Pentagon-Geld an Unis: "Problematische Konstellationen"

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Der Rektorenchef fordert, stets "Rolle und Motive der Auftraggeber zu prüfen". ÖH und Grüne fordern Kontrolle für privat finanzierte Projekte.

Dass das US-Verteidigungsministerium an heimischen Unis Forschungsprojekte fördert, erregt die Gemüter. Unis und Studierende forderten „größtmögliche Transparenz“. Jede wissenschaftliche Einrichtung sei aufgerufen, „Rolle und Motive der Auftraggeber bei nicht-staatlich finanzierten Forschungsprojekten in ethischer Hinsicht zu prüfen“, sagte Rektorenchef Heinrich Schmidinger am Mittwoch.

Forscher müssten sich dieser ethischen Verantwortung tagtäglich stellen. Größtmögliche Transparenz bezüglich der Mittel sei daher auch selbstverständlich. Gleichzeitig wehrte er sich dagegen, die Unis einerseits zur Einwerbung von immer mehr Drittmitteln aufzufordern und sie auf der anderen Seite „bei Gelegenheit dafür an den Pranger“ zu stellen. Nur durch ausreichende öffentlich-staatliche Finanzierung seien Autonomie und Unabhängigkeit der Unis garantiert.

„Katastrophale Finanzierungssituation“

Ähnlich sieht das die grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer. „Wir haben das Problem, dass aufgrund der katastrophalen Finanzierungssituation immer stärker auf Drittmittel angewiesen sind – daraus entstehen immer wieder problematische Konstellationen“, so Maurer. „Es gibt genügend Beispiele, wo Forschung und Wissenschaft nicht mehr unabhängig ist.“ Für besonders problematisch hält sie, dass in einem neutralen Staat wie Österreich militärische Forschung an öffentlichen Unis passiere.

Maurer will nun einerseits mittels parlamentarischer Anfrage herausfinden, welche derartigen Projekte es in Österreich gibt. Auch sie fordert Transparenz: „Es muss klar sein, wer zahlt und wer profitiert. Da braucht es in Zukunft dringend eine Art von Kontrollmechanismus.“ Wie dieser aussehen kann bzw. sollte, müsse noch diskutiert werden.

ÖH fordert Kommissionen

Auch die ÖH sieht die Einwerbung von Forschungsgeldern des Pentagon als Beleg für „die eklatante Unterfinanzierung der österreichischen Wissenschaft und Forschung“, so Generalsekretärin Julia Freidl (VSStÖ). Auch die ÖH fordert Transparenz und Kontrolle: Die Unis sollen die Drittmittelgeber bekannt geben müssen. Außerdem wünschen sich die Studierenden eine Debatte über die Einrichtung von Kommissionen, die Forschungsbestrebungen beispielsweise auf eine mögliche militärische Verwendung prüfen.

Derzeit können die Unis Drittmittel innerhalb ihres Wirkungsbereichs einwerben, darüber hinaus gibt es keine generelle Regelung. Die einzelnen Unis entscheiden autonom, welche Projekte sie annehmen. Wie die "Wiener Zeitung" berichtet hat, haben Unis und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) seit 2009 fast neun Mio. Euro Drittmittel vom US-Verteidigungsministerium erhalten, wobei das Gros mit 5,4 Mio. an ein ÖAW-Forschungsprojekt zu Brustkrebs geht.

Diese Summe ist im Vergleich zu den gesamten Drittmitteln allerdings gering: Laut Wissenschaftsministerium haben die Unis allein 2013 rund 600 Mio. Euro für Forschungsprojekte eingeworben, die ÖAW 28,4 Mio. im Jahr 2012.

(APA/Red.)

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