US-Unis schneiden besses ab: "Es geht ums Geld"

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Für Stanford-Professor Prinz steht in Österreich zu wenig Geld zur Verfügung. Aber auch der Verlust der jüdischen Intelligenz spiele eine Rolle.

Der an der Stanford University lehrende österreichische Physiker Friedrich Prinz hat eine einfache Erklärung für das bessere Abschneiden von US-Universitäten bei diversen Rankings. "Es geht ums Geld", so Prinz im Gespräch am Rande der Technologiegespräche beim Forum Alpbach. Aber auch der Verlust der jüdischen Intelligenz vor und nach dem Zweiten Weltkrieg spiele eine Rolle.

"Der Ruf einer Universität wird nicht über kurze Zeit aufgebaut, sondern über Jahrzehnte", so Prinz. "Und der Ruf vieler US-Unis geht auf den Verlust der jüdischen Intelligenz in Europa zurück. Viele sind nach Amerika gegangen und haben beigetragen, den Wissenschaftsstandort USA neu aufzubauen. Dadurch und mit starker Unterstützung von Staat und Industrie wurde das Modell der US-Forschungsuniversität nach dem Krieg aufgebaut - und dieses Modell hat sich als überlegen erwiesen."

Europäische Unis sind schlecht finanziert

"Entscheidend ist aber dabei, dass man genügend Geld zur Verfügung stellt", betonte Prinz. "Gemessen an Dollar oder Euro pro Student liegen die führenden US-Unis weit vor den europäischen und vor allem österreichischen Universitäten. Es gibt sicher auch in Europa Unis, die gut finanziert sind - etwa die ETH Zürich -, aber die meisten sind schlecht finanziert. Und das spiegelt sich in den Rankings wider." So habe Stanford mit seinen rund 15.000 Studenten wesentlich mehr Budget als alle österreichischen Unis mit ihren 300.000 Studenten zusammen.

Umgekehrt habe er gehört, dass etwa die Stadt Wien mehr für Musik ausgebe als die US-Regierung. Dementsprechend genieße Wien auch einen Ruf als Musikmetropole. Darüber hinaus hätten sich etwa die Philharmoniker wie die US-Unis über Jahrzehnte einen hervorragenden Ruf erarbeitet - das liege vor allem daran, dass sie an der Tradition, ihre Mitglieder selbst auswählen zu können, festhielten. "Das sollten die österreichischen Unis auch können."

Das "bessere Scheitern"

Prinz referiert in Alpbach zum Thema "Scheitern in der Forschung". In den USA gehe man mit diesem Thema emotionsloser um - etwa wenn Forschungsanträge nicht durchgehen: "Das Scheitern ist unvermeidlich. Man muss es einfach akzeptieren, wenn man etwas ausprobiert. Die meisten Experimente im Leben gehen daneben. Wichtig ist, dass einige davon zum Erfolg führen."

"Ich glaube, es geht in den USA etwas emotionsfreier zu, wenn man etwas nicht schafft. Man denkt nicht lange drüber nach, nach einer Nacht ist man drüber hinweg. Es geht etwas schneller", so Prinz. "Ich glaube, das hängt mit den vielen Möglichkeiten aufgrund der Größe des Landes zusammen. Die Leute sagen: Wenn ich es hier nicht erreichen kann, gehe ich woanders hin." In einem kleinen Land wie Österreich gebe es dagegen nicht so viele Chancen. Längerfristig würde sich dies aber durch das Zusammenwachsen Europas und die dadurch entstehenden Möglichkeiten ausgleichen.

"In Österreich ist in der Forschungsszene einfach zu wenig Geld, das ist die größte Herausforderung", so Prinz. In den USA gebe es unvergleichbar mehr Fördermöglichkeiten - gerade von privater Seite, etwa von Stiftungen wie der Gates-Foundation. "Und es entstehen immer neue Stiftungen - das ist vor allem für die Grundlagenforschung ein enormes Potenzial." Natürlich werde sich das nicht kurzfristig eins zu eins auf Österreich bzw. Europa übertragen lassen: "Da muss man in Jahren und Jahrzehnten denken." Derzeit sei die Wissenschaft in Österreich sehr stark vom Staat abhängig - und der habe wie überall kein Geld.

Weiterer Unterschied: Die USA hätten eine lebendige Risikokapital-Szene, die anders als Banken keine Sicherheiten verlange. "Die Venture-Capital-Szene ist bereit, dass in ihrem Portfolio von zehn Firmen fünf bis acht oder neun scheitern - wenn eine groß genug ist, wiegt das alles andere auf", so Prinz. Nicht zuletzt deshalb sei es völlig normal, dass etwa ein aus einer Uni entwickeltes Start-Up-Unternehmen eben einmal nicht funktioniere. "Eine Firma kommt und geht, eine Idee lässt sich nicht realisieren - Let's move on. Eine Gesellschaft muss das akzeptieren."

(APA)

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