Nicht-EU-Studenten rentieren sich nach 20 Jahren

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Nicht einmal jeder fünfte Studierende aus dem EU-Ausland bleibt nach dem Studium im Land. Die Neos plädieren für eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, um mehr ausländische Studenten in Österreich zu halten.

Wien. Ein vergleichsweise günstiges Studium und ein meist offener Uni-Zugang: Das sind die Vorteile, die zahlreiche ausländische Studierende nach Österreich locken – auch aus den Staaten außerhalb der EU. Doch nur wenige von ihnen bleiben nach dem Studium in Österreich. Das kommt das Land teuer. Wie teuer, das haben die Neos auf Basis einer erst kürzlich erschienen deutschen Studie des Prognos-Instituts annäherungsweise errechnet.

Demnach profitiert Österreich derzeit erst dann von den ausländischen Studenten, wenn sie rund 20 Jahre nach Studienabschluss im Land bleiben (siehe Grafik). Warum das so ist? Es beginnt damit, dass die Kosten für einen Studienplatz im Schnitt mehr als 11.000 Euro pro Jahr betragen. Im Vergleich dazu sind die Studiengebühren, die Nicht-EU-Studierende zahlen müssen, mit rund 1450 Euro im Jahr gering. Hinzu kommt, dass das Steueraufkommen eines Studenten mit rund 2900 Euro jährlich nicht wirklich üppig ist. Über eine durchschnittliche Studiendauer von fünf Jahren gerechnet nimmt der österreichische Staat also deutlich weniger ein, als er ausgibt.

In Zahlen gegossen sieht das so aus: Die 3700 Nicht-EU-Studenten eines Jahrgangs verursachen über ihre im Schnitt fünfjährige Studiendauer Kosten von rund 209 Millionen Euro. Die Staatseinnahmen belaufen sich in derselben Zeit auf circa 80 Millionen Euro. Macht insgesamt einen Verlust von knapp 130 Millionen Euro.

Bis der Verlust abgestottert ist, dauert es lange. Aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre es deshalb wichtig, dass Nicht-EU-Studenten nach ihrem Abschluss im Land blieben. Derzeit machen das laut Prognos-Studie aber nur 17,4 Prozent. Bleiben diese ein zusätzliches Jahr, dann reduziert sich der Verlust auf 121 Millionen Euro, nach fünf sind es 94 Millionen, und erst nach 20 Jahren zahlt sich das Ganze für den österreichischen Staat aus.

Dabei würden laut Studie gern mehr ausländische Studenten nach dem Abschluss in Österreich bleiben: 31 Prozent behaupten das von sich. Würden sie tatsächlich alle bleiben, könnte der Staat schon nach 15 Jahren positiv bilanzieren.

„Es hapert an der Rot-Weiß-Rot-Karte“, sagt Nikolaus Scherak, Wissenschaftssprecher der Neos. Er plädiert dafür, die Karte für Bachelorabsolventen zu öffnen. Außerdem fordert er die Senkung der Einkommensgrenzen sowie eine Verlängerung der Suchfrist für einen Job. „Das wäre nicht nur menschlich, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll“, so Scherak. (j.n.)

Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2014)

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