Medizin: Mehrheit der Plätze geht an Frauen

AUFNAHMESTS F�R DAS MEDIZINSTUDIUM IN WIEN
AUFNAHMESTS F�R DAS MEDIZINSTUDIUM IN WIEN(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Im Herbst werden 805 Frauen und 756 Männer mit einem Medizinstudium in Österreich beginnen. Doch obwohl mehr Frauen zum Medizinstudium zugelassen wurden, haben die Männer beim Aufnahmetest besser abgeschnitten.

Wien. Das Warten für die 10.000 Medizin-Bewerber hat ein Ende: Gestern, Mittwoch, haben diese erfahren, ob sie den Aufnahmetest geschafft haben und im Herbst mit dem Medizinstudium in Österreich beginnen dürfen. Freuen konnten sich dabei aber nur wenige. Denn nicht einmal jeder sechste Studieninteressent wurde aufgenommen.

An den Medizin-Universitäten Wien, Innsbruck und Graz sowie an der Medizinischen Fakultät in Linz haben insgesamt 9948 Bewerber den Eignungstest absolviert. Exakt 1561 von ihnen wurden nun zum Studium zugelassen. Interessant ist, dass diesmal österreichweit mehr Frauen als Männer mit dem Medizinstudium beginnen werden. Konkret sind es 805 Frauen (52 Prozent) und 756 Männer (48 Prozent).

Allein die Tatsache, dass mehr Frauen mit dem Studium beginnen werden, sagt freilich noch nicht viel darüber aus, ob sie beim Test auch besser abgeschnitten haben. Schon ein zweiter Blick auf die Zahlen verrät: Das ist nicht der Fall. Es haben sich nämlich mehr Frauen als Männer für das Studium beworben. Der Anteil der Bewerberinnen lag bei 59Prozent, jener der Bewerber bei 41 Prozent.

Dementsprechend ist eine Studienanfängerquote von 52 Prozent Frauen für jene, die bemüht sind, den Eignungstest gendergerecht zu gestalten, bestenfalls ein kleiner Erfolg. Es zeigt sich zumindest, dass der Leistungsunterschied zwischen den Geschlechtern geringer wird. Noch im Vorjahr betrug der Frauenanteil bei den Kandidaten 58 Prozent, bei den Aufgenommenen 48Prozent.

(C) DiePresse

Diskussionen um Frauenanteil

Der einst geringe Frauenanteil hat in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen über die Gendergerechtigkeit geführt. Vor allem der sogenannte EMS-Test, der vor zwei Jahren zum letzten Mal stattfand, stand im Verdacht, Frauen zu benachteiligen. Deshalb entschied sich die Med-Uni Wien 2012 dazu, eine genderspezifische Auswertung zu machen und die Frauen milder zu beurteilen. Das stieß auf heftige Kritik. Im Jahr 2013 wurde dann – auch mit Hinblick auf die Genderdiskussion – in ganz Österreich ein komplett neuer Test eingeführt: der sogenannte MedAT.

Dieser wurde heuer zum zweiten Mal an allen vier Unis durchgeführt. Eigentlich handelt es sich um zwei Tests. Den sogenannten MedAT-H für Humanmediziner und der MedAT-Z für Zahnmediziner. Ersterer prüft das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik sowie Lesekompetenz, Textverständnis und erstmals auch das akademische Denken. Die angehenden Mediziner müssen dabei aus bestimmten Sachverhalten logische Schlüsse ziehen. Ein weiterer Teil widmet sich den kognitiven Fähigkeiten. Es geht dabei etwa darum, Zahlenfolgen zu vervollständigen, Figuren zusammenzusetzen und sich Dinge zu merken. Der Test der Zahnmediziner ist größtenteils ident, statt dem Textverständnis und dem akademischen Denken werden dort aber manuelle Fähigkeiten durch einen Drahtbiegetest überprüft.

Ein Studienplatz blieb übrig

Beim Medizintest werden übrigens nicht automatisch die 1561 besten Bewerber ausgesucht. Es wird nach einer fixen Quote vorgegangen. 75 Prozent der Plätze sind für Österreicher reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Drittstaatsangehörige.

An der neuen Medizinfakultät in Linz, an der es heuer erstmals Aufnahmetests gab, führt die Quote zu einem kuriosen Fall: Eigentlich waren 45 Plätze für Österreicher, zwölf für andere EU-Bürger und drei für Drittstaatsangehörige vorgesehen. Da sich aber nur zwei Interessenten aus einem Nicht-EU-Land bewarben, konnte das Kontingent gar nicht ausgefüllt werden. Der übrig gebliebene Studienplatz ging an einen Österreicher.

Die Testergebnisse an der Linzer Medizinfakultät waren auch aus einem anderen Aspekt besonders interessant: Die oberösterreichische Landesregierung argumentierte die Errichtung der Med-Fakultät stets mit dem Medizinermangel im eigenen Bundesland. Nun war die Frage, ob eine Fakultät im eigenen Land tatsächlich vermehrt Studierende aus Oberösterreich anziehen würde – zumal die Linzer Medizinstudierenden die ersten beiden Studienjahre in Graz verbringen müssen.

Die Zahlen zeigen einen ersten symbolischen Erfolg für die oberösterreichische Landespolitik: 35 der schlussendlich 46 für Österreicher reservierten Plätze gingen an Oberösterreicher, vier an Studierende aus der Steiermark, drei nach Tirol, zwei nach Niederösterreich, je einer nach Wien und Salzburg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2014)

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