Budget: Bildung ist wichtiger als Pensionen

Sonja Hammerschmid
Sonja Hammerschmid(c) Michaela Bruckberger
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Rektorin Sonja Hammerschmid fordert von Finanzminister Spindelegger ein Umdenken in Finanzierungsfragen. Sie klagt an ihrer Uni nicht über Frauen-, sondern über Männermangel.

Die Presse: Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat in der „Presse" angekündigt, dass den Unis in der nächsten Budgetperiode wohl gerade die Inflation abgegolten wird. Das ist doch etwas zu wenig, oder?

Sonja Hammerschmid: Das ist etwas zu wenig, um große Sprünge zu machen und uns kräftig weiterentwickeln zu können. Mit der angekündigten Budgeterhöhung um 630 Millionen Euro können wir unsere Kosten abdecken, das ist der Stand der Dinge. Wir bewegen uns auf dem Level weiter, auf dem wir jetzt sind.

Die Akademikerquote in Österreich ist äußerst niedrig, die Studentenzahlen steigen: Die Ausgabensituation wird prekärer.

Das Dilemma löst sich mit der Inflationsabdeckung nicht auf. Mehr Studierende werden an die Universitäten drängen. Das ist eine gewaltige Herausforderung, vor allem für jene Universitäten, die keine Zugangsbeschränkungen haben. Die Betreuungsrelationen werden sich weiter verschlechtern. Wir an der Vetmed und die Med-Unis haben ja die Sonderstellung, dass wir Studienplatzkontingente haben. Das hilft für die Planbarkeit enorm.

Rektorenchef Heinrich Schmidinger ist ein sehr konsensualer Mann. Wirklich durchsetzungsfähig scheint er aber nicht, er haut nicht auf den Tisch.

(Lacht.) Sie werden jetzt von mir nicht hören, dass ich unseren Präsidenten angreife. Poltern hilft wahrscheinlich nicht viel. Ich glaube, wir können unseren Minister in seiner Arbeit nur unterstützen und Finanzminister Spindelegger Argumente liefern, warum es wichtig ist, unsere Unis besser zu finanzieren, uns mehr Geld zu geben. Es geht darum, den Nutzen zu zeigen, den die Universitäten für die Gesellschaft bringen. Um zu rechtfertigen, dass die Priorität Nummer eins Bildung-Wissenschaft-Forschung sein sollte - und nicht Pensionen oder Landwirtschaft.

Schmidinger wird für sein Amt ja nicht noch einmal kandidieren, die Karten in der Universitätenkonferenz werden neu gemischt.

Ja, aber das dauert noch eine ganze Weile.

Es gibt immerhin schon sechs Rektorinnen. Eigentlich ist es an der Zeit, dass auch eine Frau Uniko-Chefin wird.

Die Weichen sind gestellt, es gibt genug weibliche Kandidatinnen dafür, das ist keine Frage. Die Diskussion wird in einem Jahr geführt.

Ihnen wird jedenfalls nachgesagt, dass Sie sich dieses Amt vorstellen könnten.

(Lacht.) Wie Sie wissen, habe ich im Dezember schon einmal gegen den amtierenden Uniko-Präsidenten Schmidinger kandidiert und knapp verloren. Das nehme ich zur Kenntnis. Ich kann auch verlieren.

Nun, wer weiß, was die Zukunft bringt.

Wer weiß, was sie bringt. Genau.

Noch vor wenigen Jahren hat es keine weibliche Rektorin gegeben. Das war einmal bei den Studierenden genauso. Seit vielen Jahren gibt es mehr Studienanfängerinnen und mehr Absolventinnen, die Männerrate unter den Akademikern sinkt.

Ausgewogenheit ist immer gut. Mein Credo ist: Fifty-fifty ist die beste, die kreativste Lösung. Ich glaube, es hat viel mit Studienbedingungen zu tun, mit der Attraktivität von einzelnen Studienrichtungen. Bei uns sind 80 Prozent weibliche Studierende an der Uni, das hängt natürlich mit unserem Berufsbild zusammen Der Mangel an männlichen Studierenden ist auch eine Genderfrage.

Ihrer Meinung nach gibt es da Handlungsbedarf.

Wir trachten nach Ausgewogenheit, indem wir jedes Jahr an landwirtschaftlichen Schulen unsere Studienrichtungen vorstellen und das Berufsbild auch zurechtrücken. Das Berufsbild ist durch die Medien stark gezeichnet von einem romantisierenden Tierarztbild, das nicht der Realität entspricht.

Wo gilt es anzusetzen?

Wir suchen händeringend Landtierärzte und Nutztierärzte, auch das öffentliche Veterinärwesen ist ein ganz großes Thema, das viel bekannter werden muss. Und natürlich auch die Wissenschaft. Veterinärmediziner sind in der biomedizinischen Forschung äußerst gesucht, nicht nur an unserer eigenen Universität, sondern auch im Kontext mit medizinischer und pharmazeutischer Forschung und mit Forschung im Bereich der Lebensmittelsicherheit.

Zur Person

Sonja Hammerschmid ist Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Nach ihrem Biologie-Studium an der Universität Wien und ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit als Postdoc am Vienna Biocenter wechselte sie in die Wirtschaft und begann als Produktmanagerin beim Laborausstatter Margaritella-Biotrade GmbH. Die 46-Jährige ist seit September 2010 Rektorin.

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