"Österreich Mitte": Lehrerausbildung zusammengelegt

(c) FABRY Clemens
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Jeder angehende Lehrer für AHS und NMS soll an gleichzeitig an allen Institutionen inskribiert sein und sich die Lehrveranstaltungen aussuchen können.

Neun Universitäten und Pädagogische Hochschulen (PH) der Länder Salzburg und Oberösterreich bieten ab dem Schuljahr 2016/2017 eine neue, einheitliche Ausbildung für Sekundarlehrer. Wie am Mittwoch bei einem Pressegespräch bekannt gegeben wurde, sollen die Studenten aus sämtlichen Lehr-Angeboten frei wählen und überall mit dem Bachelor, Master oder Doktor abschließen können.

"Österreich Mitte" ist eine von vier Bildungsregionen in Österreich, die im Rahmen der Reform der Lehrerausbildung eingerichtet werden, und inkludiert die Universitäten und die pädagogischen Hochschulen (PH) von Salzburg und Linz, die Kunstuniversitäten beider Städte sowie drei kirchliche Lehrerausbildungsstätten. Jeder angehende Lehrer für AHS, Hauptschule und Neue Mittelschule (NMS) soll im neuen System automatisch an allen Institutionen gleichzeitig inskribiert sein und sich die passendsten Lehrveranstaltungen aussuchen können. Die Ausbildung zum Sekundarlehrer ist im neuen Modell identisch, nur die Volksschullehrer dürfen weiterhin ausschließlich von den PH ausgebildet betreut werden.

Der Vorteil für die Studenten: Laut Elfriede Windischbauer, Rektorin der PH Salzburg, schafft das neue Modell neben Wahlmöglichkeiten für Studenten auch Wettbewerb der Kompetenzen für die Unis und PH. Die Rektoren wiesen weiters darauf hin, dass in den kommenden Jahren außergewöhnlich viele Lehrer in Pension gehen werden. "Die Synergien des einheitlichen Ausbildungsmodells sind alternativlos, um den Bedarf an gut ausgebildeten Pädagogen zu decken", so Erich Müller, Vizerektor der Uni Salzburg.

"Weitreichendste Reform seit Jahrzehnten"

Vertreter aller neun Unis und PH sprachen heute von einem "historischen Moment" und der "weitreichendsten Reform im österreichischen Bildungssystem seit Jahrzehnten" (Franz Kepplinger, PH der Diözese Linz), von "Paradigmenwechsel in der Lehrerausbildung" (Johann Bacher, Uni Linz), von "Freudentag" und "ganz großer Chance" (Ulrike Greiner, PH Oberösterreich). Inhaltlich neue Ausbildungsschwerpunkte seien nicht zu erwarten, weil man, so Windischbauer, "ja nur jene Fächer anbieten kann, die an Schulen unterrichtet werden."

Nachteile der Zusammenlegung und Vereinheitlichung der Lehrerausbildung: Das eine oder andere Fach wird es nicht mehr in beiden Landeshauptstädten geben. Chemie zum Beispiel gehöre eindeutig in die Linzer Kernkompetenz, während etwa romanistische Fächer wohl hauptsächlich in Salzburg angeboten würden, hieß es. Für die Studenten wird das also zusätzliches und häufiges Pendeln bedeuten. "Ein gewisse Konzentration und Spezialisierung kann es schon geben, aber das Schreckgespenst von groß angelegtem Fächerzusperren sehe ich nicht", sagte Windischbauer.

Vierjähriges Bachelorstudium für Lehrer

Die neue Lehrerausbildung sieht vor, dass künftig jeder angehende Lehrer - egal ob er sich an einer Uni, einer PH oder an einer Kooperationsform zwischen den beiden Einrichtungen ausbilden lässt - ein Aufnahmeverfahren bestehen und ein vierjähriges Bachelorstudium absolvieren muss. Nur bei dem für die Fixanstellung nötigen ein- bis eineinhalbjährigen Masterstudium müssen die PH verpflichtend mit Unis kooperieren.

Die bisherige Trennung - Pflichtschullehrer werden an den PH, Lehrer für AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) an den Unis ausgebildet - soll dadurch aufgeweicht werden. Spätestens 2015/16 ist die Umstellung der Ausbildung für Volksschullehrer geplant, die künftig fünfeinhalb statt bisher drei Jahre dauern soll. Bis 2016/17 soll die Ausbildung für Sekundarstufenlehrer folgen.

(APA)

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