Holzinger: „Wollen keine Verstaatlichung der FH“

(c) Katharina Roßboth
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Der FHK-Präsident verteidigt die Ausbildungsverträge der Fachhochschulen. Und falls doch etwas „nicht in Ordnung“ sei, „dann wird man das sanieren“.

Die Presse: Was sagen Sie zu den Vorwürfen der ÖH, die Ausbildungsverträge einzelner FH enthielten „sittenwidrige“ Klauseln?

Helmut Holzinger:
Ich sehe die Aussagen nicht als Vorwurf, schon gar nicht an den Sektor insgesamt.


Dann bleiben wir bei den einzelnen Institutionen: Finden Sie es in Ordnung, wenn eine FH sich vertraglich zusichern lässt, dass sie die Abschlussarbeiten der Studenten veröffentlichen und alle Honorare einbehalten darf?

Ich werde über solche Einzelfälle kein Urteil abgeben. Den Vertrag hat nicht die Fachhochschulkonferenz geschlossen, sondern die einzelne Fachhochschule mit den Studierenden. Wir haben an jeder Fachhochschule eine ÖH-Vertretung, die auch im Kollegium sitzt. Wenn es hier Probleme gibt, dann soll das vor Ort geregelt werden. Aber mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem jemand durch die Instanzen gegangen wäre, weil ein Ausbildungsvertrag nicht in Ordnung war.


Warum verpflichtet man jemanden per Vertrag zur aktiven Mitarbeit an Öffentlichkeitsarbeit?

Ich will mich nicht wiederholen. Wäre etwas an einem Ausbildungsvertrag des bfi Wien nicht in Ordnung, stünde ich Ihnen jederzeit Rede und Antwort. Und alle Kollegen würden gleich reagieren. Das ist ja selbstverständlich. Sollte irgendwas missverständlich oder nicht in Ordnung sein, dann wird man das sanieren.


Halten Sie es für eine gute Idee, einen Sektor so zu organisieren, dass jede Institution ihre Verträge nach eigenem Gutdünken gestaltet? Sollte es nicht eine gemeinsame Basis geben?

Die gibt es ja. Das ist das Fachhochschulstudiengesetz. Und dass sich das Modell der Fachhochschulen 20 Jahre lang bewährt hat, fußt auch auf dem Private-Public-Partnership-Modell. Was wir sicher nicht wollen, ist Verstaatlichung des FH-Sektors. Was übrigens auch weitestreichende Konsequenzen finanzieller Natur hätte: Denn dann müsste für die gesamten Kosten des Studienbetriebs im FH-Sektor der Bund aufkommen. Was er ja jetzt nicht tut.


Man sollte also alles so belassen, wie es ist – und nicht vonseiten des Ministeriums andere Rahmenbedingungen schaffen?

Wir sehen keine Notwendigkeit dafür. Dort, wo es Probleme gibt, soll es vor Ort durch die gewählte Studentenvertretung geklärt werden.


Glauben Sie wirklich, lokale Studentenvertreter haben die Macht, sich hier zur Wehr zu setzen?

Ja. Wäre es nicht so, dann wäre das ja in zweifacher Hinsicht ein problematisches Signal: Dass erstens der partizipative Charakter dieser Konstruktion nicht beibehalten wird. Und dass zweitens Studierenden Rechte, die ihnen zustehen, vorenthalten werden.


Wenn Sie im Großen und Ganzen keine Probleme sehen, braucht es auch den FH-Gipfel nicht, den sich die ÖH wünscht. Oder?

Man kann immer einen FH-Gipfel veranstalten. Und da kann man dann natürlich auch über alle möglichen Dinge reden. Worüber wir auf jeden Fall reden müssen ist, wie wir die Rahmenbedingungen für den Sektor insgesamt verbessern können. Etwa, wie wir es schaffen, dass wir nicht 35.000 Studierwillige mangels Studienplätzen wegschicken müssen. Wie wir sicherstellen können, dass die guten Betreuungsverhältnisse aufrecht bleiben.


Wie rasch müsste der Ausbau vonstatten gehen?

Wir kommen mit dem jetzigen Plan nicht einmal auf die 50.000 Plätze, die im Regierungsprogramm stehen. Der Finanzierungsvorbehalt, den die Regierung überall hineinschreibt, mutet so an, als paktiere man zwar etwas, schreibe dann aber ins Kleingedruckte, dass das alles doch nicht gilt. Das, was wir wollen, ist, dass die Regierung ihr eigenes Paktum erfüllt.


Und Sie wollen mehr Geld pro Studienplatz.

Um die guten Betreuungsrelationen sichern zu können, brauchen wir einen Teuerungsausgleich. Wir sprechen da von knapp 102 Millionen Euro bis zum Jahr 2018, bezogen auf mehr als 45.000 Studienplätze.


Für die Unis kämpft der Minister offen für den Ausgleich der Inflation. Der Appell der Fachhochschulen scheint da nicht so anzukommen. Hat Reinhold Mitterlehner die FH nicht ausreichend im Blick?

Sie können sicher sein, dass wir dafür Sorge tragen, dass der Minister uns nicht übersehen kann.


Von alleine schaut er nicht hin?

Ich glaube, um in Blickkontakt zu treten, braucht es zwei. Ich orte bei ihm die Bereitschaft und wir sind immer gerne bereit, ihn dabei zu unterstützen, mit uns in Blickkontakt zu kommen.

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