Umfrage: "Frustrierung von Wissenschaftlern" droht

(c) FWF - Der Wissenschaftsfonds/APA (Ludwig Schedl)
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Der Wissenschaftsfonds FWF genießt bei Forschern hohes Prestige. Sie wünschen sich aber mehr Transparenz.

Der Wissenschaftsfonds FWF sollte als Sprachrohr der Wissenschaft fungieren und deren Interessen gegenüber der Politik vertreten. Das wünschen Uni-Forscher in einer Befragung, die 2013 im Auftrag des FWF durchgeführt und am Mittwoch in Wien präsentiert wurde. Zudem wollen die Befragten, dass die inhaltliche Ausrichtung des FWF allein der wissenschaftlich-akademischen Selbstkontrolle unterliegt.

Studienleiter Stefan Hornbostel vom Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung Berlin sieht die Umfrage vor dem Hintergrund des zunehmend stärkeren Wettbewerbsdrucks um Drittmittel. Angesichts massiv steigender Antragszahlen und sinkender Bewilligungsquoten - beim FWF 30 Prozent - ortet Hornbostel zunehmen die Gefahr einer "Frustrierung von Wissenschaftern".

Zu hoher Aufwand für Anträge

So nennen in der Online-Umfrage (Rücklaufquote sieben Prozent bei insgesamt rund 35.000 Uni-Forschern) 40 Prozent den zu hohen Antragsaufwand als Grund dafür, keinen Antrag beim FWF gestellt zu haben. Für jeden fünften (20 Prozent) ist die Grundfinanzierung der eigenen Arbeit ohnedies ausreichend, für Hornbostel ein "bemerkenswerter" Wert. 22 Prozent sehen ihre Forschung zu anwendungsorientiert, um beim primär Grundlagenforschung fördernden Fonds einzureichen.

In Disziplinen wie Physik, Historische oder Kunstwissenschaften gebe es eine "massive Unterschätzung" der tatsächlichen Bewilligungsquote im jeweiligen Bereich. Diese subjektive Wahrnehmung der Bewilligungschancen sei entscheidend dafür, wieviel Aufwand man in einen Antrag investiere, sagte Hornbostel. Viele Wissenschafter meinen weiters, dass das Angebot des FWF bei Wissenschaftspreisen und zur Erhöhung der Chancengleichheit größer als der tatsächliche Bedarf sei, die größte Differenz zwischen Bedarf und Angebot orten sie dagegen bei der Nachwuchsförderung.

Der FWF gilt als Fördereinrichtung mit dem höchsten Prestige in Österreich, nur Professoren bewerten den Europäischen Forschungsrat (ERC) höher. Hinsichtlich Verständlichkeit der Richtlinien, Bearbeitung der Anträge, Beratung, Effizienz und Unterstützung stellen die Befragten dem FWF ein sehr gutes Zeugnis aus.

Angst vor Ideenklau

Hornbostel hat die Ergebnisse der FWF-Umfrage sowie einer Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft aus 2010 mit ähnlichen Umfragen aus den 1970er und 1980er Jahren in Deutschland verglichen. Dabei zeigte sich die zunehmende Sorge der Wissenschafter, dass sich Gutachter Ideen aus den Anträgen aneignen, ohnehin immer die gleichen Leute die Fördermittel und renommierte Wissenschafter auch weniger gute Projekte bewilligt bekommen.

Ganz massiv stört die Wissenschafter in der FWF-Umfrage, dass sie keine Möglichkeit zur Stellungnahme zu Gutachten vor der Bewilligungsentscheidung haben. Es gibt auch einen großen Wunsch nach mehr Transparenz über die Förderentscheidungen des FWF, und zwar nicht nur bei erfolglosen, sondern auch bei erfolgreichen Antragstellern. "Immer mehr Wissenschafter wollen eine Begründung und lernen, was sie falsch gemacht haben", sagte Hornbostel.

Diese Transparenz ist auch ein Punkt, wo FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund kurzfristig Verbesserungsmaßnahmen anstrebt, etwa bei Gutachterformularen bzw. den Unterlagen, die an den Antragsteller zurückgehen. Seitens des FWF verweist man auch darauf, dass der FWF 2013 sehr gut beurteilte Projekte im Umfang von 80 Mio. Euro ablehnen musste, wobei die Ablehnung oft nur auf Nuancen basieren würde und für Antragsteller deshalb kaum nachvollziehbar sei. Sonst will Ehrenfreund die Umfrage als "Lernchance und Auftrag" begreifen, den Fonds so weiterzuentwickeln, dass sein hohes Ansehen erhalten bleibe.

(APA)

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