Türkei könnte aus Erasmus-Programm fliegen

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Die EU ermittelt gegen die türkische "Nationalagentur für das Erasmus-Programm". Die Mobilität türkischer Studenten steht auf der Kippe.

Allein 2012 verließen rund 12.000 türkische Studenten durch das Austauschprogramm Erasmus ihr Land. Doch die Mobilität türkischer Studenten steht auf der Kippe - ebenso wie die europäischer Studenten, die in die Türkei kommen wollen. Der Grund: Die Europäische Kommission hat Anfang März Ermittlungen gegen die türkische "Nationalagentur für das Erasmus-Programm" in Ankara aufgenommen, wie die "ZEIT ONLINE" berichtet. Am Ende dieser Ermittlungen könnte ein Erasmus-Stopp stehen.

Die EU müsse in der Türkei "Unregelmäßigkeiten" nachgehen, die durch "fehlende Transparenz bei der Einstellung von Personal und Verstöße gegen EU-Regeln für Beschaffungsvereinbarungen" entstanden seien: Mit diesen Worten wird Dennis Abbott, ein Sprecher der Kommission, in der deutschen Wochenzeitung zitiert.

Gelder kamen nicht bei Studenten an

Erasmus: Das Programm

Türkische Medien weisen darauf hin, dass EU-Fördergelder ihren Weg nicht bis zu den Studenten gefunden hätten. Es bestehe der Verdacht, dass der ehemalige türkische Minister für EU-Angelegenheiten, Egemen Bağış, Erasmus-Gelder abgezweigt habe. Der Minister hat infolge eines Korruptionsskandals bereits sein Amt verloren.

Allein im Jahr 2013 habe die türkische Nationalagentur für die EU-Bildungsprogramme Lifelong Learning und Youth in Action 116 Millionen Euro an EU-Fördergeldern erhalten. Auf das Erasmus-Programm, das ein Teil des Lifelong Learning-Programmes ist, entfallen dabei rund 40 Prozent der Gelder, so Abbott.

Sollten sich die Vorwürfe gegen die türkische Nationalagentur bewahrheiten, hätte die EU verschiedene Sanktionsmöglichkeiten. So könnte sie beispielsweise einen Teil der Fördergelder für Bildungsprogramme von der Türkei zurückverlangen, vor allem Personalkosten. Im schlimmsten Fall kann die EU für die Türkei das Erasmus-Programm für 2014 oder darüber hinaus komplett aussetzen.

Erasmus bietet Hochschulstudenten die Möglichkeit, drei bis zwölf Monate in einem anderen europäischen Land zu verbringen und dort entweder zu studieren oder ein Praktikum in einem Unternehmen bzw. einer Organisation zu absolvieren. Diese Option steht allen Studierenden offen, die an einer Hochschule in einem der 33 Teilnahmeländer (EU-Mitgliedstaaten, Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz und Türkei) eingeschrieben sind.

(Red.)

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