Unis: "Die Stunde der Wahrheit steht erst bevor"

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Der Ruf nach mehr Geld sei "trotz Hypo-Finanzdebakel" angemessen, so Rektorenchef Schmidinger.

Die Universitätenkonferenz (uniko) hält sich mit einer Bewertung von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) vorerst zurück. "Die Stunde der Wahrheit steht erst bevor", so Rektorenchef Heinrich Schmidinger bei einer Pressekonferenz am Freitag. Der Minister werde sich daran messen lassen müssen, inwieweit sich seine Budget-Forderungen im anstehenden Finanzrahmengesetz wiederfinden.

Mitterlehner hat einen Budgetbedarf von 1,6 Mrd. Euro bis 2018 deponiert - 1,4 Mrd. davon sollen die Unis bzw. der vor allem Uni-Forschung finanzierende Wissenschaftsfonds FWF bekommen. "Der Minister engagiert sich sehr stark, setzt sich ein und will Ängste und Sorgen ausräumen - Ende April werden wir sehen, was ihm gelungen ist."

Inflationsbereinigtes Plus von 2,8 Prozent

In den vergangenen zehn Jahren hätten die Unis die ihnen 2004 eingeräumte Autonomie erfolgreich genützt, so Schmidinger. Das Globalbudget aller Universitäten habe 2003 1,99 Mrd. Euro betragen und sei auf aktuell 2,47 Mrd. Euro gestiegen - inflationsbereinigt ergebe das aber nur einen Zuwachs von 2,8 Prozent. Gleichzeitig seien aber im Wintersemester 2013/14 mit 273.000 ordentlichen Studenten um rund 42 Prozent mehr Personen inskribiert als 2004.

Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl des wissenschaftlichen und künstlerischen Stammpersonals um acht Prozent auf 11.900 Vollzeitäquivalente, jene der über Drittmittel finanzierten Mitarbeiter von 4.800 auf 8700 Personen (plus 80 Prozent). Das Verwaltungspersonal blieb mit ca. 10.800 Vollzeitäquivalenten in etwa gleich. Die Studiendauer verkürzte sich in den letzten zehn Jahren - vor allem durch die Einführung des Bachelor/Master-Systems - um drei Semester, die Zahl der Absolventen stieg um mehr als 14.000 auf rund 34.500.

"Investitionen bei Unis gut angebracht"

"Ich will jetzt gar nicht sagen, dass uns in den letzten zehn Jahren nichts dazugegeben wurde", meinte Schmidinger. "Dass die derzeit laufende Leistungsvereinbarungsperiode überhaupt möglich ist, verdankt sich der von Ex-Minister Töchterle ausgehandelten Uni-Milliarde. Auch der Neubau der WU war ein Riesenprogramm." Trotzdem: "Wenn man die Relationen zu jenen Unis herstellt, mit denen wir uns messen wollen, also vor allem jenen in der Schweiz und Deutschland, dann ist ein Plus von 2,8 Prozent in zehn Jahren nicht viel. Die Steigerungsraten in anderen Ländern sind doch wesentlich höher."

Der Ruf nach zusätzlichen Mitteln sei "trotz Hypo-Finanzdebakel" angemessen, so Schmidinger: "Man kann nicht nur sagen, wir sparen ein, bis die Kassa wieder stimmt. Das ist schon ökonomisch falsch - man weiß heute, dass man manche Probleme dann in den Griff bekommt, wenn man auch zusätzlich investiert. Und diese Investition ist bei den Unis gut angebracht."

Glawischnig wirbt für Online-Petition

Unterstützung für die Forderungen Schmidingers kommt von Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Sie rief dazu auf, die Petition Wissenschaft ist Zukunft zu unterzeichnen. Mitterlehner und die Regierungsspitze müssten die geforderten 1,6 Mrd. Euro sicherstellen, hieß es in einer Aussendung.

>>> Zur Petition Wissenschaft ist Zukunft

(APA)

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