Aufnahmetest für Lehrer: Durchfallen ist unmöglich

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Angehende Lehramtsstudenten der Uni Wien mussten sich am Montag zum ersten Mal einem Aufnahmeverfahren stellen. 2000 Bewerber kamen. Schon vor dem Test war klar: Aufgenommen werden alle.

Wien. Vor der Messehalle A wehen die Fahnen der Universität Wien. Entlang dieser Fahnenmasten stehen hunderte junge Menschen. Sie alle warten auf den Einlass und wollen zu ihrem Uni-Aufnahmetest. Dieses Bild wird sich in den kommenden Tagen noch oft bieten. In der Messehalle werden nämlich die künftigen Lehrer, Psychologen, Publizisten, Biologen, Pharmazeuten und Ernährungswissenschaftler ausgesucht. Am gestrigen Montag waren die Lehramtsstudenten dran. Eine ungewöhnliche Premiere.

Zum ersten Mal mussten sich angehende Lehrer an einer Universität einem Aufnahmetest unterziehen. Bislang war das nur an Pädagogischen Hochschulen (PH) üblich. Fast 2000 der 2400 angemeldeten Studieninteressenten nehmen noch vor zehn Uhr in der Halle A Platz. Ihre persönlichen Sachen haben sie da bereits in der Garderobe abgegeben und den Security-Check hinter sich. Mitnehmen dürfen die Prüflinge – wie die Plakate eindringlich beschreiben – nur den Lichtbildausweis, die Einlassbestätigung, Speisen und Getränke in einem durchsichtigen Plastiksackerl und einen Kugelschreiber. Letzterer braucht allerdings eine schwarze Mine.

Zweieinhalb Stunden sitzen die künftigen Lehramtsstudenten dann vor dem Multiple-Choice-Test. Getestet werden dabei sowohl ihr logisches Denken als auch ihre verbalen und analytischen Fähigkeiten. Außerdem mussten sich die Kandidaten mithilfe einer vorgegebenen Prüfungsliteratur auf einen Wissenstest zum Thema Pädagogik vorbereiten. Fachwissen wird nicht geprüft. Immerhin sitzen hier Theologie-, Biologie-, Deutsch- und Chemiestudenten bunt gemischt. Sie alle haben denselben Test.

Auffallend ist: Richtig nervös ist hier kaum jemand. „Angst habe ich nicht, ich bin nur müde“, sagt die 18-jährige Birgit. Angst wäre auch überflüssig. Die Prüflinge wissen: Aufgenommen wird hier jeder. Denn es gibt keine festgelegte Platzzahl. Viel eher sollten die Interessenten beim Test selbst feststellen, ob sie für ein Lehramtsstudium geeignet sind. Wer besonders schlecht abschneidet und weniger als 30 Prozent der Punkte erreicht, hat nur mit einer Konsequenz zu rechnen: Er bzw. sie wird zwischen 22. und 26. September von der Universität zu einem Beratungsgespräch eingeladen. „Wir lassen uns überraschen, ob hier fünf oder 500 Studieninteressenten kommen“, sagt Vizerektorin Christa Schnabl. Auch die endgültige Entscheidung bleibt bei den Studierenden.

„Ich kann das besser“

Unter den 2000 Bewerbern gibt es wohl ebenso viele Studienmotive. Das Biologie- und Englischstudium ist etwa für die 20-jährige Feline Müller lediglich Plan B. Plan A war ein Zahntechnik- oder Physiotherapiestudium. In diesen Fächern scheiterte sie aber an den Aufnahmetests. Der 46-jährige Kolumbianer Libardo Díaz Serrano war wiederum schon in seiner Heimat Lehrer und möchte nun in Österreich von vorn beginnen. Und der 19-jährige Burgenländer Daniel Radakovits weiß schon seit fünf Jahren, dass er Lehrer werden will. Warum? „Da ich mich über meine Lehrer geärgert und mir immer gedacht habe: Ich kann das besser.“

An der Uni Graz, der TU Graz und der Uni Klagenfurt findet der Aufnahmetest übrigens von 8. bis 10.September statt. Der Unterschied: Dort muss die Prüfung positiv absolviert werden. (j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.