenschaftlichung“

Ein besonderer Dorn im Auge ist den deutschen Medizinern, dass die Filiale die vorklinischen Lehrveranstaltungen teilweise an die frühere FH und jetzige Technische Hochschule Nürnberg auslagert. „Der Weg zum Arztberuf heißt Universität“, so Hildebrandt. Das verlange übrigens auch eine entsprechende EU-Richtlinie. „Man kann sich nicht darüber hinwegsetzen, sonst führt das langfristig zu einer Entwissenschaftlichung der Medizin.“

Auch das sieht die AQ Austria anders: Es handle sich ja um eine (Privat-)Uni. Und dass Lehrveranstaltungen teilweise von anderen Institutionen zugekauft würden, sei nicht unüblich. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2014)

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